Montag, 27. August 2007

Crocodile rock

Dem geneigten Leser meiner Kolumne sind sicher schon einige meiner größeren und kleineren Laster nicht entgangen: ich tu mir schwer, ohne Iced Caramell Macchiato zu leben, würde meinen Fernseher mit auf die berühmte Insel nehmen, hab ein Faible für Kosmetika und gebe viel zu viel Geld beim Palmers aus. Aber das sind alles nur Kleinigkeiten, denn die Mutter aller Laster ist bei mir… Schuhe.

Meine Schuhleidenschaft beschränkt sich allerdings nicht nur darauf, dass ich Schuhe kaufe und trage – nein, ich habe auch ein gewisses Interesse an Modeerscheinungen. Wenn ich die Woman, die Cosmopolitan oder die Vogue durchblättere, dann schaue ich mir auch immer die Schuhmodeseiten an. Und denke mir dann mal „hm, ja, hübsch“ oder „würd’ ich freiwillig nie im Leben anziehen“. Deshalb ist es meinem suchtgeplagten Auge auch nicht entgangen, dass ein neuer Modetrend über den großen Teich geschwappt ist: Crocs. Mir sind diese Schuhe das erste Mal in der 2. Staffel von Grey’s Anatomy aufgefallen, als Dr. Bailey Alex Karev um ihre Schuhe geschickt hat. Da dachte ich mir noch „Boah, die Frau ist schwanger und trägt freiwillig Plastikschlapfen – na, um ihre Kreuzschmerzen beneide ich sie wirklich nicht“. Aber meine Neugierde war geweckt.

Laut der Homepage des Crocs-Flagshipstores gibt es viele gute Gründe (genau genommen 10), warum man Crocs tragen sollte:

• nichts ist so weich und bequem
• fast unspürbar (wiegt weniger als 160g)
• Lüftungsöffnungen für ein angenehmes Fußklima
• die Sohle färbt nicht ab
• resistent gegen Bakterien und Fußgeruch
• ultra-hip, italienisches Design, mit vorgeformter Fußstütze
• rutschfest
• kann mit Chlorbleiche sterilisiert werden
• einfach zu pflegen
• genoppte Oberfläche stimuliert Blutzirkulation

Ich hab auf der Uni gelernt, dass Behauptungen dazu da sind, damit sie falsifiziert werden können. Und hiermit präsentiere ich – natürlich streng im Dienste der Wissenschaft – den ultimativen Crocs-Test.

Behauptung 1 „nichts ist so weich und bequem“: Irgendwas muss an diesen Schuhen dran sein, denn in ganz Wien ist nicht ein Paar in Größe 40 (ja, ich weiß, ich lebe auf großem Fuß) aufzutreiben. Und ich frage mich, wo all die Tausenden von Crocs nur sind, denn auf der Straße sehe ich kaum welche. Aber alle Geschäfte sind auf wundersame Art und Weise ausverkauft. Also pilgere ich zum Flagship-Store in der äußeren Mariahilfer Straße. Im Store schlüpfe ich in ein Paar dunkelblauer Beach-Crocs. Den Blick in den Spiegel erspare ich mir mal – ja, es drückt nichts, es reibt nichts, es zwickt nichts, ich fühle mich, als ob ich in einem Paar sehr bequemer Hausschuhe stehen würde. Behauptung 1 stimmt also.

Behauptung 2 „fast unspürbar (wiegt weniger als 160g)“: Auch wenn die Crocs sehr klobig aussehen, aber man spürt sie wirklich nicht. Also Behauptung 2 unterschreibe ich auch.

Behauptung 3 „Lüftungsöffnungen für ein angenehmes Fußklima“: Ich teste den Schuh an einem Tag, wo es in Wien angenehme 30 Krügerl im Schatten hat. Die Crocs haben rundherum einige Löcher in allen möglichen Formen, wo tatsächlich Luft reinströmt – sofern Wind geht und der Fuß in Bewegung ist. Wenn das nicht gegeben ist, dann wird’s a bissi warm um die Fusserl. Genau genommen schwitze ich ziemlich in diesen Dingern, also vielleicht sind sie bei kühleren Temperaturen optimal, aber über der magischen 30-Grad-Marke… keine Chance.

Behauptung 4 „die Sohle färbt nicht ab“: Da ich in den Schuhen doch ziemlich schwitze, den Test aber über 6 Stunden durchziehe (Angst ist was für Schwächlinge), mache ich mir ein kleinwenig Sorgen, welche Farbe wohl meine Füße haben werden, wenn ich die Dinger ausziehe. Aber – oh Wunder – meine Füße sind nicht blau! Also Behauptung 4 stimmt.

Behauptung 5 „resistent gegen Bakterien und Fußgeruch“: Gut, ich hab kein Mikroskop zuhause, um wissenschaftlich zu untersuchen, ob sich etwas in meinen Schuhen vermehrt. Aber beherzt schnuppere ich in den Schuh nach 6 Stunden tragen hinein. Fazit: stinkt nach Plastik, aber nicht nach Fußgeruch. Behauptung 5 passt also auch.

Behauptung 6 „ultra-hip, italienisches Design, mit vorgeformter Fußstütze“: Mit Schuhgröße 40 habe ich ohnehin schon ziemliche Hobbit-Füße, aber mit blauen Crocs an den Füßen schaue ich aus wie der blaue Teletubby – wie hieß der noch mal, Dinky-Winky? Italienisches Design? Wohl eher von den holländischen Holzpantoffeln inspiriert… Aber da man über Geschmack bekanntlich streiten kann…

Behauptung 7 „rutschfest“: Mich hat’s den ganzen Tag nicht auf die Papp’n g’haut, wie man in Wien so schön zu sagen pflegt, also sag ich mal – ja, stimmt.

Behauptung 8 „kann mit Chlorbleiche sterilisiert werden“: Wo zum Teufel bekomme ich Chlorbleiche her? Und brauch ich für die Anwendung einen Chemielehrgang? Wird mein Leben generell mit Chlorbleiche besser? Und verträgt sich Chlorbleiche überhaupt mit Nagellack? Zu viele ungeklärte Fragen für meinen Geschmack – diese Behauptung glaube ich einfach.

Behauptung 9 „einfach zu pflegen“: Der Verkäufer im Store erklärt mir „einfach mit Wasser abwaschen, wenn sie dreckig sind, und wenn sie sehr dreckig sind, einfach mit ein bissl Geschirrspülmittel drüber gehen“. Als ich – praktisch denkender Mensch – zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen möchte und frage „also kann ich sie auch in den Geschirrspüler schmeißen?“ ernte ich einen sehr vorwurfsvollen Blick – offensichtlich habe ich gerade gegen eines der 10 Crocs-Gebote verstoßen. Ich muss versprechen, dass ich das nie, nie, nie im Leben tun werde, bevor ich mein Sackerl in die Hand gedrückt bekomme. … aber wenn man sie in den Spüli tun könnte, dann wären sie noch einfacher… schon gut, schon gut, ich lass ja mit mir reden: ja, sie sind einfach zu pflegen.

Behauptung 10 „genoppte Oberfläche stimuliert Blutzirkulation“: Ja, das ist ganz angenehm beim Gehen. Und da ja auch schon Kondome seit einigen Jahren genoppt sind…

Das Fazit von meinem ultimativem Crocs-Test: schön sind sie ja nicht, aber saubequem…

Mittwoch, 22. August 2007

In the neighborhood

Wenn man in einer Stadt wie Wien wohnt, dann hat man mit Sicherheit eines: Nachbarn. Manche sind so wie in der Sendung „Kaisermühlen Blues“, dass sie ständig ihre Nase in anderer Leute Angelegenheiten stecken, anderen hingegen gehen ihre Mitmenschen so am A...llerwertesten vorbei, dass sie nicht mal merken, dass ihr Nachbar schon vier Wochen lang nimmer aus seiner Wohnung raus gekommen ist, und die sich langsam über den eigentümlichen Geruch am Gang wundern.

Ich muss gestehen, ich mag das Haus, in dem ich lebe – wahrscheinlich habe ich einen der schönsten Ausblicke von Wien, wenn ich aus meinem Fenster sehe, habe ich das Gefühl, ich wäre in der Toskana, da ich auf begrünte Innenhöfe und Weinberge blicke. Ich kenne einige meiner Nachbarn namentlich – hauptsächlich ältere Leute, die sich wahnsinnig freuen, wenn ich sie grüße oder kurz mit ihnen plaudere – und einige kenne ich nur vom Sehen. Ich lasse sie ihr Ding machen und begrüße es, wenn sie ihre Nase nicht in meine Angelegenheiten stecken. Alleine durch meine Anwesenheit in dem Haus senke ich den Altersdurchschnitt um gut 30 Jahre, und so bin ich sehr froh, dass meine Nachbarin – die sich mit mir die Penthouseetage teilt – in etwa in meinem Alter ist.

Mein Haus hat allerdings einen entschiedenen Nachteil: es ist Ende der 60er Jahre gebaut worden, und da damals beim sozialen Wohnbau ein bissl bei den Materialien gespart worden ist, sind halt einige Wände wohl tragend, aber nicht sonderlich gut Geräusch gedämmt. Und die Kombination „dünne Wände – junge Nachbarin“ kann Einblicke in das Leben meiner Mitmenschen bieten, auf die ich wirklich nicht neugierig bin…

Eines schönen Sonntagnachmittags sitze ich völlig entspannt vor meinem Fernseher und lasse mich geistlos von der Glotze berieseln… als mir plötzlich ein etwas eigenartiger Ton ins Ohr steigt. Da mein Fernseher schon etwas älter ist, überlege ich, ob dieses komische Geräusch vom Fernseher kommt. Wie finden wir das am Besten raus – nun, wir drehen die Kiste mal ab. Stille in meiner Wohnung – und dieses Geräusch ist immer noch da. Ich schaue etwas ratlos meine Katzen an, als das Geräusch den Charakter etwas verändert. Es wird rhythmischer – und lauter. Das klingt fast so, als… oh mein Gott, das klingt fast so, als ob irgendjemand in diesem Haus Sex hätte. Genauer gesagt, meine Nachbarin. Ich spüre, wie mir kurz die Schamesröte ins Gesicht schießt, fühle ich mich doch irgendwie wie ein Voyeur, der gerade ein Pärchen ertappt hat. Was tut man als brave Nachbarin in diesem Fall? Nun, ich drehe den Fernseher wieder auf und stelle den Ton lauter – vielleicht, weil ich insgeheim hoffe, dass sie sich dann wegen des Krachs in meiner Wohnung beschweren kommt. Ich überlege kurz, ob ich – später natürlich – bei ihr klingeln soll, denke mir dann aber, dass das ja für sie wirken müsste, als ob ich ihr den Spaß nicht gönne (und nach Spaß hat es ja definitiv geklungen). Ich entscheide mich also für das bewusste Ignorieren.

Dummerweise ist es ja mit Geräuschen so, wenn man mal identifiziert hat, was es ist, dann hört man es immer wieder. Und auch ich bemerke also in den folgenden Wochen, dass meine Nachbarin ziemlich… bettaktiv ist. Ab und zu funktioniert es nicht mal mehr mit „Fernseher lauter drehen“, weil der Ton des Fernsehers dann selbst mir schon zu laut ist. Vor allem geht in solchen Situationen auch schon mal die Phantasie mit mir durch (nein, nicht was ihr jetzt alle denkt…), und ich überlege, was frau wohl tun muss, damit ihr Gestöhne so ungefiltert in mein Wohnzimmer gelangen kann. Wahrscheinlich presst sie ihr Gesicht an meine Wand und schreit in die Eternitziegel, anders kann ich mir den Krach nicht erklären.

Vor allem wälze ich einen weiteren Gedanken: was tun, wenn ich selbst mal Gäste hab? Ich denke, ich würde vor Scham im Erdboden versinken, wenn mein Angebeteter bei mir auf der Couch sitzt, ich versuche gerade, charmanten Small-talk zu führen und das Eis zu brechen, und dann beginnt meine Nachbarin nebenan so laut zu stöhnen, dass mein Schwarm denken muss, sie dreht hauptberuflich Hardcore-Pornos. Oh mein Gott, das wäre mir unendlich peinlich. Ich stelle mir auch den Sonntagsbesuch meiner noch-nicht schwerhörigen Omi als sehr spannend vor, wenn sie über ihrem koffeinfreien Kaffe meint „Julchen, was ist denn das für ein komisches Geräusch“ und ich mich dann auf die Katze ausrede. Un-sag-bar peinlich…

Eines Abends ist mir der Krach im Wohnzimmer zu laut, und ich mache das, was man als tolerante Nachbarin in diesem Fall so tut: ich flüchte ins Schlafzimmer. Dort hab ich ja schließlich auch einen Fernseher, und mit einem Zimmer „Puffer“ zwischen mir und meiner hyperaktiven Nachbarin sollte es ja schließlich funktionieren. Ich habe nur eines nicht bedacht: auf der Nebenstiege wohnt auch ein junges Pärchen, die Wände zur Nebenstiege sind genauso dünn wie die zwischen meiner Nachbarin und mir – und dieses Paar hat natürlich auch gerade jetzt, in diesem Augenblick Sex… Was ist, bin ich die Einzige in unserem Haus, die grad mal enthaltsam lebt? Und dem Geräusch nach zu urteilen schafft das zweite Nachbarspaar sogar einige Durchgänge hintereinander – ich hasse es, wenn sie so angeben…

Die sehr kurzen Single-Phasen meiner Nachbarin genieße ich zugegeben sehr. Aber mittlerweile hat sie wieder einen neuen Lover. Ich selbst hab ihn noch nie gesehen. Ich höre ihn auch nicht – ich höre lediglich sie, wenn sie seine Qualitäten in den höchsten und lautesten Tönen preist. Seit gestern Abend habe ich massive Angst um meine Sammlung mundgeblasener Riedl-Gläser, denn da hat in der Hitze des Gefechtes das Bettgestell so lautstark gegen meine Wand geschlagen, dass die Gläser in der Vitrine zu klirren begonnen haben.

Vielleicht sollte ich sie bitten, dass sie das Bett auf die andere Seite des Zimmers rückt?

Sonntag, 19. August 2007

The name of the game: Football!

Fußball – es gibt wohl kaum ein Thema, das bei so vielen Frauen entweder Wut oder Unverständnis hervorruft. Ich gebe zu, auch ich habe lange Zeit den Sinn dieses Spiels nicht verstanden – wozu rennen 22 Mann einem einzigen Ball nach, gebt doch jedem einen, dann brauchen sie sich nicht um den einen Ball prügeln. Ich habe meine Idee immer für sehr gut gehalten, und habe nie verstanden, warum jeder Mann bei diesem Satz die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen hat. Und es hat mich auch immer fertig gemacht, dass man sich in Wien zu einer „Reichshälfte“ bekennen muss, entweder zum heiligen Rasen von St. Hannapi, oder aber zur violette Truppe vom Laaer Berg, in diesem Fall gibt es nur entweder – oder, und eine Stimmenthaltung oder eine falsche Antwort kann in gewissen Kreisen zu einigen Problemen führen. Weiters sind Diskussionen immer sehr anstrengend, immerhin ist Österreich ja das Land mit der höchsten Hobby-Trainer Dichte, und jeder weiß es besser als der Typ, der für die Mannschaft verantwortlich ist. Außerdem scheitere ich ja schon an den Grundvoraussetzungen: Abseits, Eckball, Freistoß… keine Chance.

Ich erinnere mich noch an einen Abend, es war noch vor der Fußball-WM, also irgendwann so Winter 2005/2006. Ich sitze vor der Glotze und zappe von Sender zu Sender. Mein Handy klingelt – Caro dran „du, schalt mal auf den Einser“. Ich schalte brav zu ORF 1 und verziehe das Gesicht „das ist ja Fußball“. Caro jubelt „ja, weißt du, ich glaube, das ist die neue Bayern-Arena“. Ich hab keine Ahnung, ob das die Bayern-Arena ist oder nicht, und eigentlich ist es mir auch ziemlich wurscht. „Können wir wegschalten?“ flehe ich. Nein, das ist lustig, das schauen wir uns jetzt an. Ich seufze – Caro kann manchmal sehr stur sein, wenn sie ihren Willen durchsetzen möchte. Naaaaaa guuuuuuut…. Ich kann zwar einige Seufzer von Caro nicht ganz nachvollziehen, wenn sie ächzt „das war jetzt eine schöne Aktion, das hätt’ ins Tor gehen müssen…“. Ich arbeite weitaus simpler. Ich erkundige mich „zu welcher Mannschaft halten wir?“ und stelle die alles entscheidende Frage „und welche Dressen tragen die?“

Caro ist seit jeher Fußball-Fan, und sie war auch eine jener tapferen Wiener, die im November 2005 nach München gefahren sind, um die Rapidler in der Champions League gegen Bayern München anzufeuern. Sie schwärmt heute noch von dem tollen Stadion und der coolen Atmosphäre, vor allem, da sie im Bayern-Sektor saßen, hatten die Bayern-Fans zu Beginn ein eher kritisches Auge auf sie geworfen, aber als sich langsam das 0:4-Debakel für die Grün-Weißen abgezeichnet hat, haben sogar die Bayern Mitleid bekommen und versöhnlich gemeint „das hätt’ jetzt wirklich ein Tor werden müssen“ – wenn man am gewinnen ist, kann man solche Kommentare ja recht leicht von sich geben.

Aber auf alle Fälle muss ich mir das Achtelfinale zwischen Bayern München und dem AC Milan anschauen – nichts könnte mir egaler sein. Aber im Hinterkopf habe ich, dass ja bald die Fußball-WM beginnt, und da ja meine Bürokollegen allesamt fußballnarrisch sind, kann ich mich ja schon beizeiten daran gewöhnen - ein bissl will ich ja schließlich auch mitreden können.

Nach diesem erzwungenen Fußballabend beschäftige ich mich etwas eingehender mit der Materie. Ich kaufe mir auch das Buch „Abseitsfallen – so überleben Frauen die Fußball-WM“ und lasse mich von meinen Kollegen zum Panini-Bildchen-Sammeln einteilen. Und dafür, dass ich mich so gar nicht dafür interessiere, ist mein Album sogar ganz schön voll geworden.

Beim Bildchen-Sammeln stelle ich eines fest: ein paar von den Jungs, die da dem Ball hinterher jappeln, sind ja gar nicht mal so unknackig. Und nein, ich stimme jetzt keinen Lobgesang auf David „Becks“ Beckham an (der meiner Meinung nach gar nicht so toll aussieht), mein Liebling ist der Arsenal-Spieler Fredrik Ljungberg. Beim Anblick der blauen Augen sitze ich regelmäßig sabbernd vor dem Bildschirm. Und deshalb halte ich während der WM natürlich zu den Schweden. Dumm für mich, dass die im Achtelfinale ausscheiden. Danach entscheide ich mich, dass ich zu Brasilien halte, weil die ja mit Ronaldinho den besten Spieler der Welt haben. Naja, hat ihnen auch nicht viel geholfen. Und dann, als das Finale vor der Tür steht, entscheide ich mich für Frankreich, da die Franzosen mit Zinedine Zidane auch einen ziemlich knackigen Spieler haben.

… offensichtlich bin ich im Daumenhalten bei Fußballmatches eine ziemliche Niete, ich nehme also gerne eine Teilschuld auf mich, dass Italien nun Weltmeister ist…

Mittlerweile schaffe ich es, dass ich mir ein Fußballspiel im Fernsehen anschaue, ohne dass ich sofort schlecht gelaunt werde oder permanent herum nörgle. Gewiss, mit der Regionalliga-Ost kann man mich nicht ködern, aber Champions League funktioniert immerhin schon ganz gut bei mir. Und ich kann ja auch schon ein bisschen mitreden, da mir ein Arbeitskollege dankenswerterweise die Abseitsregel so erklärt hat, dass ich sie auch verstehe:

Stell dir vor, du befindest dich in einem Schuhladen und stehst an der Kasse. Vor dir in der Schlange steht nur noch eine einzige Dame, eine nette, sympathische Erscheinung. Sie scheint die Kassiererin zu kennen, die gehören wohl irgendwie zusammen. Auf einmal entdeckst du auf dem Regal hinter der Kassiererin ein Paar Schuhe, in das du dich sofort verliebst. Du hast zwar schon genügend Schuhe, aber dieses Paar ist einzigartig, du musst es einfach haben, dieses Paar ist nur geschaffen worden, um dir zu gehören, du musst es besitzen, damit dein Leben glücklich weitergeführt werden kann, es geht nicht mehr ohne dieses Paar!

Plötzlich bemerkst du, wie die Dame vor dir in der Schlange, mit demselben Paar liebäugelt... die blöde Kuh! Per Blickkontakt signalisiert sie, dass das Paar nicht in deine Hände gelangen soll. Ihr beide habt nicht genügend Geld dabei, um das Paar zu bezahlen. Vordrängeln macht keinen Sinn ohne bezahlen zu können. Die Verkäuferin schaut euch geduldig an und wartet. Deine Freundin, die gerade im Laden andere Schuhe anprobiert, erkennt deine missliche Lage und reagiert, wie es natürlich eine solidarisch-loyale Freundin, wie man sie in einer Extremsituation wie dieser brauch, tut.

Sie plant, dir ihre Geldbörse zuzuwerfen, damit du das hinterhältige, fiese Biest vor dir, geschickt umrunden und die Schuhe kaufen kannst. Sie wird dir den Geldbeutel über sie hinweg nach vorne werfen, und während dieser sich in der Luft befindet, umrundest du das Miststück, fängst das Geld und kaufst blitzschnell die Schuhe.

Aber! So lange deine Freundin den Akt des Zuwerfens nicht abgeschlossen hat, d.h. das Geld sich noch in ihrer Hand und nicht in der Luft befindet, darfst du dich beim Überholen zwar auf gleicher Höhe, aber nicht schon vor der anderen Kundin befinden...

...andernfalls bist du im Abseits!

Ja, eigentlich eh völlig logisch – aber mit Shopping verstehe ich fast alles. Und seitdem schaffe ich es immer wieder, dass ich Freunde mit einem gekonnten „Schiri, was ist, hast Paradeiser auf den Augen? Das war doch eindeutig Abseits!“ überrasche. Und ich freue mich schon auf die EM nächstes Jahr in Wien – ich glaube, man wird mich ein paar Mal auf der Fanmeile vor dem Rathaus antreffen.

Mittwoch, 15. August 2007

Phänomenal egal

Bei einigen Menschen, denen wir über den Weg laufen, ist es wie mit Teflon – sie bleiben einfach nicht an uns kleben und hinterlassen auch keinen bleibenden Eindruck. Aber manchmal, da kommt jemand besonderer und auf einmal ist alles verändert. Nicht, weil man vorher mit seinem Leben vielleicht unzufrieden war, aber sobald wir diesen einen Menschen kennen, wissen wir, dass wir ihn schon unser ganzes Leben lang vermisst haben. Und selbst, wenn es später triftige Gründe gibt, warum man diesen Menschen dann auf einmal nicht mehr sehen möchte, das Universum sorgt dafür, dass man einander immer wieder über den Weg läuft … und dass diese Wunde in unserem Herzen nie so ganz verheilt. Und in diesen Fällen stellt man sich die Frage „was will mir das Universum mit dieser Aktion sagen“?

Auch in meinem Leben gibt es einen Menschen, der mich schon seit geraumer Zeit beschäftigt – mein bester Freund Christian hat ihn mal zu einer Geburtstagsparty mitgeschleppt. Wir haben uns die ganze Nacht unterhalten, haben gelacht, getanzt… Es war das perfekte Kennen lernen, unverkrampft und fröhlich. Irgendwie habe ich es an diesem Abend nicht geschafft, diesem Mann meine Telefonnummer zu geben, aber da Christian, er und ich ohnehin noch miteinander ins Kino gehen wollten, war das mit der Nummer nicht wirklich ein Problem.

Wir schaffen es, dass wir einander in unregelmäßigen Abständen treffen, und wir telefonieren auch mehr oder weniger regelmäßig miteinander. Nach vielen Monaten des ewigen hin und her vertraue ich Christian an, dass ich seinen Freund mehr als nur „sehr nett“ finde. Christian ist begeistert, würde er sich doch genau so eine Freundin wie mich für seinen Kumpel wünschen. Und er weist mich auch auf einige Stolpersteine hin: schüchtern, auch schon einige Zeit Single, ein absoluter Telefonallergiker. Ich stutze… gewiss, mein Angebeteter ruft mich nie an, aber wenn ich ihn mal an der Strippe habe, dann plaudern wir schon mal eine halbe Stunde am Stück. Christian hakt nach und sagt „ja, da redest du 30 Minuten lang durch und er arbeitet nebenbei was“. Ich räume ein „ich kann natürlich nicht sagen, ob er nebenbei was arbeitet oder nicht, aber seine Fragen passen zu meinem Text und auch sonst hakt er thematisch richtig nach…“. Christian ist fassungslos „Julia, was hast du mit diesem Mann gemacht? Telefonate sind bei ihm immer einsilbig und dauern maximal eine Minute – so lange hat er noch nie mit jemandem telefoniert, nicht, dass ich wüsste“.

Ich fühle also, dass ich richtig unterwegs bin. Und ich leiere immer wieder Treffen an (um sie nicht „Date“ zu nennen, ist es mal ein Drink-Ding oder ein Kino-Ding). Leider habe ich allerdings noch einen ständigen Begleiter: die Ungeduld. Auch wenn Caro mir täglich einbläut „Geduld du haben musst, junger Padawan, dann ein Jedimeister aus dir werden wird“, mich zerreißt dieses „Nicht-wissen-woran-frau-ist“ und ich tue das, was ich in solchen Situationen gerne mache: ich erzwinge seine Entscheidung, indem ich ihm beim Abschied einen Kuss auf den Mund gebe. Aus dem Augenwinkel habe ich noch gesehen, dass er wie das berühmte 100-Watt-Lamperl zu strahlen beginnt. Na schau, hat er doch nur einen Schubs in die richtige Richtung gebraucht. Und auch, als wir telefonisch das nächste Treffen (das ich nun in Gedanken schon „Date“ nenne) vereinbaren, hängt der Himmel noch voller Geigen. Als ich die Befürchtung äußere, dass ich ihn beim letzten Abschied vielleicht verschreckt hätte, sagt er nur „aber warum solltest du mich denn verschreckt haben…“. Yessssss!!!!! Strike!!!!

Am Tag vor dem Date bekomme ich ein ungutes Gefühl und möchte das Treffen eigentlich absagen. Christian redet mir wie einem kranken Pferd zu „an dem Abend sind eigentlich wir Jungs miteinander verabredet. Aber er hat uns abgesagt – weil er sich mit dir treffen möchte. Also, geh hin!“. Ich gehe also zu dem Treffen – und lege einen Bauchfleck hin. Beim Heimfahren sitze ich Tränen überströmt in meinem Auto und hasse die Welt. Via SMS informiere ich Christian noch von meinem Reinfall, bevor ich mich in den Schlaf weine.

Der Beste aller Freunde ruft mich natürlich am nächsten Tag an und informiert mich, was die Jungs am Abend noch besprochen haben. Und zwar, dass mein Angebeteter lange mit sich gerungen hat, bevor er sich für ein "nein" entschieden hat. Christian meint tröstend „es liegt nicht an dir, er hat Angst vor einer Beziehung…“. Ich schalte innerlich auf stur: da kann ihm auch keiner helfen…

Danach mache ich das, was ich in solchen Situationen auch gerne mache: ich verschwinde spurlos aus seinem Leben. Ich muss mich erst wieder zusammenkitten, und so etwas kann dauern. Wie sehr mich die Geschichte mitgenommen hat, stelle ich ein gutes halbes Jahr später fest, als ich wegen eines PC-Problems Christian anrufe, er meint „ich kenn mich damit nicht so aus, aber zufällig ist grad wer da, der dir sicher weiter helfen kann“ und ich auf einmal diese vertraute Stimme auf der anderen Seite der Leitung höre. Danach bin ich wieder für zwei Wochen zu nichts zu gebrauchen.

Wieder ein halbes Jahr später, als ich Christian in sein ehemaliges Stammlokal begleite, treffen wir ihn dort. Und wieder unterhalten wir uns königlich, wir flirten miteinander und wir gehen danach sogar miteinander ins Kino. Und auch, wenn ich allen um mich herum sage, dass ich die Situation nun im Griff habe, innerlich bin ich immer noch verwundert, wie sehr mir dieser Mann auch nach einem Jahr noch den Boden unter den Füßen wegziehen kann. Ich achte verstärkt auf die Körpersprache meines Begleiters: das bilde ich mir nicht ein. Wir stehen so dicht nebeneinander, dass man gerade mal ein Blatt Papier noch zwischen uns schieben kann, halten ständig Augenkontakt und ich bemerke, dass er sich bemüht, mich zum Lachen zu bringen. Nein, das ist kein Zufall.

Aber zwingen kann ich ihn nicht… Und so grüble ich über Plan B nach – vielleicht irre ich ja auch, und mein McDreamy ist in Wahrheit jemand anders, der noch unerkannt durch die Staßen Wiens läuft. Also maile ich mit einigen anderen Männern. Und verabrede sogar mit einem viel versprechenden Kandidaten ein Date im Tricafé in der Rotenturmstraße. Wir tauschen die Telefonnummern aus – falls was dazwischen kommt – und verabreden uns um 19 Uhr. Mein Date weiß allerdings nicht, dass ich einen festen Vorsatz gefasst habe: wenn er nur halbwegs nett ist und ein bisschen Interesse an mir zeigt, dann werde ich mich auf ihn einlassen – einfach, um den Anderen aus meinem Kopf zu bekommen.

Am Tag des Dates ist auch alles in Ordnung. Der Handyakku ist in der Früh halbvoll, es gibt tagsüber keine Katastrophen, also mache ich mich um halb Sieben auf den Weg zu meiner Verabredung. In der U-Bahn stelle ich fest, dass mein Handyakku ausgegangen ist und ich habe die Telefonnummer nirgends notiert. Aber ich bin ohnehin 10 Minuten zu früh im Lokal, ich setze mich also strategisch günstig neben den Eingang – um es mit Wilhelm Tell zu sagen „durch diese hohle Gasse muss er kommen“, ich habe nämlich nicht vor, dass ich durch das Lokal laufe und jeden brünetten Mann frage „T’schuldigung, heißt du Stefan?“. Neben mir sitzt ein brünetter Mann, der auch ständig auf sein Handy starrt und sichtlich auf jemanden wartet. Nachdem meine Verabredung noch immer nicht da ist, spreche ich ihn an „entschuldige, heißt du zufällig Stefan?“. Mein Sitznachbar schaut mich an „ja, wieso?“. Ich hake nach „wartest du zufällig auf eine Julia?“. Er schüttelt den Kopf, findet es aber lustig, dass ich auch auf einen Stefan warte.

Nach 20 Minuten, als sich ein ordentliches Sommergewitter über der Stadt zusammen braut, wird mir bewusst „das wird heute nichts mit dem Date“. Und statt mich zu ärgern oder gekränkt zu sein, beginne ich zu lächeln und denke mir „das Universum will anscheinend nicht, dass ich Stefan kennen lerne“.

Zwei Tage später bin ich mit Caro im Kino. Wie immer parke ich auf der kleinen Marxerbrücke – auch, wenn ich immer das einzige Auto bin, das dort steht, ich bin mir selbst auch nie sicher, ob man dort parken darf, aber bis jetzt hat es immer ohne Strafzettel geendet. Nach dem Kino komme ich zu meinem Auto zurück – hinter mir parkt ein zweites Auto. Was ich schon lustig finde, denn rundherum sind etliche Parkplätze, die weniger nach „hier-werden-sie-garantiert-abgeschleppt“ aussehen. Als ich bei meinem Auto ankomme, sehe ich, dass der Wagen hinter mir ein Wunschkennzeichen hat. Mir lacht vom Nummerntaferl der Name des Mannes entgegen, der mir schon seit zwei Jahren nicht mehr aus dem Kopf geht.

Was ist, Universum, verkehren wir mittlerweile schriftlich miteinander?

Montag, 6. August 2007

Urbane Mythen

Seitdem die schlauen Menschen das Internet und das e-Mail erfunden haben, werden wir ahnungslosen User permanent auf alle möglichen und unmöglichen Gefahren, die das Leben so bergen könnte, hingewiesen und vor verschiedenen Risiken gewarnt. Sei’s, dass Deodorant Brustkrebs verursachen könnte, dass Haustiere eingehen, wenn der Fußboden mit Swiffer gewischt wird oder dass Nokia Handies verschenkt, wenn man ein mail nur oft genug weiter leitet – der Phantasie sind in diesem Bereich keine Grenzen gesetzt.

Diese Art von urbanen Mythen beschäftigt mich allerdings nicht mehr. Wenn ich ein verdächtiges Mail bekomme, dann surfe ich kurz zum Hoax-Info Service der TU-Berlin, hier findet man eigentlich immer eine Antwort darauf, ob das Mail, das man gerade erhalten hat, einen seriösen Background hat oder nicht. Und wenn es sich um ein Hoax handelt, dann clicke ich auf „allen antworten“ und weise darauf hin, dass es sich um ein Hoax handelt und man das Mail bitte nicht weiterleiten soll. Hat bis jetzt anstandslos funktioniert, und mir hat noch niemand virtuelle Ohrfeigen deswegen angedroht.

Vor anderen urbanen Mythen wird frau jedoch von niemandem gewarnt. Also möchte ich sie hier andiskutieren:

Mythos 1: Zwei Freunde von mir haben sich über eine online-Singlebörse kennen gelernt und heiraten in zwei Wochen.

Es ist lustig: jeder kennt jemanden, der jemanden kennt, der die Liebe seines Lebens über eine Internet-Singlebörse gefunden hat. Und dass dieser betreffende Mensch genau der Deckel ist, den man zum persönlichen Topf schon immer gesucht hat. Vielleicht bin ich anspruchsvoll, wählerisch oder schlichtweg nur schwer vermittelbar: die Jungs, die mich interessieren würden, antworten mir nicht, und die, die mich anschreiben, finde ich wiederum zum Schreien. Ich habe mich auch schon durch einige Blind- und Halbblind-Dates durchgekämpft, was dazu geführt hat, dass mir mittlerweile die Lust am Daten gehörig vergangen ist, denn im besten Fall bin ich aus dem Lokal raus gegangen und dachte mir „ja, nett, aber niemand, den ich öfters sehen möchte“, im schlimmsten Fall hab ich mich einige hundert Kilometer weit weggewünscht und habe die Tatsache verflucht, dass ich dem betreffenden Mann einige private Daten, wie meinen Namen und meine Telefonnummer verraten habe. Warum ich weiterhin online-date? Nun, vielleicht ist meine individuelle Schmerzgrenze noch nicht erreicht, meine ultimative Leidensfähigkeit noch nicht bis zum letzten Punkt ausgelotet. Oder aber, ich hege die – zugegeben etwas naive – Hoffnung, dass McDreamy sich doch hinter einem ulkigem Nickname verbirgt…

Mythos 2: Ich habe das ultimative Schlankheitsmittel entdeckt, man braucht keinen Sport zu betreiben und kann weiterhin essen, was man will, und die Kilos purzeln nur so…

Wer immer diesen Satz hört: Rückzug – der Betreffende, der diesen Satz von sich gibt, ist mit Sicherheit prozentuell am Umsatz beteiligt! In Sachen Figurprobleme gibt es nur zwei Möglichkeiten: entweder, sich essens- und sportmäßig kasteien, oder sich damit abfinden, wie man aussieht, und dafür sorgen, dass es nicht schlimmer wird. Denn plastische Chirurgie ist – glaube ich zumindest – zur Gewichtsreduktion nicht wirklich geeignet… In diesem Sinne präsentiere ich den Slogan: Wahre Frauen stehen zu ihren Kurven – und wahre Männer können damit umgehen.

Mythos 3: Ich hab da einen Freund, der unglaublich gut zu dir passen würde. Ihr seid in etwa gleich alt, und er ist phantastisch – ich kann gar nicht verstehen, warum dieser Traumtyp schon so lange Single ist…

Auch hier ist eine gesunde Portion Vorsicht angebracht. Wenn der Typ so wahnsinnig toll wäre, dann hätte ihn sich schon eine clevere, schöne Frau gekrallt und ihn vor den Altar geschleppt. Wenn ein Mann in meinem Alter ein Langzeitsingle ist, dann kann das folgende Gründe haben: er ist gerne Single (auch solche Männer gibt’s, Mädels… leider…) oder aber es hat einen tief sitzenden Grund, warum er noch Single ist. Entweder ist er so schrullig, das ein normales Zusammenleben mit ihm nicht möglich ist, oder man hat eine Dreiecksbeziehung mit ihm und seinem Ego, oder der Typ ist einfach nicht mehr resozialisierbar.

In diesem Fall würde ich auch überprüfen, wie gut ihr mit der Freundin/dem Freund befreundet seid, der euch diesen Traummann so anpreist: seid ihr noch Geld schuldig, habt ihr mal schlecht über ihn/sie gesprochen, ist sonst eine Katastrophe passiert, wo euer individuelles Karma noch schwer negativ ist? Rache schmeckt ja bekanntlich am Besten, wenn sie kalt gegessen wird und Tiefschläge schmerzen am Meisten, wenn man sie am Wenigsten erwartet.

Mythos 4: Ich bin mit ein Grund, warum die Sexstatistik der Österreicher so wahnsinnig schlecht ist…

Oh weh, armer Junge, komm her, lass dich ein bisschen drücken und trösten, wobei… halt, damit hat er ja, ohne sich großartig anstrengen zu müssen, sein Ziel erreicht. Und er hatte es nicht mal schwer dabei – wir haben schon vor der eigentlichen Belagerung die Zugbrücke runter gelassen und die Tore geöffnet. Dabei mögen wir es doch so, wenn „Mann“ ein bissl sportlichen Ehrgeiz an den Tag legt, wenn er uns erobern möchte.

… abgesehen davon, ist euch das vielleicht auch schon aufgefallen: lustigerweise sind die, die solche Sätze von sich geben, diejenigen, für die’s am wenigsten zutrifft und die kaum etwas anbrennen lassen. Ein Schelm, der da was Böses denkt…

Mythos 5: Ich ruf dich an!

No comment!

Ich frage mich, woran es liegt, dass wir gerade in Herzensdingen so bereit sind, alle Vorsicht über Bord zu werfen und uns Hals über Kopf ins Gefühlschaos zu stürzen. Jeden Vertrag lesen wir bis ins kleinste Kleingedruckte, jede Meldung in den Nachrichten wird überprüft, ob es sich um eine Ente handeln könnte und wir schauen jedem Handwerker auf die Finger, nur damit er uns nicht über’s Ohr haut. In materiellen Dingen sind wir überextrem vorsichtig. Und wenn’s ums Emotionale geht – also das, wo’s so richtig weh tut, wenn man auf die Schnauze fällt – sind wir bereit, alle Märchen und Mythen, die uns so aufgetischt werden, zu glauben. Warum? Nun, vielleicht, weil wir im tiefsten Inneren immer noch an das Märchen glauben und hoffen, dass es auch uns eines Tages widerfährt…

Samstag, 4. August 2007

Luxus

Es gibt so Kleinigkeiten, die wir zwar beim besten Willen nicht benötigen, die das Leben auch nicht lebenswerter und uns Menschen um keinen Deut liebenswerter machen, aber nach denen wir uns dennoch verzehren. Nein, ich spreche hier nicht von Liebe, Ansehen, Macht oder Gesundheit – ich spreche von jenen Dingen, die wir uns mit Hilfe des schnöden Mammons leisten. Die Auslagen sind prall gefüllt, die Werbung flüstert die schönsten Versprechungen, und die Frage „wer soll das bezahlen…“ stellen wir uns gar nicht – zahlt ja eh alles Visa. Gut, bei der Kreditkartenabrechnung setzen sich Einige vielleicht hin, andere öffnen den Brief mit der Rechnung gar nicht, denn „was man nicht weiß, macht einen nicht heiß“.

Luxus wird nicht von jedem Menschen gleich definiert. Manch einer betrachtet materielle Werte als Luxus, ein anderer wieder ideelle. Und auch, wenn für mich ideelle Werte, wie Abendessen mit Freunden, nach einer Yogastunde völlig entspannt sein oder mit einem lieben Menschen eine gute Flasche Wein genießen für mich der größte denkbare Luxus sind, möchte ich hier heute die völlig oberflächliche Seite hervorkehren. Welche materiellen Dinge bedeuten Luxus?

Caro und ich diskutieren diese Fragestellung heute bei Starbucks in der Innenstadt – sie bei einem riesigen Cappuccino, ich bei meiner neuesten Leidenschaft: iced Caramell Macchiato. Unsere Stimmung ist glänzend, da uns die Kellnerin von Starbucks schon einen genialen Satz geschenkt hat „Wenn’st einen Menschen auf ‚Kunde’ reduzierst, kann nix g’scheits dabei rauskommen“.

Wann bedeutet ein Luxusgegenstand tatsächlich „Luxus“? Ist die Handtasche von Burberry und die Geldbörse von Louis Vuitton das non-plus-ultra, ohne dem frau nicht im Stande ist zu Leben? Die Vintage-Ohrringe von meiner Urgroßmutter oder die Lingerie von La Perla? Wenn wir sagen „Kleider machen Leute“, genügt es da, wenn man zu H&M geht, oder müssen die Klamotten von Calvin Klein, Gucci oder Escada sein? Und wie sieht es mit Schuhen aus? Bei den Schuhen sind wir uns schnell einig: Schuhe sind eine Notwendigkeit – egal in welcher Anzahl und in welcher Preisklasse.

Caro nippt bedächtig an ihrem Cappuccino und grübelt. „Elektrische Reisezahnbürsten“ erklärt sie nach einer kurzen Nachdenkpause. Eine elektrische Zahnbürste gehört für Caro zur Grundausstattung einer jeden Wohnung, eine elektrische Reisezahnbürste ist das Tüpfelchen am i. „Und die Tatsache, dass ich zwei elektrische Reisezahnbürsten habe, ist für mich Luxus“ lächelt sie zufrieden über ihrem Cappuccino. Weiters empfindet Caro es als Luxus, dass sie einen eigenen Schrank hat, in welchem sie ihre Schuhe unterbringt. Ich grüble kurz – die Liebste meines besten Freundes hat in ihrer Wohnung ein eigenes „Schuhzimmer“, ist das noch Luxus oder bereits Dekadenz?

Beim monatlichen Friseurbesuch, um die Haarspitzen schneiden zu lassen, ist Caro unsicher, ob es sich hierbei um Luxus handelt. Wenn ich Caros Mähne hätte, würde ich wahrscheinlich wöchentlich zum Friseur gehen, einfach, um mich hinterher an dem Anblick zu erfreuen. Caro ist es aber gewohnt, dass sie tolles Haar hat und sieht das entsprechend anders. Aber sie findet rasch einen Ersatz für den Friseurbesuch: Starbucks. Starbucks ist in Caros Augen ebenfalls Luxus, da man selten unter 7 EUR für einen Kaffee bezahlt. „Und rechne dir das mal zurück – das waren mal hundert Schilling, überleg mal, wie viele Nespresso-Kapseln man dafür bekommt. Also das ist definitiv Luxus“.

Ich grüble, was ich wohl für mich als Luxus definieren würde. Mein elektrisches Luxusgut ist wohl mein iPod. Ich hatte zuvor schon einen Minidisc-Player, mit dem ich auch MP3’s abspielen konnte, aber als ich letztes Jahr den iPod Nano gesehen habe, hab ich mich sofort in das schwarz-glänzende Teil verliebt, und ich musste es haben, auch wenn mein Bedürfnis „Musik unterwegs hören“ auch durch das alte Gerät befriedigt wurde. Und selbst, wenn der iPod lange nicht soviel „kann“ wie der Minidisc-Player, er ist einfach schöner und schicker und sowieso und überhaupt. Außerdem finde ich das Konzept genial, dass ich mir über Internet zu jeder Tages- und Nachtzeit via iTunes Musik legal kaufen kann. Jederzeit jede beliebige Musik konsumieren können – das ist für mich Luxus.

Ein weiteres Goodie, das ich mir einmal pro Monat gönne, ist ein Besuch bei meiner Lieblingskosmetikerin. Auch, wenn ich alles selbst gut alleine zuhause machen könnte, aber alleine die Tatsache, dass diese Frau eine viertelstündige Gesichtsmassage bietet, die mich regelmäßig zum Schnurren bringt, reiht den Kosmetik-Besuch in die Kategorie „Luxus“. Und ich freue mich jedes Mal schon den ganzen Tag auf den Besuch bei ihr, hinterher strahle ich zufrieden. Definitiv Luxus.

Das ultimative Luxusgut habe ich aber heute entdeckt. Jeder Mensch kennt Labellos, die nach Kirsche, Himbeere oder ähnlichem Obst riechen. Ich habe heute aber die ultimativen Lippenpflegestifte entdeckt – sie riechen nach Vanille und Schokolade. Und abgesehen davon, dass diese Stifte streichelweiche Lippen herbeizaubern und schon alleine deshalb eine Daseinsberechtigung haben – sie duften für Frauennasen absolut unwiderstehlich. Jetzt wäre es nur interessant, herauszufinden, ob die Männer das ebenso sehen. Na Jungs, anyone here who wants to figure it out?

Montag, 30. Juli 2007

Alles wird gut!

Es gibt einige Menschen, von denen ich mir denke, dass sie deshalb unter uns weilen, um mich zu nerven - tierisch zu nerven… Diese Zeitgenossen sind für mich das berühmte „rote Tuch“, kaum, dass sie mir unter die Augen kommen und den Mund aufmachen, beginne ich mit den Augen zu rollen, verliere meine übliche Gelassenheit und kann mich über die kleinste Kleinigkeit so dermaßen echauffieren, bis ich aus der berühmten Mücke eine ganze Elefantenherde gemacht habe. Mag sein, dass ich diese Menschen aus einem Grund nicht leiden kann – weil sie meine allernegativsten Seiten nach oben kehren, und wenn ich ehrlich bin, muss ich gestehen, dass ich mich selbst nicht sonderlich mag, wenn ich Gift und Galle spucke. Und da ich so ungern bis aufs Blut gereizt werde, gehe ich diesen Menschen vorsorglich aus dem Weg.

Einer dieser Menschen ist ein ehemaliger Unilektor von mir, der von uns Studenten den Spitznamen „Gummibärchen“ verpasst bekommen hat. Weniger, weil er so süß ist wie ein Gummibärchen, sondern vielmehr, weil man sich tierisch daran den Magen verderben kann. Ich habe das Gummibärchen hassen gelernt, als er eine meiner Seminararbeiten mit „nicht genügend“ beurteilt hat. Ich bin daraufhin brav in seine Sprechstunde gepilgert und habe versucht, herauszufinden, woran ich so massiv gescheitert bin. Das Gummibärchen hat zunächst eine halbe Stunde lang heiße Luft von sich gegeben, ich habe immer weiter nachgehakt und irgendwann meinte er „naja, Sie haben mit Fußnoten zitiert“. Ja, und wo ist das Problem? „Ja, wissen Sie, das ist hier ein k.o.-Kriterium“. Gut, wie würde die Arbeit aussehen, wenn ich richtig zitiert hätte? „Ja, wissen Sie, das kann ich jetzt so nicht sagen, weil ja durch die Tatsache, dass Sie falsch zitiert haben, die Arbeit von vornherein ‚negativ’ ist…“

Wie kann man mit so vielen Worten nur so wenig Info von sich geben? Ich bin wutschnaubend aus der Sprechstunde abgedampft – eine dreiviertel Stunde wertvoller Zeit verplempert, die Information „Sie haben sich nicht an die Zitiervorschriften gehalten, deshalb sind Sie negativ“ hätte er auch in fünf Minuten loswerden können. Ich habe dann auch kein Herzblut in die Korrektur der Arbeit gelegt, sondern habe lediglich die Fußnoten durch Klammerverweise ersetzt, ansonsten habe ich die Arbeit wortident abgegeben – und habe eigentlich mit einem „genügend“ gerechnet und habe mich geärgert, dass ich mir dadurch den Notendurchschnitt versiebt habe. Aber zu meiner großen Überraschung habe daraufhin ein „sehr gut“ mit voller Punkteanzahl auf die Arbeit bekommen. Von diesem Augenblick an war ich felsenfest überzeugt, dass das Gummibärchen schlichtweg ein Vollidiot ist, der nur deshalb auf „meiner“ Uni herumhängt, um mir persönlich das Leben schwer zu machen. Und bin jedes Mal hochgegangen, wenn ich ihn gesehen habe.

Das Gummibärchen hat uns auch auf die Diplomprüfungen vorbereitet. Zwei Wochenenden lang waren wir mit ihm in einen Hörsaal eingepfercht, er hat vorne Belanglosigkeiten vorgetragen, wir haben uns hinten mörderisch gelangweilt. Eine Flucht war allerdings auch nicht möglich, da er nach jeder Pause die Anwesenheit kontrolliert hat. Also blieb nur „aussitzen“, und wir haben das insoweit versucht, als wir uns mit „Schifferl versenken“ und „Diplomarbeit korrekturlesen“ still beschäftigt haben. Dennoch waren diese Vorbereitungsstunden unglaublich öde und in unseren Augen schlichtweg unnötig.

Irgendwann beginnt unser Gummibärchen mit einem Beispiel, was in dieser Art noch nie durchgenommen wurde. Das führte natürlich zu einer mittleren Revolution auf den hinteren Rängen. Alle Studenten beginnen sich lautstark darüber aufzuregen, dass es so wohl nicht geht, dass man nicht Dinge prüfen kann, die während des gesamten Studiums noch nicht vorgekommen sind. Das Gummibärchen wartet geduldig ab, bis der ärgste Tumult abgeebbt ist, beginnt zu lächeln und sagt „Bitte bleiben Sie ruhig, ich kann Ihnen eines versprechen: alles wird gut!“. Ich hebe den Kopf, nachdem dieser Satz gefallen ist, und beginne zu grübeln. Kann es sein, dass dieses blinde Huhn gerade sein Korn gefunden hat? Dass er deshalb unsere Nerven strapaziert hat, weil es seine Aufgabe war, uns diesen einen Satz zu schenken? Kann es sein, dass das Gummibärchen doch eine Seele hat?

Nicht, dass die Diplomprüfungsvorbereitung für die eigentliche Diplomprüfung irgendetwas gebracht hätte – es sind nämlich komplett andere Beispiele gekommen, aber alleine der Satz „alles wird gut“ hat uns damals etwas milder gestimmt – weniger, weil wir die Diplomprüfung geschenkt bekommen haben, sondern vielmehr, weil uns dieser Satz den Glauben daran zurück gegeben hat, dass es das Universum sicher gut mit uns meint, und dass die vier Jahre Plackerei sicher nicht umsonst gewesen sind.

Auch nach dem Ende des Studiums ist der Satz „alles wird gut“ im Umkreis meiner Studienkollegen nach wie vor im Umlauf. Wenn einer einen schlechten Tag hat, bekommt er mit Sicherheit ein mail mit den Worten „was würde das Gummibärchen jetzt sagen? Alles wird gut!“ – und mit dieser Floskel geht es mir jedes Mal besser, mehr noch – ich beginne immer zu lächeln.

Und ich verwende diesen Satz auch gerne bei Nicht-Studienkollegen, auch wenn diese den Insider-Schmäh nicht immer verstehen. Aber ich rede mir dennoch ein, dass sie sich auch freuen, wenn ich ihnen diesen Satz schenke.

In diesem Sinne an alle, die heute gerade einen superbesch…eidenen Tag haben: das Gummibärchen würde in diesem Fall sagen „alles wird gut“ – und ich bin seiner Meinung.

Donnerstag, 26. Juli 2007

Dogs (the girl that does Yoga)

Mag sein, dass es daran liegt, dass ich Wassermann bin – aber irgendwie bin ich etwas esoterisch “angehaucht”, wie wir Wiener so gerne sagen. Ich habe einen Wasserkrug, in dem Heilsteine liegen, ich habe mich eine zeitlang für Kinesiologie interessiert und ich pendle unverträgliche Nahrungsmittel mit einem Pendel aus. Als es „in“ war, habe ich Buddha-Beads getragen und bin als gestresste Großstadt-Singlefrau natürlich immer auf der Jagd nach der ultimativen Entspannung.

Nun, wenn wir „Westler“ auf der Suche nach Erleuchtung sind, dann führt irgendwann kein Weg mehr am Yoga vorbei. Und es gibt unendlich viel, das am Markt angeboten wird: Hatha-Yoga, Bikram-Yoga, Ashtanga-Yoga, Kundalini-Yoga, Power-Yoga – welches Yoga ist das Richtige?

Meinen ersten Yoga Kontakt habe ich im Fitnesscenter. Ein weiß gewandeter Yogatrainer, der auf einem Podest liegend einige Übungen vorzeigt, die ich mit verrenktem Kopf und verdrehtem Rücken versuche, nachzumachen. Wir liegen dicht an dicht in dem Studio gedrängt, kaum eine Übung ist möglich, ohne den Arm, das Bein oder sonst ein Körperteil vom Mattennachbarn in den eigenen Körper gerammt zu bekommen. Die Yogastunde selbst wird wie ein Workout runter gespult – ja, die Übungen machen schon Spaß – aber wo ist die Erleuchtung?

Aber wozu hat der Yogagott die DVD erfunden? Warum um teures Geld in ein Studio trippseln, wenn man um 20 EUR bei Amazon eine Yoga-DVD erhält. Also werfe ich die DVD in den Player, rolle meine Matte aus und beginne andächtig, im Wohnzimmer meine Übungen zu machen. Das Gute ist, dass ich wirklich viel Platz zum Trainieren habe und immer, wann ich Zeit, Lust und Laune habe, die DVD einlegen kann. Blöd ist allerdings, dass ich zwei Katzen habe, die natürlich auf der Matte Probe liegen müssen und bei jeder Übung mitmachen müssen. Entspannung? Vergiss es, von der bin ich so weit entfernt wie von einem Physiknobelpreis…

Dann die Wende: ich entdecke das Buch von Milena Moser „Schlampenyoga“. Ich lese es und bin begeistert: genauso stelle ich mir Yoga vor! Genau das will ich! Nur woher kriegen, wenn nicht stehlen…

Ein Jahr später eine weitere Yoga-Erfahrung. Wieder ist es ein Fitnessstudio, allerdings diesmal mit einem berühmten Yoga Lehrer: Oskar Hodosi. Ein ca. 50jähriger Mann mit langem Haar, vielen Tattoos und einigen Piercings. Seine Yogastunden unterscheiden sich deutlich von den vorangegangenen: wir beginnen mit einer Einführungsentspannung, danach einige Varianten des Sonnengrußes, eine rasche Abfolge weiterer Asanas. Oskar geht zwischen seinen Schülern herum und korrigiert die Haltung. Für die Anfänger in seiner Power-Yoga Stunde hat er den Hinweis: macht die Asanas soweit ihr sie könnt. Natürlich habe ich den Ehrgeiz, bei den Übungen mitzuhalten und beiße die Zähne zusammen. Oskar schätzt besonders die Stellung „der Hund“, von ihm auch Dreiecksstellung genannt. Man steht dabei wie ein Dreieck, Handflächen und Fußsohlen am Boden, der Hintern bildet die Spitze des Dreiecks. Ich taufe den Hund in Gedanken in „Demutshaltung“ um… Bei Oskar wird der Hund über 5 Atemzüge gehalten. Nach dem zweiten Mal Luftschnappen beginnen mir die Arme zu zittern. Aber ich beiße mich weiter durch die Stunde. Nach 20 Minuten beginne ich, die Minuten bis zum Ende der Einheit zu zählen. Verdammt, die dauert ja 100 Minuten… Irgendwann kommt die Schlussentspannung in der Totenhaltung, die mir besonders authentisch gelingt. Nach der Stunde wanke ich aus dem Studio und schleppe mich zu meinem Auto. So also fühlt es sich an, wenn man stehend k.o. geht… Zuhause angekommen überlege ich, wie ich mich wohl am Besten mitsamt meiner Sporttasche in meine Wohnung befördere. Kriechen wäre sehr praktisch, weil mir immer noch die Knie schnackeln… In meiner Wohnung klettere ich mühsam unter die Dusche und reibe mich hinterher großzügig mit Diana ein. Ein kleiner Fleck beim Brustbein, den ich übersehe – hier genieße ich drei Tage lang einen Muskelkater von biblischen Ausmaßen. Aber schon nach der zweiten Einheit bemerke ich Fortschritte – ich schaffe es sogar, einen Arbeitskollegen zu einem Hund-Wettstehen herauszufordern (merke: Fotohandies sind die blödeste und unnötigste Erfindung, solange sie sich in den Händen der Mitkollegen befinden…). Aber ich fühle mich in diesem Fitnessstudio ebenfalls nicht wohl: viel Glas und Spiegelfronten, es ist sehr unruhig – wo ist meine Erleuchtung?

Durch Zufall stoße ich im Xing auf der Absolventenseite meiner Universität auf eine Bekannte von mir: lustig, ich wusste gar nicht, dass Annemarie dasselbe wie ich studiert hat. Neugierig wie ich nun mal bin clicke ich auf ihr Profil und sehe dort, dass sie sich mittlerweile mit einem Yogastudio selbständig gemacht hat. Ich schaue mir ihre Homepage an und bin angenehm überrascht: für mich verkehrsgünstig gelegen, überstundenfreundliche Zeiten, sehr moderate Preise und die Schnupperstunde ist noch dazu gratis. Also melden meine Freundin Lilly und ich uns für die Schnupperstunde an.

Als wir am Freitagabend zum Yogastudio kommen, sind wir wieder erfreut: das Yogastudio befindet sich in einem Kellerlokal, und gerade an diesen Tropentagen ist es herrlich kühl. Wir ziehen unsere Trainingsklamotten an und Annemarie erklärt den Ablauf der Stunden. Zuerst eine Anfangsentspannung, dann eine Atemübung, darauf folgend das Sonnengebet, einige andere Asanas, darunter der König der Asanas, der Schulterstand. Und zum Schluss wieder eine Schlussentspannung. Es werden dreimal pro Woche Kurse für Anfänger angeboten, und Annemarie empfiehlt jedem Neuling, 10 Anfängerstunden zu besuchen, bevor man in die Fortgeschrittenenkurse wechselt. Da die Schnupperstunde viel Spaß macht, löse ich eine Monatskarte, damit ich auch ja motiviert bin, regelmäßig in die Stunde zu gehen.

Die Yogastunde beginnt sehr relaxed: wir liegen auf unseren Matten und gleiten in die Entspannung – zur Unterstützung haben wir mit Lavendel gefüllte Augensäckchen auf den Augen liegen, zusätzlich zündet Annemarie Räucherstäbchen an. Danach setzen wir uns auf die bereitgelegten Yogakissen und machen unsere Atemübungen. Das Sonnengebet danach ist etwas flotter, um den Kreislauf in Schwung zu bekommen. Einige Asanas für das Gleichgewicht, einige für den Bauch, für den Rücken und natürlich der Schulterstand. Die Übungen bringen mich zum Schwitzen, aber es ist ein angenehmes Schwitzen, ich habe nie das Gefühl, dass ich jederzeit groggy zu Boden gehen könnte. Annemarie achtet darauf, dass es für jede Bewegung eine Gegenbewegung gibt, damit kein Körperteil überbeansprucht wird. Nach jedem Asana lässt uns Annemarie die Übung nachspüren. Während der Asanas korrigiert sie die Haltung der Schüler, und die Gelassenheit, die diese Frau verströmt, schafft eine sehr angenehme Stimmung in dem Trainingsraum. Bei der Schlussentspannung merke ich, wie sich mein Körper mit Energie füllt – nach dieser Yogaeinheit fühle ich mich, als könnte ich Bäume ausreißen. Und selbst ein, zwei Tage später fühle ich immer noch diese Yogastunde in mir nachklingen.

Ich vermag nicht zu sagen, wie es mit mir in Sachen Yoga weiter gehen wird, aber für das Erste habe ich meine Yogaheimat gefunden.

Om namah Shivaya!

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