Rituale
Manchmal, wenn die Welt um mich herum zu toben beginnt, gibt es mir ein Gefühl der Sicherheit, wenn ich mich hinter einigen Ritualen verstecken kann. Diese Rituale vermitteln mir dann das beruhigende Gefühl, dass ich die Situation, mag sie noch so chaotisch, unbekannt und neu sein, gelassen, soverän und mit Ruhe meistere. Rituale sind quasi die ruhige Insel, auf die man sich bei Bedarf flüchten kann.
Man kann diese Rituale auch gerne mit einem kleinen bisschen Aberglauben gleich setzen. Gut, an die Sache mit den schwarzen Katzen glaube ich nicht, einfach, weil ich zwei Exemplare zuhause sitzen habe und die so oft um mich herumlaufen, dass ich einfach nicht mitzählen kann, ob die Katze nun von links oder von rechts gekommen ist und ob ich jetzt Glück oder Pech habe. Aber ich gehe nicht unter Leitern durch (ich hab es mal gemacht und habe mich dabei sehr, sehr unwohl gefühlt), ich hebe Geld auf, wenn ich es auf der Straße finde, und wenn es sich nur um ein Centstück handelt. Ich wünsche mir etwas, wenn ich ein Auto mit einer Nummerntafel sehe, wo die gleiche Ziffer dreimal hintereinander draufsteht, ich freue mich über ein positives Tageshoroskop und wenn mir ein Rauchfangkehrer über den Weg läuft, halte ich einen Knopf an meiner Kleidung solange fest, bis ich einen Briefkasten oder einen Hund sehe. Ich tue also mein Möglichstes, um das Gefühl zu haben, dass ich von positiver Energie – gutem Juju – umgeben bin.
Bei all den Ritualen muss man aber aufpassen, damit man nichts durcheinander bringt – Juju ist eine komplizierte Sache: bei einem Polterabend zerschlägt man Porzellan, denn „Scherben bringen Glück“, aber kein Glas, denn „Glück und Glas, wie leicht bricht das“. Manchmal sind sich die unterschiedlichen Autoren auch nicht einig, denn einige behaupten, man muss ein Hufeisen mit der Öffnung nach unten aufhängen, damit das Glück auslaufen und sich somit verteilen kann, wohingegen andere meinen, die Öffnung muss nach oben zeigen, damit das Glück nicht verloren gehen kann. Und ist Freitag, der 13. nun ein Glücks- oder ein Unglückstag? Wer ist der Herr über all diese Juju-Regeln, wer hilft uns, all dies nicht durcheinanderzubringen und somit großes kosmisches Unheil anzurichten? Denn ich bin mir sicher, auch beim Juju gilt die alte Juristenregel „Unwissenheit schützt vor Strafe nicht“.
Trotz aller Rationalität in unserem Leben drücken wir also Freunden die Daumen, wenn sie eine Prüfung haben oder unsicher sind, ob sie etwas schaffen, wir klopfen auf Holz, um ein Unglück nicht herbeizurufen, wir freuen uns, wenn wir vierblättrigen Klee finden ohne ihn suchen zu müssen und achten darauf, dass wir keine Spiegel zerbrechen, damit wir keine sieben Jahre Pech haben. Wir sorgen dafür, dass wir immer gutes Juju um uns haben.
Gibt es auch ein Single-Juju? Kleine Rituale, die uns Singles das Gefühl vermitteln, dass wir die Situation um uns herum doch im Griff haben? Ein kleines bisschen Liebeszauber, um das Universum gnädig zu stimmen? Oder zählt auch dies nur in die Kategorie „purer Aberglaube“? Und ist es statistisch erwiesen, dass die Sechser im Lotto an Singles gehen, denn „Glück im Spiel, Pech in der Liebe“? Nun ja, Lotto spiele ich schon seit ewigen Zeiten nicht mehr – hauptsächlich weil ich regelmäßig darauf vergesse – von daher habe ich kein Glück im Spiel, das Liebesglück sollte mir damit wohl sicher sein. Oder zählt dies nur, wenn man tatsächlich spielt und verliert?
Ich persönlich habe mein Dating-Juju, ein fixes Ritual, das ich vor Dates durchlaufe, das mir das Gefühl vermittelt „ich sehe toll aus, ich bin eine hinreißende Frau, und wenn das nicht reicht, dann war er nicht mein Mr. Right“. Die Nervosität wird dadurch vor dem Date nicht weniger – mir schlägt trotz Allem das Herz mindestens bis zum Hals. Und ich kann auch nicht behaupten, dass mir mein Dating-Juju bis jetzt viel gebracht hätte (sonst wäre ich wohl nicht mehr Single), aber es beruhigt mich etwas - meine Dates würden mit Sicherheit nicht anders verlaufen, wenn ich mein Dating-Juju mal auslassen würde (und es ist extrem zeitaufwendig: duschen, Haare fönen, Gesicht peelen, Feuchtigkeitsmaske, Maniküre, Pediküre, sorgfältig schminken und mindestens dreimal umziehen). Aber ich würde mich mit Sicherheit so fühlen, als ob ich unter einer Leiter durchgegangen wäre. Und würde alles als „böses Omen“ deuten, was mir auf dem Weg zum Date passiert. Mit meinem Dating-Juju im Rücken bin ich am D-Day sehr geneigt, jeden noch so klitzekleinen Hinweis als Zeichen des Universums zu deuten, dass es mir heute gnädig gestimmt sein wird und somit der Abend ein voller Erfolg werden wird.
Wenn ich dann in dem Lokal ankomme, stelle ich meistens fest, dass mein Date anscheinend kein vor-Date-Ritual durchläuft. Ein Mann würde nie auf die Idee kommen, sich wie eine Frau für ein Date aufzubrezeln. Er überlegt sich nicht, mit welchem Outfit er am attraktivsten aussieht, er zieht einfach Jeans und ein T-Shirt an. Ja, vielleicht duscht er vorher, aber die Rasur muss von in der Früh reichen, bzw lässt er einen verwegenen drei-Tage-Bart stehen. Vielleicht liegt es ja auch daran, dass der Mann das Date gar nicht als Date klassifiziert und somit gar kein Dating-Juju benötigt. Oder Männer sind einfach von vornherein die cooleren Knochen, die Juju als Weiberding abstempeln und die dem Schicksal offen ins Gesicht lachen...
Als vorsichtiger Mensch bin ich somit geneigt zu glauben „hilft’s nix, so schad’ts nix“. Wer weiß, wie mein Leben aussehen würde, wenn ich mich nicht um mein Juju kümmere. Vielleicht wäre es besser, vielleicht aber auch schlimmer. Und soviel Mut zum Risiko bringe ich dann doch nicht auf, dass ich meine kleinen Alltagsrituale einfach in den Wind schieße. Find a penny, pick it up, all day long you'll have good luck…
Man kann diese Rituale auch gerne mit einem kleinen bisschen Aberglauben gleich setzen. Gut, an die Sache mit den schwarzen Katzen glaube ich nicht, einfach, weil ich zwei Exemplare zuhause sitzen habe und die so oft um mich herumlaufen, dass ich einfach nicht mitzählen kann, ob die Katze nun von links oder von rechts gekommen ist und ob ich jetzt Glück oder Pech habe. Aber ich gehe nicht unter Leitern durch (ich hab es mal gemacht und habe mich dabei sehr, sehr unwohl gefühlt), ich hebe Geld auf, wenn ich es auf der Straße finde, und wenn es sich nur um ein Centstück handelt. Ich wünsche mir etwas, wenn ich ein Auto mit einer Nummerntafel sehe, wo die gleiche Ziffer dreimal hintereinander draufsteht, ich freue mich über ein positives Tageshoroskop und wenn mir ein Rauchfangkehrer über den Weg läuft, halte ich einen Knopf an meiner Kleidung solange fest, bis ich einen Briefkasten oder einen Hund sehe. Ich tue also mein Möglichstes, um das Gefühl zu haben, dass ich von positiver Energie – gutem Juju – umgeben bin.
Bei all den Ritualen muss man aber aufpassen, damit man nichts durcheinander bringt – Juju ist eine komplizierte Sache: bei einem Polterabend zerschlägt man Porzellan, denn „Scherben bringen Glück“, aber kein Glas, denn „Glück und Glas, wie leicht bricht das“. Manchmal sind sich die unterschiedlichen Autoren auch nicht einig, denn einige behaupten, man muss ein Hufeisen mit der Öffnung nach unten aufhängen, damit das Glück auslaufen und sich somit verteilen kann, wohingegen andere meinen, die Öffnung muss nach oben zeigen, damit das Glück nicht verloren gehen kann. Und ist Freitag, der 13. nun ein Glücks- oder ein Unglückstag? Wer ist der Herr über all diese Juju-Regeln, wer hilft uns, all dies nicht durcheinanderzubringen und somit großes kosmisches Unheil anzurichten? Denn ich bin mir sicher, auch beim Juju gilt die alte Juristenregel „Unwissenheit schützt vor Strafe nicht“.
Trotz aller Rationalität in unserem Leben drücken wir also Freunden die Daumen, wenn sie eine Prüfung haben oder unsicher sind, ob sie etwas schaffen, wir klopfen auf Holz, um ein Unglück nicht herbeizurufen, wir freuen uns, wenn wir vierblättrigen Klee finden ohne ihn suchen zu müssen und achten darauf, dass wir keine Spiegel zerbrechen, damit wir keine sieben Jahre Pech haben. Wir sorgen dafür, dass wir immer gutes Juju um uns haben.
Gibt es auch ein Single-Juju? Kleine Rituale, die uns Singles das Gefühl vermitteln, dass wir die Situation um uns herum doch im Griff haben? Ein kleines bisschen Liebeszauber, um das Universum gnädig zu stimmen? Oder zählt auch dies nur in die Kategorie „purer Aberglaube“? Und ist es statistisch erwiesen, dass die Sechser im Lotto an Singles gehen, denn „Glück im Spiel, Pech in der Liebe“? Nun ja, Lotto spiele ich schon seit ewigen Zeiten nicht mehr – hauptsächlich weil ich regelmäßig darauf vergesse – von daher habe ich kein Glück im Spiel, das Liebesglück sollte mir damit wohl sicher sein. Oder zählt dies nur, wenn man tatsächlich spielt und verliert?
Ich persönlich habe mein Dating-Juju, ein fixes Ritual, das ich vor Dates durchlaufe, das mir das Gefühl vermittelt „ich sehe toll aus, ich bin eine hinreißende Frau, und wenn das nicht reicht, dann war er nicht mein Mr. Right“. Die Nervosität wird dadurch vor dem Date nicht weniger – mir schlägt trotz Allem das Herz mindestens bis zum Hals. Und ich kann auch nicht behaupten, dass mir mein Dating-Juju bis jetzt viel gebracht hätte (sonst wäre ich wohl nicht mehr Single), aber es beruhigt mich etwas - meine Dates würden mit Sicherheit nicht anders verlaufen, wenn ich mein Dating-Juju mal auslassen würde (und es ist extrem zeitaufwendig: duschen, Haare fönen, Gesicht peelen, Feuchtigkeitsmaske, Maniküre, Pediküre, sorgfältig schminken und mindestens dreimal umziehen). Aber ich würde mich mit Sicherheit so fühlen, als ob ich unter einer Leiter durchgegangen wäre. Und würde alles als „böses Omen“ deuten, was mir auf dem Weg zum Date passiert. Mit meinem Dating-Juju im Rücken bin ich am D-Day sehr geneigt, jeden noch so klitzekleinen Hinweis als Zeichen des Universums zu deuten, dass es mir heute gnädig gestimmt sein wird und somit der Abend ein voller Erfolg werden wird.
Wenn ich dann in dem Lokal ankomme, stelle ich meistens fest, dass mein Date anscheinend kein vor-Date-Ritual durchläuft. Ein Mann würde nie auf die Idee kommen, sich wie eine Frau für ein Date aufzubrezeln. Er überlegt sich nicht, mit welchem Outfit er am attraktivsten aussieht, er zieht einfach Jeans und ein T-Shirt an. Ja, vielleicht duscht er vorher, aber die Rasur muss von in der Früh reichen, bzw lässt er einen verwegenen drei-Tage-Bart stehen. Vielleicht liegt es ja auch daran, dass der Mann das Date gar nicht als Date klassifiziert und somit gar kein Dating-Juju benötigt. Oder Männer sind einfach von vornherein die cooleren Knochen, die Juju als Weiberding abstempeln und die dem Schicksal offen ins Gesicht lachen...
Als vorsichtiger Mensch bin ich somit geneigt zu glauben „hilft’s nix, so schad’ts nix“. Wer weiß, wie mein Leben aussehen würde, wenn ich mich nicht um mein Juju kümmere. Vielleicht wäre es besser, vielleicht aber auch schlimmer. Und soviel Mut zum Risiko bringe ich dann doch nicht auf, dass ich meine kleinen Alltagsrituale einfach in den Wind schieße. Find a penny, pick it up, all day long you'll have good luck…
drewshine - 14. Feb, 13:25