Sonntag, 19. August 2007

The name of the game: Football!

Fußball – es gibt wohl kaum ein Thema, das bei so vielen Frauen entweder Wut oder Unverständnis hervorruft. Ich gebe zu, auch ich habe lange Zeit den Sinn dieses Spiels nicht verstanden – wozu rennen 22 Mann einem einzigen Ball nach, gebt doch jedem einen, dann brauchen sie sich nicht um den einen Ball prügeln. Ich habe meine Idee immer für sehr gut gehalten, und habe nie verstanden, warum jeder Mann bei diesem Satz die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen hat. Und es hat mich auch immer fertig gemacht, dass man sich in Wien zu einer „Reichshälfte“ bekennen muss, entweder zum heiligen Rasen von St. Hannapi, oder aber zur violette Truppe vom Laaer Berg, in diesem Fall gibt es nur entweder – oder, und eine Stimmenthaltung oder eine falsche Antwort kann in gewissen Kreisen zu einigen Problemen führen. Weiters sind Diskussionen immer sehr anstrengend, immerhin ist Österreich ja das Land mit der höchsten Hobby-Trainer Dichte, und jeder weiß es besser als der Typ, der für die Mannschaft verantwortlich ist. Außerdem scheitere ich ja schon an den Grundvoraussetzungen: Abseits, Eckball, Freistoß… keine Chance.

Ich erinnere mich noch an einen Abend, es war noch vor der Fußball-WM, also irgendwann so Winter 2005/2006. Ich sitze vor der Glotze und zappe von Sender zu Sender. Mein Handy klingelt – Caro dran „du, schalt mal auf den Einser“. Ich schalte brav zu ORF 1 und verziehe das Gesicht „das ist ja Fußball“. Caro jubelt „ja, weißt du, ich glaube, das ist die neue Bayern-Arena“. Ich hab keine Ahnung, ob das die Bayern-Arena ist oder nicht, und eigentlich ist es mir auch ziemlich wurscht. „Können wir wegschalten?“ flehe ich. Nein, das ist lustig, das schauen wir uns jetzt an. Ich seufze – Caro kann manchmal sehr stur sein, wenn sie ihren Willen durchsetzen möchte. Naaaaaa guuuuuuut…. Ich kann zwar einige Seufzer von Caro nicht ganz nachvollziehen, wenn sie ächzt „das war jetzt eine schöne Aktion, das hätt’ ins Tor gehen müssen…“. Ich arbeite weitaus simpler. Ich erkundige mich „zu welcher Mannschaft halten wir?“ und stelle die alles entscheidende Frage „und welche Dressen tragen die?“

Caro ist seit jeher Fußball-Fan, und sie war auch eine jener tapferen Wiener, die im November 2005 nach München gefahren sind, um die Rapidler in der Champions League gegen Bayern München anzufeuern. Sie schwärmt heute noch von dem tollen Stadion und der coolen Atmosphäre, vor allem, da sie im Bayern-Sektor saßen, hatten die Bayern-Fans zu Beginn ein eher kritisches Auge auf sie geworfen, aber als sich langsam das 0:4-Debakel für die Grün-Weißen abgezeichnet hat, haben sogar die Bayern Mitleid bekommen und versöhnlich gemeint „das hätt’ jetzt wirklich ein Tor werden müssen“ – wenn man am gewinnen ist, kann man solche Kommentare ja recht leicht von sich geben.

Aber auf alle Fälle muss ich mir das Achtelfinale zwischen Bayern München und dem AC Milan anschauen – nichts könnte mir egaler sein. Aber im Hinterkopf habe ich, dass ja bald die Fußball-WM beginnt, und da ja meine Bürokollegen allesamt fußballnarrisch sind, kann ich mich ja schon beizeiten daran gewöhnen - ein bissl will ich ja schließlich auch mitreden können.

Nach diesem erzwungenen Fußballabend beschäftige ich mich etwas eingehender mit der Materie. Ich kaufe mir auch das Buch „Abseitsfallen – so überleben Frauen die Fußball-WM“ und lasse mich von meinen Kollegen zum Panini-Bildchen-Sammeln einteilen. Und dafür, dass ich mich so gar nicht dafür interessiere, ist mein Album sogar ganz schön voll geworden.

Beim Bildchen-Sammeln stelle ich eines fest: ein paar von den Jungs, die da dem Ball hinterher jappeln, sind ja gar nicht mal so unknackig. Und nein, ich stimme jetzt keinen Lobgesang auf David „Becks“ Beckham an (der meiner Meinung nach gar nicht so toll aussieht), mein Liebling ist der Arsenal-Spieler Fredrik Ljungberg. Beim Anblick der blauen Augen sitze ich regelmäßig sabbernd vor dem Bildschirm. Und deshalb halte ich während der WM natürlich zu den Schweden. Dumm für mich, dass die im Achtelfinale ausscheiden. Danach entscheide ich mich, dass ich zu Brasilien halte, weil die ja mit Ronaldinho den besten Spieler der Welt haben. Naja, hat ihnen auch nicht viel geholfen. Und dann, als das Finale vor der Tür steht, entscheide ich mich für Frankreich, da die Franzosen mit Zinedine Zidane auch einen ziemlich knackigen Spieler haben.

… offensichtlich bin ich im Daumenhalten bei Fußballmatches eine ziemliche Niete, ich nehme also gerne eine Teilschuld auf mich, dass Italien nun Weltmeister ist…

Mittlerweile schaffe ich es, dass ich mir ein Fußballspiel im Fernsehen anschaue, ohne dass ich sofort schlecht gelaunt werde oder permanent herum nörgle. Gewiss, mit der Regionalliga-Ost kann man mich nicht ködern, aber Champions League funktioniert immerhin schon ganz gut bei mir. Und ich kann ja auch schon ein bisschen mitreden, da mir ein Arbeitskollege dankenswerterweise die Abseitsregel so erklärt hat, dass ich sie auch verstehe:

Stell dir vor, du befindest dich in einem Schuhladen und stehst an der Kasse. Vor dir in der Schlange steht nur noch eine einzige Dame, eine nette, sympathische Erscheinung. Sie scheint die Kassiererin zu kennen, die gehören wohl irgendwie zusammen. Auf einmal entdeckst du auf dem Regal hinter der Kassiererin ein Paar Schuhe, in das du dich sofort verliebst. Du hast zwar schon genügend Schuhe, aber dieses Paar ist einzigartig, du musst es einfach haben, dieses Paar ist nur geschaffen worden, um dir zu gehören, du musst es besitzen, damit dein Leben glücklich weitergeführt werden kann, es geht nicht mehr ohne dieses Paar!

Plötzlich bemerkst du, wie die Dame vor dir in der Schlange, mit demselben Paar liebäugelt... die blöde Kuh! Per Blickkontakt signalisiert sie, dass das Paar nicht in deine Hände gelangen soll. Ihr beide habt nicht genügend Geld dabei, um das Paar zu bezahlen. Vordrängeln macht keinen Sinn ohne bezahlen zu können. Die Verkäuferin schaut euch geduldig an und wartet. Deine Freundin, die gerade im Laden andere Schuhe anprobiert, erkennt deine missliche Lage und reagiert, wie es natürlich eine solidarisch-loyale Freundin, wie man sie in einer Extremsituation wie dieser brauch, tut.

Sie plant, dir ihre Geldbörse zuzuwerfen, damit du das hinterhältige, fiese Biest vor dir, geschickt umrunden und die Schuhe kaufen kannst. Sie wird dir den Geldbeutel über sie hinweg nach vorne werfen, und während dieser sich in der Luft befindet, umrundest du das Miststück, fängst das Geld und kaufst blitzschnell die Schuhe.

Aber! So lange deine Freundin den Akt des Zuwerfens nicht abgeschlossen hat, d.h. das Geld sich noch in ihrer Hand und nicht in der Luft befindet, darfst du dich beim Überholen zwar auf gleicher Höhe, aber nicht schon vor der anderen Kundin befinden...

...andernfalls bist du im Abseits!

Ja, eigentlich eh völlig logisch – aber mit Shopping verstehe ich fast alles. Und seitdem schaffe ich es immer wieder, dass ich Freunde mit einem gekonnten „Schiri, was ist, hast Paradeiser auf den Augen? Das war doch eindeutig Abseits!“ überrasche. Und ich freue mich schon auf die EM nächstes Jahr in Wien – ich glaube, man wird mich ein paar Mal auf der Fanmeile vor dem Rathaus antreffen.
--lilith-- - 12. Sep, 11:45

ja, und dann gibts da noch das passive abseits.. aber davon wissen die meisten männer nichtmal was ;)

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