Mittwoch, 17. Oktober 2007

Romance

Partnersuche in den Thirties… ein schwieriges Unterfangen. Als Teenager war das Ganze sehr viel einfacher: man hat für jemanden geschwärmt, hat mit Herzklopfen an den Betreffenden gedacht, hat Herzchen in die Schulhefte gemalt... Und wenn dann da jemand war, der die Gefühle erwidert hat, dann war ein Strauß roter Rosen oder ein Candlelight-Dinner das absolute Non-plus-ultra, und wenn wir böse aufeinander waren, hat ein kleiner Teddybär alles wieder ins Lot rücken können. Beim ersten Kuss war es, als würde die Welt stehen bleiben, und beim ersten Sex wussten wir, dass wir uns an diesen Augenblick für den Rest unseres Lebens erinnern würden…

20 Jahre später sieht die Welt anders und ein bisschen nüchterner aus… Was ist aus den Mädchenträumen geworden, aus dem Ritter auf dem weißen Ross und der Traumhochzeit im weißen Kleid? Warum lassen wir uns nicht mehr Hals über Kopf in das Abenteuer „Liebe“ hineinfallen, sondern schmieden Pläne, die eines Napoleons würdig wären, um nicht ein Waterloo zu erleben?

Irgendwann hat auch mal die glücklichste und ausgeglichenste Singlefrau genug von ihrem Singledasein, und sie macht sich auf die Suche nach ihrem persönlichen McDreamy. Ich gestehe, ich ertappe mich selbst regelmäßig dabei, dass ich – wenn ich einen Mann kennen lerne – einen unauffälligen Blick auf den Ringfinger seiner rechten Hand werfe, ob da etwas verräterisch glitzert und funkelt (by the way: ich wäre dafür, dass es ein Gesetz geben muss, dass verheiratete Männer verpflichtend ihren Ehering tragen müssen – frau weiß dann sofort, woran sie ist und es gibt keine falschen Hoffnungen – das Leben wäre unendlich einfacher, es würden weniger Herzen gebrochen werden und die Taschentuchindustrie müsste am Hungertuch nagen, weil wir die Tränenströme nicht mehr mit Familienpackungen an Tempo’s trocknen müssten. Und auch die allzeit beliebten Scheidungsanwälte bräuchten dann zumindest ein zweites Fachgebiet, um die monatlichen Rechnungen noch zahlen zu können). Aber wenn an besagtem Ringfinger nicht das Brandzeichen einer anderen Frau prangt, dann bemerke ich auch, dass ich mit dem Mann anders rede, sofern er in mein Beuteschema passt – ich lache mehr, spiele mit meinem Haar herum und halte intensiven Augenkontakt. Wenn ich dann dein Eindruck bekomme, dass meine Bemühungen auf fruchtbaren Boden fallen, dann scheue ich mich auch nicht, ein „hast Lust, mal was trinken zu gehen?“ fallen zu lassen.

Und dann? Tja, dann ist es da, das berühmte Date… The moment of truth, wo alle Beteiligten den beliebten Eiertanz versuchen, indem sie herausfinden wollen, was wohl der Andere denkt und fühlt und selbst nur einen minimalistischen Teil von sich selbst preis geben wollen – man will ja schließlich nicht auf die Nase fallen und sich lächerlich machen. Ganz schlimm ist es, wenn einer von Beiden oder – Katastrophenfall - beide schüchtern sind, dann kann ein Date schon mal die Ausmaße einer antiken Tragödie annehmen (und auch, wenn mir das jetzt keiner glaubt, aber ja, auch ich kann recht schüchtern sein – schließlich habe auch ich Angst vor der Zurückweisung…).

Aber beim ersten Date ist frau ja noch für alles offen. Und da ich ja auch zu der Kategorie Frauen gehört, die in Wahrheit erobert werden möchte, ist das erste Date die Spielwiese des Mannes. Da darf er alle seine Stückerl runterspielen, um sein Jagderlebnis zu genießen und mich schlussendlich zu gewinnen. Blöd ist es nur, wenn diesbezüglich nichts passiert. Ja, der Abend war super nett, und ich hab auch den Eindruck, dass er ihn genauso genießt wie ich, aber irgendwie… da kommt nichts. Kein „darf ich dich heimbringen“ und kein „ich möchte dich wieder sehen“ und schon gar kein „was hast du nächsten Samstag vor“. Sondern einfach dieser magische Moment, wo man das Gefühl hat, dass Beide darauf warten, dass jetzt irgendwas passiert – und dann fährt die U-Bahn ein, man verabschiedet sich hastig, dreht sich um und steigt ein (sch... Wiener Verkehrsbetriebe, unübertroffen immer zum genau falschen Zeitpunkt da...). Und dabei war doch der ganze Abend vorher so perfekt und die Funken sprühten wie bei einem Feuerwerk – sehr verwunderlich, das Ganze…

Was macht die weise Frau in diesem Fall, wenn sie keine Ahnung hat, was sie von der Geschichte halten soll? Nun, zuerst natürlich ein bisschen Zeit vergehen lassen und dann mal das Objekt der Begierde anrufen. Ein nettes Geplaudere am Telefon, dann der Vorschlag „das könnten wir doch viel gemütlicher bei einem Bier weiter diskutieren, oder was meinst du?“. Ja, können wir sehr gerne machen. Haha, Schurke, erwischt, denn es ist schließlich ein ungeschriebenes Gesetz, dass ein Mann nur dann was mit einer Frau trinken geht, wenn er Interesse an ihr hat… Das ist dann der Moment, wo ich anfange, mir Unmengen an Strategien zu recht zu legen, um die Geschichte etwas ins Laufen zu bringen.

Das zweite Date hat dann den Charakter „werfen wir ihm Hölzchen zu und schauen wir mal, ob er drauf anbeißt“. Wie wär’s mit Kino… Kino ist immer gut, man ist gezwungen, eine gewisse Zeit nebeneinander zu sitzen, es ist meist recht eng und es ist dunkel. Die Filmauswahl überlasse ich gerne dem Mann (hab ich ein Glück, dass ich Action- und Kriegsfilme liebe…) – er soll sich ja auch wohl und sich nicht in einen „Frauenfilm“ gezerrt fühlen… Für mich der positive Nebeneffekt ist, dass ich bei grauslichen Szenen nicht hinsehen kann, sondern wegschauen muss und jemanden neben mir brauche, der „kannst schon wieder hinschauen“ sagt. Und mein Begleiter somit uneingeschränkt seinen Beschützerinstinkt ausleben kann, indem er meine Hand hält oder den Arm um mich legt. Während des Films beobachte ich mein Date auch immer ein bissl aus dem Augenwinkel, um die Situation abzuchecken. Hm, blöd, dem gefällt der Film vorne genauso wie mir… Vielleicht doch keine gute Idee, wenn der Mann den Film aussucht, vielleicht wäre es klüger, einen Film zu wählen, der ihm nicht so zusagt, dann konzentriert er sich weniger auf das Geschehen vorne auf der Leinwand, sondern mehr auf mich… Nach dem Kino der nächste Versuch: demonstratives Frieren gepaart mit unüberhörbarem Zähneklappern (soll heißen „mir ist kalt – kannst du bitte den Arm um mich legen und mich ein bisschen wärmen“). Funktioniert auch nicht wirklich…

Ich muss gestehen, für ein drittes Date habe ich noch keinen Plan in der Schublade liegen. Von meinem Freund Christian habe ich mal den Tipp bekommen „den Mann schnappen, betrunken machen, ins Bett schleppen und am nächsten Morgen vor vollendete Tatsachen stellen“. Aber das ist doch sooooooo unromantisch… ob ich für so drastische Maßnahmen wohl schon verzweifelt genug bin? Oder bin ich schlichtweg zu ungeduldig, wer weiß?

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