Harry und Sally
Es ist die berühmte Gretchenfrage: können Frauen und Männer miteinander befreundet sein? Oder ist es so, wie Harry sagt „Männer und Frauen können nie Freunde werden – der Sex kommt ihnen immer dazwischen.“? Kommen wir nur dann mit dem „Feind“ aus, wenn wir das Bett mit ihm teilen? Und wie kommt es dazu?
Freundschaft – ein schönes Wort (auch wenn es manchmal etwas parteipolitisch angehaucht sein mag), das zwei Menschen miteinander verbindet. Manchmal durch den Satz „lass uns Freunde sein“ herbeigeführt, manchmal entsteht Freundschaft aber auch, ohne dass man sie dem Anderen vorschlagen muss. Ich überlege oft, ob ich mit einem Mann auf die gleiche Art und Weise befreundet sein kann wie mit einer Frau, dass ich mit ihm über alles reden kann, mit ihm über alles lachen, mich auch vor ihm lächerlich machen kann, ohne dass ich Angst haben muss, dass er das jemals gegen mich verwenden wird.
Wenn ich überlege, worüber ich mit meiner Freundin spreche – Beziehungskisten, Liebeskummer, aber auch banale Dinge wie Stress im Büro oder Menstruationsbeschwerden – das sind alles sehr intime Details meines Lebens. Das Wissen, das meine Freundin über mich hat, macht mich sehr verwundbar ihr gegenüber, und sie könnte mich, wenn es mir schlecht geht, mit einem einzigen Wort so sehr verletzen, dass ich mich wochenlang davon nicht mehr erholen würde. Trotzdem teile ich alle Geheimnisse meines Lebens mit ihr – weil ich ihr vertraue und weiß, dass sie ihr Wissen nie gegen mich verwenden würde und sie mich auch nicht dafür verurteilt, dass ich so bin, wie ich nun mal bin.
Wie ist das mit Männern? Nun, ich denke mir, wenn man als Frau mit einem schwulen Mann befreundet ist, dann könnte das in etwa die gleiche Art von Freundschaft sein, wie die zwischen zwei Frauen (nur für den Fall, dass hier ein schwuler Mann mitliest: ich bin immer noch auf der Suche nach dem schwulen Mann für’s Leben). Und es gibt eine Reihe von Männern, die ich in die Kategorie „gute Bekannte“ zähle, mit denen ich aber nie mehr als den üblichen Small-talk betreibe. Kann ein heterosexueller Mann mit einer Frau rein platonisch befreundet sein?
Früher war meine Meinung: ja, klar, Männer und Frauen können „nur so“ befreundet sein, ohne Hintergedanken, ohne Sex. Und ich hatte einen besten Freund, der so ziemlich alles über mich wusste, was es über mich zu wissen gab. Ich liebe meine Freunde aufrichtig, aber in diesem Fall – ich gebe es zu – war ich auch ein kleines Bisschen in den Mann verliebt. Eines Tages kam es, wie es kommen musste – wir landeten im Bett. Nach einiger Zeit haben wir kapiert, dass es mit uns nicht funktioniert, und wir haben wieder versucht „nur Freunde“ zu sein.
Die Sache mit dem Sex ist die: einmal geschehen kann man ihn nicht mehr rückgängig machen. Auch, wenn man es sich noch so sehr wünschen mag. Und es mag nun niemanden überraschen, dass mein damaliger bester Freund und ich nie wieder dasselbe Vertrauen zueinander aufbauen konnten, wie wir es hatten, bevor es passiert ist. Zusätzlich hat er mein Vertrauen ziemlich missbraucht und ich habe das getan, was ich in solchen Situationen gerne mache: ich bin spurlos aus seinem Leben verschwunden.
Nach dieser Geschichte war ich mit Harry einer Meinung: Männer und Frauen können nicht miteinander befreundet sein. Never – no way, sir! Eines Tages kreuzt aber ein anderer Singlemann meinen Weg. Und es war so, dass da von Anfang an eine besondere Beziehung zwischen uns war. Wir haben gegenseitig Daumen gedrückt, wenn der Andere ein Date hatte, haben uns getröstet, wenn der Andere Liebeskummer hatte oder wieder mal abgeblitzt ist. Er hat mir Einblicke in die Denkweise von Männern gewährt, ich hab ihm dafür verraten, wie wir Frauen ticken. Haben wir je darüber nachgedacht, ob aus uns ein Paar werden könnte? Ja, ich geb’s zu, ich habe ein paar Minuten darüber nachgedacht (und ich bin mir sicher, dass er es auch getan hat), wir haben sogar darüber gesprochen, wie es wäre, wenn wir uns offiziell daten würden. Wir sind dann aber auch ziemlich unisono zu dem Schluss gekommen, dass das keine gute Idee wäre. Und da wir einander so gut gekannt haben, hatte dieses Gespräch auch nichts Peinliches an sich – im Gegenteil, es hat das Vertrauen zwischen uns sogar noch mehr gefestigt. Und als er mir dann vor einigen Monaten erzählt hat, dass er die perfekte Frau gefunden hat, hab ich mich für ihn wie ein Schneekönig gefreut.
Wie ist es aber, wenn ein gewisses erotisches Knistern besteht, und dann der Satz fällt „können wir Freunde sein?“ – kann das funktionieren? Nun, in diesem Fall bin ich sehr skeptisch… In diesem Szenario muss zumindest Einer von Beiden einen ausgeprägten Hang zum Masochismus haben. Oder kann es sein, dass das Universum den Geduldigen belohnt? Dass man, wenn man nur hartnäckig genug dran bleibt, sich immer wieder zum Idioten macht und laufend auf die Schnauze fällt, am Ende doch belohnt wird und man dann glücklich und zufrieden bis ans Ende seiner Tage lebt?
Wenn man Harry und Sally glauben mag, dann wird es wohl so sein. Sie haben das mit der Freundschaft nämlich auch nicht geschafft – sie haben sich ineinander verliebt und haben geheiratet – 12 Jahre, nachdem sie einander kennen gelernt haben. Puh, in diesem Fall hoffe ich inständig, dass ich nicht noch 10 Jahre warten muss…
Und zum Abschluss noch ein paar Worte an ihn, meinen besten Freund, der in dieser Sekunde genau weiß, dass er gemeint ist: Schätzchen, ich hab dich lieb, so wie du bist, und ich bin froh, dass du ein wichtiger Teil meines Lebens bist… Und ich freu mich so, dass du mit deiner Prinzessin so glücklich bist.
Freundschaft – ein schönes Wort (auch wenn es manchmal etwas parteipolitisch angehaucht sein mag), das zwei Menschen miteinander verbindet. Manchmal durch den Satz „lass uns Freunde sein“ herbeigeführt, manchmal entsteht Freundschaft aber auch, ohne dass man sie dem Anderen vorschlagen muss. Ich überlege oft, ob ich mit einem Mann auf die gleiche Art und Weise befreundet sein kann wie mit einer Frau, dass ich mit ihm über alles reden kann, mit ihm über alles lachen, mich auch vor ihm lächerlich machen kann, ohne dass ich Angst haben muss, dass er das jemals gegen mich verwenden wird.
Wenn ich überlege, worüber ich mit meiner Freundin spreche – Beziehungskisten, Liebeskummer, aber auch banale Dinge wie Stress im Büro oder Menstruationsbeschwerden – das sind alles sehr intime Details meines Lebens. Das Wissen, das meine Freundin über mich hat, macht mich sehr verwundbar ihr gegenüber, und sie könnte mich, wenn es mir schlecht geht, mit einem einzigen Wort so sehr verletzen, dass ich mich wochenlang davon nicht mehr erholen würde. Trotzdem teile ich alle Geheimnisse meines Lebens mit ihr – weil ich ihr vertraue und weiß, dass sie ihr Wissen nie gegen mich verwenden würde und sie mich auch nicht dafür verurteilt, dass ich so bin, wie ich nun mal bin.
Wie ist das mit Männern? Nun, ich denke mir, wenn man als Frau mit einem schwulen Mann befreundet ist, dann könnte das in etwa die gleiche Art von Freundschaft sein, wie die zwischen zwei Frauen (nur für den Fall, dass hier ein schwuler Mann mitliest: ich bin immer noch auf der Suche nach dem schwulen Mann für’s Leben). Und es gibt eine Reihe von Männern, die ich in die Kategorie „gute Bekannte“ zähle, mit denen ich aber nie mehr als den üblichen Small-talk betreibe. Kann ein heterosexueller Mann mit einer Frau rein platonisch befreundet sein?
Früher war meine Meinung: ja, klar, Männer und Frauen können „nur so“ befreundet sein, ohne Hintergedanken, ohne Sex. Und ich hatte einen besten Freund, der so ziemlich alles über mich wusste, was es über mich zu wissen gab. Ich liebe meine Freunde aufrichtig, aber in diesem Fall – ich gebe es zu – war ich auch ein kleines Bisschen in den Mann verliebt. Eines Tages kam es, wie es kommen musste – wir landeten im Bett. Nach einiger Zeit haben wir kapiert, dass es mit uns nicht funktioniert, und wir haben wieder versucht „nur Freunde“ zu sein.
Die Sache mit dem Sex ist die: einmal geschehen kann man ihn nicht mehr rückgängig machen. Auch, wenn man es sich noch so sehr wünschen mag. Und es mag nun niemanden überraschen, dass mein damaliger bester Freund und ich nie wieder dasselbe Vertrauen zueinander aufbauen konnten, wie wir es hatten, bevor es passiert ist. Zusätzlich hat er mein Vertrauen ziemlich missbraucht und ich habe das getan, was ich in solchen Situationen gerne mache: ich bin spurlos aus seinem Leben verschwunden.
Nach dieser Geschichte war ich mit Harry einer Meinung: Männer und Frauen können nicht miteinander befreundet sein. Never – no way, sir! Eines Tages kreuzt aber ein anderer Singlemann meinen Weg. Und es war so, dass da von Anfang an eine besondere Beziehung zwischen uns war. Wir haben gegenseitig Daumen gedrückt, wenn der Andere ein Date hatte, haben uns getröstet, wenn der Andere Liebeskummer hatte oder wieder mal abgeblitzt ist. Er hat mir Einblicke in die Denkweise von Männern gewährt, ich hab ihm dafür verraten, wie wir Frauen ticken. Haben wir je darüber nachgedacht, ob aus uns ein Paar werden könnte? Ja, ich geb’s zu, ich habe ein paar Minuten darüber nachgedacht (und ich bin mir sicher, dass er es auch getan hat), wir haben sogar darüber gesprochen, wie es wäre, wenn wir uns offiziell daten würden. Wir sind dann aber auch ziemlich unisono zu dem Schluss gekommen, dass das keine gute Idee wäre. Und da wir einander so gut gekannt haben, hatte dieses Gespräch auch nichts Peinliches an sich – im Gegenteil, es hat das Vertrauen zwischen uns sogar noch mehr gefestigt. Und als er mir dann vor einigen Monaten erzählt hat, dass er die perfekte Frau gefunden hat, hab ich mich für ihn wie ein Schneekönig gefreut.
Wie ist es aber, wenn ein gewisses erotisches Knistern besteht, und dann der Satz fällt „können wir Freunde sein?“ – kann das funktionieren? Nun, in diesem Fall bin ich sehr skeptisch… In diesem Szenario muss zumindest Einer von Beiden einen ausgeprägten Hang zum Masochismus haben. Oder kann es sein, dass das Universum den Geduldigen belohnt? Dass man, wenn man nur hartnäckig genug dran bleibt, sich immer wieder zum Idioten macht und laufend auf die Schnauze fällt, am Ende doch belohnt wird und man dann glücklich und zufrieden bis ans Ende seiner Tage lebt?
Wenn man Harry und Sally glauben mag, dann wird es wohl so sein. Sie haben das mit der Freundschaft nämlich auch nicht geschafft – sie haben sich ineinander verliebt und haben geheiratet – 12 Jahre, nachdem sie einander kennen gelernt haben. Puh, in diesem Fall hoffe ich inständig, dass ich nicht noch 10 Jahre warten muss…
Und zum Abschluss noch ein paar Worte an ihn, meinen besten Freund, der in dieser Sekunde genau weiß, dass er gemeint ist: Schätzchen, ich hab dich lieb, so wie du bist, und ich bin froh, dass du ein wichtiger Teil meines Lebens bist… Und ich freu mich so, dass du mit deiner Prinzessin so glücklich bist.
drewshine - 15. Apr, 21:50