Sonntag, 22. Juli 2007

Hot in the city

Vor einigen Wochen, als der Sommer gerade seinen Einzug in Wien gefeiert hat und wir die ersten 30er begrüßen durften, habe ich mich noch über meine Mitmenschen insgeheim lustig gemacht, die bei schlappen 30 Grad schon aufgeben. Wobei ich mich mittlerweile frage, was diese Leute letzte Woche über so gemacht haben… denn es war einfach nur affig.

Tropentage in Wien. Das heißt so viel wie: nicht unter 25 Grad in der Nacht und weit über 30 Grad am Tag. Zusätzlich Windstille und nicht ein Wölkchen am Himmel, das die Stimmung trübt und ein bissl Schatten spendet. Morgens im Büro hat es bereits 31 Grad, und auch, wenn Klimagerät und Ventilatoren auf Hochtouren laufen, das Einzige, das wir schaffen, ist, dass wir die Temperatur unter 32 Grad halten (oder kann es sein, dass das Thermometer gar nicht weiter anzeigt…?). Dennoch sehen wir die Temperatur eher von der sportlichen Seite her, und rufen, wenn das Thermometer endlich 32 Grad anzeigt „wir wollen die 33 sehen!“ … und nein, ich streite den leisen Hang zum Irrsinn in unserem Office gar nicht ab.

Ganz schlecht ist es in solchen Zeiten, wenn man mitleidheischende Mails in den Freundeskreis schickt – diejenigen, die über voll klimatisierte Büros verfügen, schreiben dann als Antwort „also, ich überlege gerade, mir den Blazer wieder anzuziehen“ oder „wir haben 25 Grad im Büro – sehr fein!“, mitfühlender Trost wird von dieser Seite keiner gespendet (Vorsicht, liebe Freunde: wenn eure Aircondition mal defekt ist, wird mein Spott gnadenlos sein…).

Zu Hause läuft Tag und Nacht der Ventilator (und ja, der gesteigerte Stromverbrauch der letzten Woche ist auch auf mich zurück zu führen), beim Schlafen lasse ich mich kräftig anpusten, auch wenn ich mir damit ordentliche Rückenschmerzen am nächsten Tag einhandle. Es gilt zwei Dinge abzuwägen: schlafen können oder am nächsten Tag nicht die Zähne zusammen beißen müssen – der Schlaf gewinnt bei mir immer und mein Orthopäde reibt sich die Hände, wenn er mich sieht.

Alles geht eine Spur langsamer als gewohnt, ich schütte literweise Wasser in mich hinein und würde meine Seele für ein kühles Fußbad verkaufen. Die berufliche Leistungsfähigkeit sinkt auch, konzentrieren ist bei mehr als 30 Grad kaum möglich, und ich bin sehr froh, dass ich im Augenblick nicht den gewohnten Stress habe, sondern es im Büro auch etwas „gemütlicher“ zugeht.

Gestern habe ich allerdings ein Plätzchen in Wien gefunden, wo ich es die ganze Woche über sehr gut ausgehalten hätte: das Krapfenwaldlbad…

Marlene und ich haben diese Woche beschlossen, dass wir am Wochenende baden gehen. Wobei Marlene mir die Planung unseres Badetages überlässt, da sie selbst aus einem südlichen Bundesland „zuagrast“ ist und sie nach eigener Aussage in Wien noch nie in einem Freibad war. Als Döblingerin gibt es für mich da natürlich nur zwei Möglichkeiten: Hohe Warte oder Krawa.

Ich mag das Krapfenwaldlbad. Weniger, weil sich dort die Haute Voleé der Wiener Gesellschaft herumtreibt, sondern vielmehr, weil man vom Krawa aus die schönste Aussicht über Wien hat. Hier oben am Berg immer ein Lüfterl weht und es lange nicht so stickig ist wie auf Donauniveau. Und weil das Bad nicht über diesen Schnick-Schnack wie Wasserrutsche, Strudelbecken oder Sprungtürme verfügt, und damit auch weniger von Kindern frequentiert wird. Hier kann man wirklich in aller Ruhe schwimmen und in der Sonne liegen.

Marlene und ich sind sportlich-früh um kurz vor 10 Uhr oben am Berg – um diese Zeit ist es noch nicht so heiß und ich habe reelle Chancen auf einen Parkplatz in unmittelbarer Nähe des Bades. Außerdem haben wir um diese Uhrzeit auch noch viel Auswahl, was den Liegeplatz betrifft und tatsächlich ergattern wir den Platz unter einem der strohgedeckten Sonnenschirme. Um 10 Uhr sind wir schon im Sportbecken und schwimmen die ersten Längen. Huh, das Wasser ist ziemlich frisch, aber das gehört zu einem Sportbecken ja dazu. Und das Angenehme: es schmeckt nicht sehr nach Chlor.

Nachdem wir den Morgensport absolviert haben, gehen wir zurück zu unseren Plätzen, ich lege mich ein bisschen in die Sonne, da es noch nicht so heiß ist, und Marlene schnappt sich ihr Buch und flüchtet in den Schatten. Ich genieße es, in der Sonne zu liegen und langsam vor mich hin zu trocknen. Um uns herum liegen sehr viele junge Leute, und viele der Frauen tun das, wofür das Krapfenwaldl früher so „berüchtigt“ war – sie liegen „oben ohne“ in der Sonne (schließlich war das Krawa ja das erste Bad, das den Damen „oben ohne“ gestattet hat). Diese Tatsache hat in den sehr frühen 80er Jahren ja sogar Rainhard Fendrich zu seinem Sommerhit inspiriert. Heutzutage kräht allerdings kein Hahn mehr danach, und ich gebe zu – auch ich hasse es, wenn ich den ganzen Sommer über die Streifen von meinem Bikini an allen möglichen Stellen habe.

Gegen 11 Uhr halte allerdings auch ich es nicht mehr in der Sonne aus und flüchte unter den Sonnenschirm. Und mache dort eine interessante Feststellung: unter dem Sonnenschirm ist es …frisch! Mich fröstelt! Wenn mir das jemand am Dienstag gesagt hätte – ich hätte Handy und Laptop geschnappt und wäre zum Arbeiten ins Bad gefahren! Oder zumindest intensiv über diese Möglichkeit nachgedacht… Ich liege unter dem Schirm, döse etwas vor mich hin und genieße den Geruch nach Wiese und Sonnencreme, der hier überall in der Luft hängt.

Kurz nach Mittag trippeln Marlene und ich wieder Richtung Becken. Auf dem Weg dorthin kommen wir an einer Gruppe von Jugendlichen vorbei, wie alt werden sie sein, so 17 bis 19 – Burschen wie Mädchen, sie liegen in der prallen Sonne und zischen sich ein Bier nach dem anderen hinter die Binde. Komatrinken auf der Liegewiese in der prallen Sonne, mich wundert nicht mehr, warum wir so viele Badeunfälle haben… Über soviel Unvernunft kann man nur noch den Kopf schütteln.

Gegen 15 Uhr siegt bei Marlene und mir die Vernunft und wir packen unsere Sachen und machen uns auf den Weg vom Berg wieder runter. Ich habe mein Vorhaben – keinen Sonnenbrand zu bekommen – nicht umsetzen können, mein Rücken leuchtet in einem zarten Rosa. Aber das ist nicht so schlimm, das vergeht wieder. Und ich fühle mich den übrigen Tag noch herrlich erfrischt…
drewshine - 22. Jul, 15:29

in eigener sache...

... 182 tage oder fast 1/2 jahr "online" und in dieser zeit 50 beiträge verfasst - ich fürchte, ich werde heute noch eine sektflasche köpfen müssen :-)

danke an alle, die hier immer so eifrig mitlesen und mitposten!

busserl,
julia

caro (Gast) - 22. Jul, 15:34

... in the city

mich fröstelt auch gerade... sitze im büro und werde die klimaanlage (welche erst neu inspeziert wurde) kleiner drehen!

By the way heute ist Ulrich der Hero im Krawa... also es lohnt sich bestimmt ;-) Er ist bestimmt auch oben ohne...

Bussi
Caro

drewshine - 22. Jul, 16:49

Du bist im Moment sowieso das allerärmste Mausimaus, du darfst die Klimaanlage kleiner drehen ;-).

*grinst* - wenn Ulrich im Vollkörper-Neopren im Krapfenwaldl rumliegen würde, wäre meine Welt komplett auf den Kopf gestellt ;-).

Busserl,
Julia

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Geräuschdämmung
Durch Zufall über Google auf diese wunderschöne Seite...
Ing.enders (Gast) - 5. Mär, 18:13
Nachdem ich eine aktive...
Nachdem ich eine aktive Befürworterin von "Kleinvieh...
drewshine - 10. Dez, 17:52
wiove
Liebe Julia, liebe(r)? creature, lasst Euch euer Glück...
caro (Gast) - 10. Dez, 17:13
man nehme sich ein beispiel...
man nehme sich ein beispiel am kung fu panda, er sah...
creature - 10. Dez, 12:07
Du hast völlig recht,...
Du hast völlig recht, allerdings gibts halt auch viele...
drewshine - 10. Dez, 11:50
da stimme ich dir voll...
da stimme ich dir voll zu! genau darüber dachte ich...
creature - 10. Dez, 11:20
danke, laru. der text...
danke, laru. der text ist aber nicht von mir, den...
drewshine - 23. Apr, 21:38
.
mein Mitgefühl trotzdem oder deswegen wunderschöner...
Laru - 22. Apr, 15:13
hehe.. naja, also zumindest...
hehe.. naja, also zumindest so reden als würdest du...
Laru - 9. Sep, 17:18
dazu hab ich eine frage:...
dazu hab ich eine frage: wie kann ich mir zeit für...
ambi (Gast) - 8. Sep, 14:17

Worth to be read...


Antoine de Saint-Exupéry, Antoine de Saint Exupéry
Der Kleine Prinz



David Schalko
Frühstück in Helsinki


Thomas Glavinic
Das bin doch ich


Daniela Zeller, Robert Kratky, Thomas Wizany
Die ganze Wahrheit über ...



Daniel Glattauer
Gut gegen Nordwind




Mark Buchanan
Small Worlds

Deine Stimme gegen Armut

Deine Stimme gegen Armut

Suche

 

Status

Online seit 6665 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 5. Mär, 18:13

Credits

Haftungshinweis

Ich erklären hiermit ausdrücklich, dass ich keinerlei Einfluss auf die Gestaltung und die Inhalte der hier verlinkten Seiten habe und distanziere mich ausdrücklich von allen Inhalten aller verlinkten Seiten auf dieser Homepage. Für den Inhalt der verlinkten Seiten sind ausschließlich deren Betreiber verantwortlich.

Besucher seit 26.02.2008


Kategorie: today's quote
Kategorie: today's song
Kategorie: today's special
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
development