Urbane Mythen
Seitdem die schlauen Menschen das Internet und das e-Mail erfunden haben, werden wir ahnungslosen User permanent auf alle möglichen und unmöglichen Gefahren, die das Leben so bergen könnte, hingewiesen und vor verschiedenen Risiken gewarnt. Sei’s, dass Deodorant Brustkrebs verursachen könnte, dass Haustiere eingehen, wenn der Fußboden mit Swiffer gewischt wird oder dass Nokia Handies verschenkt, wenn man ein mail nur oft genug weiter leitet – der Phantasie sind in diesem Bereich keine Grenzen gesetzt.
Diese Art von urbanen Mythen beschäftigt mich allerdings nicht mehr. Wenn ich ein verdächtiges Mail bekomme, dann surfe ich kurz zum Hoax-Info Service der TU-Berlin, hier findet man eigentlich immer eine Antwort darauf, ob das Mail, das man gerade erhalten hat, einen seriösen Background hat oder nicht. Und wenn es sich um ein Hoax handelt, dann clicke ich auf „allen antworten“ und weise darauf hin, dass es sich um ein Hoax handelt und man das Mail bitte nicht weiterleiten soll. Hat bis jetzt anstandslos funktioniert, und mir hat noch niemand virtuelle Ohrfeigen deswegen angedroht.
Vor anderen urbanen Mythen wird frau jedoch von niemandem gewarnt. Also möchte ich sie hier andiskutieren:
Mythos 1: Zwei Freunde von mir haben sich über eine online-Singlebörse kennen gelernt und heiraten in zwei Wochen.
Es ist lustig: jeder kennt jemanden, der jemanden kennt, der die Liebe seines Lebens über eine Internet-Singlebörse gefunden hat. Und dass dieser betreffende Mensch genau der Deckel ist, den man zum persönlichen Topf schon immer gesucht hat. Vielleicht bin ich anspruchsvoll, wählerisch oder schlichtweg nur schwer vermittelbar: die Jungs, die mich interessieren würden, antworten mir nicht, und die, die mich anschreiben, finde ich wiederum zum Schreien. Ich habe mich auch schon durch einige Blind- und Halbblind-Dates durchgekämpft, was dazu geführt hat, dass mir mittlerweile die Lust am Daten gehörig vergangen ist, denn im besten Fall bin ich aus dem Lokal raus gegangen und dachte mir „ja, nett, aber niemand, den ich öfters sehen möchte“, im schlimmsten Fall hab ich mich einige hundert Kilometer weit weggewünscht und habe die Tatsache verflucht, dass ich dem betreffenden Mann einige private Daten, wie meinen Namen und meine Telefonnummer verraten habe. Warum ich weiterhin online-date? Nun, vielleicht ist meine individuelle Schmerzgrenze noch nicht erreicht, meine ultimative Leidensfähigkeit noch nicht bis zum letzten Punkt ausgelotet. Oder aber, ich hege die – zugegeben etwas naive – Hoffnung, dass McDreamy sich doch hinter einem ulkigem Nickname verbirgt…
Mythos 2: Ich habe das ultimative Schlankheitsmittel entdeckt, man braucht keinen Sport zu betreiben und kann weiterhin essen, was man will, und die Kilos purzeln nur so…
Wer immer diesen Satz hört: Rückzug – der Betreffende, der diesen Satz von sich gibt, ist mit Sicherheit prozentuell am Umsatz beteiligt! In Sachen Figurprobleme gibt es nur zwei Möglichkeiten: entweder, sich essens- und sportmäßig kasteien, oder sich damit abfinden, wie man aussieht, und dafür sorgen, dass es nicht schlimmer wird. Denn plastische Chirurgie ist – glaube ich zumindest – zur Gewichtsreduktion nicht wirklich geeignet… In diesem Sinne präsentiere ich den Slogan: Wahre Frauen stehen zu ihren Kurven – und wahre Männer können damit umgehen.
Mythos 3: Ich hab da einen Freund, der unglaublich gut zu dir passen würde. Ihr seid in etwa gleich alt, und er ist phantastisch – ich kann gar nicht verstehen, warum dieser Traumtyp schon so lange Single ist…
Auch hier ist eine gesunde Portion Vorsicht angebracht. Wenn der Typ so wahnsinnig toll wäre, dann hätte ihn sich schon eine clevere, schöne Frau gekrallt und ihn vor den Altar geschleppt. Wenn ein Mann in meinem Alter ein Langzeitsingle ist, dann kann das folgende Gründe haben: er ist gerne Single (auch solche Männer gibt’s, Mädels… leider…) oder aber es hat einen tief sitzenden Grund, warum er noch Single ist. Entweder ist er so schrullig, das ein normales Zusammenleben mit ihm nicht möglich ist, oder man hat eine Dreiecksbeziehung mit ihm und seinem Ego, oder der Typ ist einfach nicht mehr resozialisierbar.
In diesem Fall würde ich auch überprüfen, wie gut ihr mit der Freundin/dem Freund befreundet seid, der euch diesen Traummann so anpreist: seid ihr noch Geld schuldig, habt ihr mal schlecht über ihn/sie gesprochen, ist sonst eine Katastrophe passiert, wo euer individuelles Karma noch schwer negativ ist? Rache schmeckt ja bekanntlich am Besten, wenn sie kalt gegessen wird und Tiefschläge schmerzen am Meisten, wenn man sie am Wenigsten erwartet.
Mythos 4: Ich bin mit ein Grund, warum die Sexstatistik der Österreicher so wahnsinnig schlecht ist…
Oh weh, armer Junge, komm her, lass dich ein bisschen drücken und trösten, wobei… halt, damit hat er ja, ohne sich großartig anstrengen zu müssen, sein Ziel erreicht. Und er hatte es nicht mal schwer dabei – wir haben schon vor der eigentlichen Belagerung die Zugbrücke runter gelassen und die Tore geöffnet. Dabei mögen wir es doch so, wenn „Mann“ ein bissl sportlichen Ehrgeiz an den Tag legt, wenn er uns erobern möchte.
… abgesehen davon, ist euch das vielleicht auch schon aufgefallen: lustigerweise sind die, die solche Sätze von sich geben, diejenigen, für die’s am wenigsten zutrifft und die kaum etwas anbrennen lassen. Ein Schelm, der da was Böses denkt…
Mythos 5: Ich ruf dich an!
No comment!
Ich frage mich, woran es liegt, dass wir gerade in Herzensdingen so bereit sind, alle Vorsicht über Bord zu werfen und uns Hals über Kopf ins Gefühlschaos zu stürzen. Jeden Vertrag lesen wir bis ins kleinste Kleingedruckte, jede Meldung in den Nachrichten wird überprüft, ob es sich um eine Ente handeln könnte und wir schauen jedem Handwerker auf die Finger, nur damit er uns nicht über’s Ohr haut. In materiellen Dingen sind wir überextrem vorsichtig. Und wenn’s ums Emotionale geht – also das, wo’s so richtig weh tut, wenn man auf die Schnauze fällt – sind wir bereit, alle Märchen und Mythen, die uns so aufgetischt werden, zu glauben. Warum? Nun, vielleicht, weil wir im tiefsten Inneren immer noch an das Märchen glauben und hoffen, dass es auch uns eines Tages widerfährt…
Diese Art von urbanen Mythen beschäftigt mich allerdings nicht mehr. Wenn ich ein verdächtiges Mail bekomme, dann surfe ich kurz zum Hoax-Info Service der TU-Berlin, hier findet man eigentlich immer eine Antwort darauf, ob das Mail, das man gerade erhalten hat, einen seriösen Background hat oder nicht. Und wenn es sich um ein Hoax handelt, dann clicke ich auf „allen antworten“ und weise darauf hin, dass es sich um ein Hoax handelt und man das Mail bitte nicht weiterleiten soll. Hat bis jetzt anstandslos funktioniert, und mir hat noch niemand virtuelle Ohrfeigen deswegen angedroht.
Vor anderen urbanen Mythen wird frau jedoch von niemandem gewarnt. Also möchte ich sie hier andiskutieren:
Mythos 1: Zwei Freunde von mir haben sich über eine online-Singlebörse kennen gelernt und heiraten in zwei Wochen.
Es ist lustig: jeder kennt jemanden, der jemanden kennt, der die Liebe seines Lebens über eine Internet-Singlebörse gefunden hat. Und dass dieser betreffende Mensch genau der Deckel ist, den man zum persönlichen Topf schon immer gesucht hat. Vielleicht bin ich anspruchsvoll, wählerisch oder schlichtweg nur schwer vermittelbar: die Jungs, die mich interessieren würden, antworten mir nicht, und die, die mich anschreiben, finde ich wiederum zum Schreien. Ich habe mich auch schon durch einige Blind- und Halbblind-Dates durchgekämpft, was dazu geführt hat, dass mir mittlerweile die Lust am Daten gehörig vergangen ist, denn im besten Fall bin ich aus dem Lokal raus gegangen und dachte mir „ja, nett, aber niemand, den ich öfters sehen möchte“, im schlimmsten Fall hab ich mich einige hundert Kilometer weit weggewünscht und habe die Tatsache verflucht, dass ich dem betreffenden Mann einige private Daten, wie meinen Namen und meine Telefonnummer verraten habe. Warum ich weiterhin online-date? Nun, vielleicht ist meine individuelle Schmerzgrenze noch nicht erreicht, meine ultimative Leidensfähigkeit noch nicht bis zum letzten Punkt ausgelotet. Oder aber, ich hege die – zugegeben etwas naive – Hoffnung, dass McDreamy sich doch hinter einem ulkigem Nickname verbirgt…
Mythos 2: Ich habe das ultimative Schlankheitsmittel entdeckt, man braucht keinen Sport zu betreiben und kann weiterhin essen, was man will, und die Kilos purzeln nur so…
Wer immer diesen Satz hört: Rückzug – der Betreffende, der diesen Satz von sich gibt, ist mit Sicherheit prozentuell am Umsatz beteiligt! In Sachen Figurprobleme gibt es nur zwei Möglichkeiten: entweder, sich essens- und sportmäßig kasteien, oder sich damit abfinden, wie man aussieht, und dafür sorgen, dass es nicht schlimmer wird. Denn plastische Chirurgie ist – glaube ich zumindest – zur Gewichtsreduktion nicht wirklich geeignet… In diesem Sinne präsentiere ich den Slogan: Wahre Frauen stehen zu ihren Kurven – und wahre Männer können damit umgehen.
Mythos 3: Ich hab da einen Freund, der unglaublich gut zu dir passen würde. Ihr seid in etwa gleich alt, und er ist phantastisch – ich kann gar nicht verstehen, warum dieser Traumtyp schon so lange Single ist…
Auch hier ist eine gesunde Portion Vorsicht angebracht. Wenn der Typ so wahnsinnig toll wäre, dann hätte ihn sich schon eine clevere, schöne Frau gekrallt und ihn vor den Altar geschleppt. Wenn ein Mann in meinem Alter ein Langzeitsingle ist, dann kann das folgende Gründe haben: er ist gerne Single (auch solche Männer gibt’s, Mädels… leider…) oder aber es hat einen tief sitzenden Grund, warum er noch Single ist. Entweder ist er so schrullig, das ein normales Zusammenleben mit ihm nicht möglich ist, oder man hat eine Dreiecksbeziehung mit ihm und seinem Ego, oder der Typ ist einfach nicht mehr resozialisierbar.
In diesem Fall würde ich auch überprüfen, wie gut ihr mit der Freundin/dem Freund befreundet seid, der euch diesen Traummann so anpreist: seid ihr noch Geld schuldig, habt ihr mal schlecht über ihn/sie gesprochen, ist sonst eine Katastrophe passiert, wo euer individuelles Karma noch schwer negativ ist? Rache schmeckt ja bekanntlich am Besten, wenn sie kalt gegessen wird und Tiefschläge schmerzen am Meisten, wenn man sie am Wenigsten erwartet.
Mythos 4: Ich bin mit ein Grund, warum die Sexstatistik der Österreicher so wahnsinnig schlecht ist…
Oh weh, armer Junge, komm her, lass dich ein bisschen drücken und trösten, wobei… halt, damit hat er ja, ohne sich großartig anstrengen zu müssen, sein Ziel erreicht. Und er hatte es nicht mal schwer dabei – wir haben schon vor der eigentlichen Belagerung die Zugbrücke runter gelassen und die Tore geöffnet. Dabei mögen wir es doch so, wenn „Mann“ ein bissl sportlichen Ehrgeiz an den Tag legt, wenn er uns erobern möchte.
… abgesehen davon, ist euch das vielleicht auch schon aufgefallen: lustigerweise sind die, die solche Sätze von sich geben, diejenigen, für die’s am wenigsten zutrifft und die kaum etwas anbrennen lassen. Ein Schelm, der da was Böses denkt…
Mythos 5: Ich ruf dich an!
No comment!
Ich frage mich, woran es liegt, dass wir gerade in Herzensdingen so bereit sind, alle Vorsicht über Bord zu werfen und uns Hals über Kopf ins Gefühlschaos zu stürzen. Jeden Vertrag lesen wir bis ins kleinste Kleingedruckte, jede Meldung in den Nachrichten wird überprüft, ob es sich um eine Ente handeln könnte und wir schauen jedem Handwerker auf die Finger, nur damit er uns nicht über’s Ohr haut. In materiellen Dingen sind wir überextrem vorsichtig. Und wenn’s ums Emotionale geht – also das, wo’s so richtig weh tut, wenn man auf die Schnauze fällt – sind wir bereit, alle Märchen und Mythen, die uns so aufgetischt werden, zu glauben. Warum? Nun, vielleicht, weil wir im tiefsten Inneren immer noch an das Märchen glauben und hoffen, dass es auch uns eines Tages widerfährt…
drewshine - 6. Aug, 23:13