Sonntag, 29. April 2007

Das Eva-Prinzip

Früher war das Leben einer Frau von den drei K’s – Kinder, Kirche, Küche – bestimmt. Da die Frau auf ihren Ehemann als Ernährer angewiesen war, gab es kaum Scheidungen und unglückliche Ehen wurden ausgesessen. Heutzutage stehen wir Frauen in jeder Lebenslage unseren Mann: wir sind gut ausgebildet, haben Top-Jobs, sind in der Lage, uns selbst zu ernähren – wir leben also in jedem Lebensbereich die Gleichberechtigung. Intelligente, unabhängige Frauen, die wissen, was sie wollen – man sollte annehmen, dass sich die Männer die Beine in den Bauch stehen, um bei unsereins zu landen. Und doch sind die Meisten dieser tollen Frauen Single – woran liegt’s?

Eva Herman hat diesen Trend schon vor uns allen erkannt: Frauen, zurück an den Herd! Nur, wenn wir uns auf unsere Bestimmung besinnen, nämlich Kinder in die Welt zu setzen und das Wohl des Mannes über unser Eigenes stellen, und selbstverständlich unsere eigene Karriere aufgeben, werden wir wahre Befriedigung im Leben finden.

Wenn ich solche Zeilen lese, steigt die Wut in mir hoch. Lieber Himmel, wo war diese Frau die vergangenen 20 Jahre? Und wird sie als Nächstes die Abschaffung des Frauenwahlrechtes propagieren? Frauen bekommen oft genug in ihrer Karriere die so genannte „gläserne Decke“ eingezogen. Eine Führungsposition für eine Mid-thirty? Naja, aber sie könnte ja immer noch schwanger werden – das ist zu unsicher, lieber doch einen Mann an ihre Stelle setzen. Der Kollege verdient um einiges mehr Geld für weniger Leistung? Was hindert sie daran, sich zu beschweren und eine Gehaltserhöhung zu verlangen? Wir bekommen oft genug Hindernisse vor die Beine geworfen, aber das Ganze dann noch von einer Geschlechtsgenossin? „Verrat“ rufen da viele und fordern vehement die Wiedereinführung des Scheiterhaufens.

Woher kommt aber diese Rivalität zwischen Männern und Frauen und – ja – auch zwischen Frauen und Frauen? Egal, wie viel wir leisten und wie viel wir lernen, es wird uns doch nie genug sein. Und selbst, wenn wir dann doch im Job Anerkennung finden, dann ist dann immer noch die große Frage: Kinder oder keine Kinder? Für uns Frauen wird es immer ein „entweder – oder“ sein, wohingegen bei Männern leicht ein „und“ steht. Wenn die Frau dann aber auch die Chuzpe hat und ein „und“ einfordert, ist sie sofort als „Rabenmutter“ verschrieen und ihre Kompetenz im Job wird in Zukunft auch oft in Frage gestellt. Zusätzlich wird die Frau von Schuldgefühlen zerfressen, weil sie auf beiden Fronten einen Kampf austrägt, aber auf keiner von beiden einen Sieg davontragen kann.

Aber lassen wir all die feministischen Ansätze mal außen vor – um dieses Problem kümmere ich mich, sobald ich ein anderes Problem beseitigt habe: ich bin topp ausgebildet, habe einen superinteressanten Job, verdiene genug Geld, um meine Schuhe selbst zu bezahlen, bin witzig und lustig und – single… Für mich stellt sich somit im Augenblick gar nicht die Frage: Kinder oder Karriere, schlichtweg, weil die letzte unbefleckte Empfängnis Gerüchten zufolge ein paar tausend Jahre her ist, und Gott sich sicher keine Agnostikerin aussuchen würde, um seine Nachkommen in die Welt zu setzen.

Wo ist also das Problem? Wo bekommt man die Männer her? Ich denke, eines meiner Kernprobleme ist mit Sicherheit eines: ich bin wählerisch. Und zwar sehr wählerisch. Weniger, weil ich verlange, dass McDreamy unglaublich gut aussieht und super sexy ist, sondern weil ich den Anspruch erhebe, mich mit ihm über meinen Job unterhalten zu können und er – auch wenn er es vielleicht nicht 100%ig versteht – er dennoch Verständnis dafür aufbringen muss, wenn ich am Abend geschlaucht nachhause komme, und mir nicht ein „ich versteh nicht, was du hast – du hast doch eh nur den ganzen Tag hinter’m Computer gesessen…“ entgegenschleudert. Nun sollte man meinen, dass ein ebenso gut ausgebildeter Mann perfekt zu mir passen müsste. Und Wien ist schließlich auch eine Universitätsstadt – das sollte also kein wirkliches Problem sein.

Tja, aber irgendwie scheint mir, als ob die Männer, die ebenso gut wie ich ausgebildet sind, jemanden suchen, der zu ihnen aufsieht und der ein kleines Bisschen ihr Ego streichelt. Womit sie bei mir wieder zu 100% an die Falsche geraten, denn ich mache vor niemanden den Kotau, wenn er genauso viel leistet wie ich – vor mir kniet schließlich auch niemand und huldigt mir. Tja, und die Netten, die damit anscheinend kein Problem hätten, dürften für die nächste Zeit (oder bis zur ersten Scheidung) vom Markt sein.

Verlieren wir mit guter Ausbildung und tollen Jobs die Art von Unschuld, die notwendig ist, um sich einen tollen Mann zu krallen? Es ist fast so, wie es einst einer anderen Namensvetterin von Frau Herman ergangen ist: jene Eva, die einst im Paradies vom verbotenen Apfel der Erkenntnis genascht hat und die für ihre Wissbegierde aus dem Paradies vertrieben wurde und mit dem Fluch „unter Schmerzen sollst du Kinder gebären“ belegt wurde. Auch die wurde dafür bestraft, dass sie im Leben weiter kommen wollte…

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