Montag, 30. April 2007

Unfaithful

Ist der Mensch monogam oder doch eher polygam veranlagt? Sind wir in Zeiten einer Scheidungsquote von +50 % dazu verdammt, immer wieder einen neuen Lebensabschnittspartner zu suchen, oder lohnt es sich noch, den Traum vom „miteinander alt werden“ zu träumen? Oder ist „Partnerschaft“ in Wahrheit ohnehin ein Auslaufmodell?

Eifersucht ist ein böses Wort. Und gerade in einer Beziehung bemüht man sich ja redlich, dem Partner zu vertrauen, aber dennoch: irgendwo, im hintersten Eck des Herzens, da lodert eine kleine grüne Flamme. Eifersucht ist die unbewältigte Angst vor Verlust, und wenn wir ehrlich sind, müssen wir wohl zugeben, dass jeder irgendwo eine Angst hegt: die Angst, dass der Partner einen nicht mehr attraktiv findet, die Angst, dass man sich auseinander entwickelt oder schlichtweg die Angst, dass der Andere doch dazu neigt, seinen Genpool möglichst breit zu verstreuen.

„Was kann einem Mann besseres passieren als eine Frau? – Zwei Frauen...“ – ein Satz, der sehr viel Wahrheit enthält. Ich persönlich bin Anhängerin der Monogamie. Und doch musste ich mir diese Lebenseinstellung mühsam erarbeiten, denn auch ich war schon einmal „die andere Frau“. Wobei mir zum Glück ein Schicksal der „anderen Frau“ erspart geblieben ist: ich habe nie darauf gehofft, dass er wegen mir seine Frau verlässt. Ich musste das auch nicht, weil dann hätte ich mir überlegen müssen, ob ich wohl auch meinen Partner für ihn verlassen würde. Es war also von vornherein klar, dass es zwischen uns nur eine Affäre werden würde.

Affäre – auch so ein hässliches Wort, das Verrat und Betrug schon in sich birgt. Und doch war es eine Erfahrung, die ich wohl in meinem Leben machen musste, einfach, um zu wissen, dass ich diese Erfahrung nicht mehr wiederholen möchte. Ich bin nicht stolz auf das, was ich damals getan habe, auch wenn ich weiß, dass zum Fremdgehen immer zwei gehören.

Es führen aber nicht immer die gleichen Gründe zu einem Seitensprung. Warum habe ich damals meinen Partner betrogen? Nun, wir waren schon seit Ewigkeiten zusammen, haben uns aber als Paar nicht wirklich weiter entwickelt. Die Beziehung hat schon einige Zeit vor sich hin gekränkelt, wir haben aber nicht daran gearbeitet, sondern haben sie „laufen gelassen“. Und ich weiß auch, dass mein Ex mich in dieser Zeit betrogen hatte, also hatte ich ihm gegenüber nicht mal schlechtes Gewissen. Mein G’spusi damals hat wohl in die Kategorie „nach außen hin unglücklich verheiratet und auf der Suche nach Trost“ gezählt. Seine Frau schläft nicht mehr mit ihm, scheiden lassen will er sich aber auch nicht, wo sie doch schon so lange zusammen sind, blablabla... Mir waren seine Gründe damals egal – ich habe es genossen, dass sich ein anderer Mann für mich interessiert und mir das Gefühl gegeben hat, dass ich sexy und begehrt bin. Ich habe mir die Anerkennung, die ich in meiner Beziehung nicht bekommen habe, auswärts gesucht. Und ich habe diese Anerkennung bekommen, aber um welchen Preis? Nun, mein Ex ist mir nie dahinter gekommen, dass ich ihn damals betrogen habe. Ein halbes Jahr, nachdem ich meine Affäre beendet habe, hat auch unsere Beziehung geendet. Heute weiß ich, dass ich diese Beziehung schon viel früher hätte beenden müssen, denn ich habe für mich die Lektion gelernt, dass ich in einer glücklichen Beziehung niemals fremdgegangen wäre. Schuldgefühle? Ja, die habe ich immer noch. Und zwar gegenüber der betrogenen Ehefrau – die paar Mal, wo ich sie gesehen habe, konnte ich ihr nicht in die Augen sehen, so sehr hat mich mein Gewissen geplagt. Mein Gewissen wird aber nicht erleichtert werden, denn um Vergebung kann ich sie wohl auch nicht bitten. Ich bin um eine Erfahrung reicher geworden und weiß nun, dass ich in Zukunft immer meinen Beziehungsstatus überdenken werde, wenn mich die Lust auf ein Abenteuer überkommt. Und natürlich, dass ich ab jetzt die Finger von einem verheirateten Mann lassen werde.

Und das seit letzter Woche mit gutem Grund, hat doch der oberste Gerichtshof entschieden, dass eine betrogene Ehefrau bei der Geliebten die Kosten für den Detektiv einklagen kann. Ein beunruhigendes Erkenntnis des OGH, denn seitdem frage ich mich zwei Dinge: erstens, wann verjährt die Einklagbarkeit? Und zweitens, was ist, wenn der Mann seiner Geliebten verheimlicht, dass er verheiratet ist? Gilt auch hier der alte Juristenspruch „Unwissenheit schützt vor Strafe nicht?“. Und vor allem: was betrachtet die Justiz als Ehebruch? Ist es auch dann schon Ehebruch, wenn der Ehemann die Geliebte in der Wohnung besucht und mit ihr plaudert?

Tja, die Gretchenfrage: ab wann ist man untreu? Einige Leute haben da eine sehr breite Definition, wie der ehemalige Präsident der Vereinigten Staaten, der felsenfest behauptet hat „I never had a sexual relationship with this person“. Andere sehen es als persönliche Untreue an, wenn man schon an einen anderen Mann/eine andere Frau denkt. Ich denke, man kann das nicht auf einen fixen Zeitpunkt festlegen, so nach dem Motto „bis dahin bin ich noch treu und erst, wenn ich diesen Punkt überschritten habe, bin ich untreu“. Meiner Meinung nach beginnt Untreue dort, wo das schale Gefühl im Hinterkopf auftaucht, dass das, was man da gerade tut, nicht ok ist. Dass man gerade dabei ist, die Vereinbarung, die man mit dem Partner getroffen hat, bricht.

Abgesehen davon hoffe ich, dass der Mensch in Wahrheit ein monogames Säugetier ist. Ich mag den – zugegeben naiven – Gedanken, dass da draußen jemand ist, der dazu bestimmt ist, mit mir alt zu werden, und dass wir in 50 Jahren gemeinsam im Beserlpark sitzen und uns drum streiten, wer die Tauben füttern darf.

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