Samstag, 10. Februar 2007

Machtfragen

In Beziehungen ist es ja zumeist so, dass Einer der Beiden die Hosen anhat, sprich: ein Partner ist meist eher der dominante Part, und ein Partner eher der Nachgiebigere. Und diese Machtverhältnisse sind zumeist schon lange festgelegt und werden kaum hinterfragt und noch seltener verändert. Ich habe bis jetzt immer angenommen, dass die Machtverteilung in einer Beziehung durch das Zusammenraufen in der Kennenlernzeit festgelegt wird – seit gestern frage ich mich, ob ich wohl recht damit habe…

Ich treffe meinen Freund Ulrich und seine bezaubernde Freundin auf mehrere Drinks in einem sehr schrägen Lokal im 19. Bezirk - kaum zu glauben, dass der 19. in dieser Hinsicht außer zahlreichen Heurigen und ähnlichen Touristenfallen etwas zu bieten hat. Wir bestellen die Eigenkreation des Wirten, einen Drink namens „Mexiko“ (Corona mit Tequila, Limetten und Orangen – schmeckt gar nicht mal schlecht) und diskutieren über dies und das. Irgendwann nach dem ersten Drink, als der Tequila langsam zu wirken beginnt, kommen wir zu den essentiellen Themen des Lebens und wir beginnen uns über Beziehungen und die Probleme von Singles, eine Beziehung zu bekommen, zu unterhalten.

Ich stelle meine Lieblingsfrage „was meint ein Mann, wenn eine Frau fragt ‚unternehmen wir mal etwas?’ und er sagt ‚ja, gute Idee, ruf ma uns z’samm’“? Die Liebste meines Freundes meint sofort „da ist dann kein sonderlich großes Interesse vorhanden – forget him!“. Ich bin sofort geneigt, ihrer Meinung zu glauben – spiegelt sie doch exakt meine eigene Meinung zu diesem Thema wider. Dann überrascht mich Ulrich jedoch mit einigen sehr tiefsinnigen Ansichten zu diesem Thema, über die ich seitdem nachdenke.

Ulrich – seines Zeichens schon bald 36 Jahre lang ein Mann und deshalb für mich mit seinen Ansichten durchaus ein repräsentativer Vertreter seines Geschlechts – hat eine ziemlich interessante These zu diesem Thema: doch, in diesem Fall ist beim Mann sehr wohl Interesse an der Dame vorhanden. Ok, Ladies, diesen Satz müssen wir erst mal wirken lassen…

Ich versuche also, mich von meiner Überraschung zu erholen (und rekapituliere im Geiste, wie viele mögliche Beziehungen ich mir wohl schon vergeigt habe, weil ich immer die falschen Schlüsse gezogen habe – nein, für diese Berechnung bin ich eindeutig noch nicht betrunken genug) und meine „ja, aber wie ist das – melde ich mich in diesem Fall bei ihm oder warte ich, bis er mich anruft?“ Die Liebste meines Freundes ist der Meinung, dass „die Frau ruft an“ doch etwas ‚desperate’ wirkt und man gerade zu Beginn einer möglichen Beziehung dem Mann das Gefühl geben muss, dass er die Frau auch vermissen kann. ‚Kann er mich da schon vermissen, wenn wir uns erst einmal gesehen haben und er mich noch gar nicht kennt?’ frage ich mich im Stillen. Daraufhin überrascht mich Ulrich mit der Antwort „wenn du dir diese Frage stellst, hast du ihn in Wahrheit schon verloren!“. Überraschung auf den Damenrängen – große Überraschung…

Die Idee dahinter ist in Wahrheit sehr simpel: wenn frau sich die Frage stellt „soll ich ihn anrufen, oder warte ich wohl, ob er mich anruft?“ und das beliebte Spiel „wie fange ich mir Mann wohl ein?“ spielt, wird sie zunehmend unsicher und gibt ihre Macht sofort an den Mann ab. Unter den Männern ist allerdings Unsicherheit genauso groß geschrieben wie unter Frauen (gell, Mädels, das war uns neu) und es gibt viel zu viele Männer, die sich einfach nicht trauen, eine tolle Frau anzurufen. Weiters müssen wir Frauen berücksichtigen, dass ein Großteil der Männer eine so genannte „Handy-Allergie“ hat, und dass im geheimen Männerhandbuch in der Auflage aus dem Jahr 1963 auf Seite 438 der Satz „der Mann hat die Frau anzurufen“ offiziell gestrichen wurde.

Außerdem – und das ist Ulrichs' Kernaussage – finden Männer es irre sexy an einer Frau, wenn sie weiß, was sie will (nämlich ihn) und sie sich nicht davor scheut, es von ihm zu verlangen. „Du sollst dich nicht fragen ‚soll ich ihn anrufen oder warten, bis er anruft’, sondern du nimmst einfach das verdammte Telefon in die Hand, rufst ihn an und sagst ‚hey, ich gehe am Freitag am Abend weg und ich möchte, dass du mit dabei bist’.“ Einfach schon bevor überhaupt geklärt ist, ob es eine Beziehung wird oder nicht, klarstellen, dass frau die Macht nicht aus der Hand gibt, dass man auch ohne den betreffenden Mann ein tolles Leben hat und ihn definitiv nicht benötigt, sich aber dennoch freut, wenn er ein Teil dieses tollen Lebens ist.

Die Kunst dahinter ist, dass frau bei dem Anruf nicht ‚desperate’ wirkt, sondern bestimmt, nicht „wollen wir etwas unternehmen?“, sondern „ich unternehme das und ich mag, dass du dabei bist!“. Kein Frage- sondern ein Ausrufezeichen.

Viele Männer wollen nicht das Gefühl vermittelt bekommen, dass sie unser Prinz sind, der am weißen Schimmel uns entgegengaloppiert und uns aus unserer verzweifelten Singlelage rettet – da sind sie schneller weg als frau „wollen wir was zusammen unternehmen?“ sagen kann. Meinem Freund zufolge finden es wahre Männer irre cool, wenn die Frau diejenige ist, die den Schimmel reitet und verwegen genug ist, das zu fordern, was sie will.

Ladies, ich weiß nicht, was ihr jetzt macht, ich geh nun jedenfalls vor den Spiegel üben…

Samstag, 3. Februar 2007

What have I done to deserve this?

Die Buddhisten glauben an die Macht des Karmas. Das ist in Wahrheit eine feine Sache, besagt es doch nichts anderes, als dass wir für gute Taten belohnt und für böse bestraft werden. Weiters funktioniert das Karma ähnlich einem Girokonto: man kann es ohne weiteres überziehen, braucht dann aber wieder viel Disziplin, um wieder auf Null bzw. ins Haben zu gelangen. Der Unterschied zum Girokonto ist, dass wir den Saldo ins nächste Leben mitnehmen. Aus diesem Grund achten die Buddhisten auch alle Lebewesen, denn es könnte in einem früheren Leben ihre Mutter gewesen sein. Und sie bemühen sich, Karmaschulden aus früheren Leben abzubauen und in diesem Leben keine neuen anzuhäufen. Seien wir ehrlich: wer möchte schon im nächsten Leben am unteren Ende der Nahrungskette herumvegetieren? Karma – die Schicksalsbuchhaltung.

Jeder Mensch hat auch von sich ein – zugegeben subjektives – Bild. Und wenn man ein bisschen in Selbstreflexion geübt ist und keine verzerrte Wahrnehmung von sich hat, kann man mit geübt-kritischem Blick recht gut einschätzen, ob der Karmasaldo wohl gerade im Soll oder im Haben ist. Rein subjektiv betrachtet nehme ich an, dass ich mit meinem Karma im Haben bin und noch dazu ein bequemes Guthabenpolster habe. Ich bin nett, hilfsbereit und neige weder zur Grausamkeit noch zur Bosheit. Subjektiv betrachtet müsste mein Karma sonnenhell strahlen. Und dennoch passieren ab und zu Dinge in meinem Leben, die mich über meinen Karmastatus nachdenken lassen…

Vor einigen Monaten war ich mit einer Freundin auf einem Konzert im Gasometer. Beim Eingang nehmen ihr die Security-Mitarbeiter ein Mini-Taschenmesser ab, das bestenfalls als Zahnstocher hätte fungieren können, geschweige denn als Waffe. Nach dem Konzert irren wir eine Zeitlang durch die Halle, um die Ausgabe der konfiszierten Gegenstände zu finden. Bis wir das Taschenmesser zurück und uns durch die Konzerthalle und den Gasometer zur U-Bahn-Station zurückgekämpft haben, dauert es schon eine geraume Zeit. Wir stehen am Bahnsteig und warten auf die nächste U-Bahn (die bei Konzerten zum Glück häufiger fährt). Endlich fährt ein Zug in die Station ein, alle drängen Richtung Türen. Vor mir steigt ein blonder Mann in den Waggon, und bevor ich über die Situation noch nachgedacht habe, entfährt mir ein „Was machst denn du hier?“. Der blonde Mann dreht sich zu mir um und ich sehe in die eisblauen Augen, die exakt die gleiche Farbe haben wie der Stein, der den Ring an meiner rechten Hand ziert. Diesen Ring habe ich im Sommer gekauft, am selben Abend habe ich diesen Mann kennen gelernt und am nächsten Morgen bin ich neben ihm in einer fremden Wohnung erwacht… Wir haben uns danach noch einmal getroffen, ein zweites Date war vereinbart, zu dem ist es dann aber nie gekommen.

Wir stehen zusammengepfercht in der U3 und ich verfluche mich insgeheim dafür, dass ich schon wieder mal meinen Mund nicht halten kann und dadurch – wieder einmal – in einer völlig absurden Situation gelandet bin. Und warum zum Teufel gibt es in der Wiener U-Bahn keine Löcher, in die man versinken kann oder Wände, hinter denen man verschwinden kann? Wie konnte darauf bei der Auftragsvergabe nur vergessen worden sein? Als ich für mich zu dem Schluss komme, dass diese Situation an Absurdität durch nichts überboten werden kann, straft mein One-Night-Stand meine Gedanken Lügen, indem er mich seiner Begleiterin (‚er hat doch gesagt, er ist nicht beziehungstauglich’ geht mir in dieser Sekunde durch den Kopf) vorstellt. Und sie sieht ja auch sehr nett aus und im Grunde meines Herzens weiß ich nun, warum er sich nicht mehr bei mir gemeldet hat. Ich zähle in Gedanken die Sekunden bis zur Station Landstraße, wo ich endlich aus diesem Waggon flüchten kann…

Am nächsten Tag, als der ärgste Schock verflogen ist, überlege ich, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass ich nach einem Konzert mit ca. 12.000 Besuchern, einem Irrweg durch die Halle und verstärkter U-Bahn-Frequenz bei der selben Waggontüre wie mein ONS einsteige. Ich komme zu dem Schluss, dass es wahrscheinlicher ist, einen Sechser im Lotto zu haben (ich sollte eindeutig Lotto spielen) und frage mich, was mir das Universum mit seinem sehr subtilen Humor mit dieser Aktion sagen will?

Das Dhammapada aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. meint folgendes: Wer andre Wesen quält, die auch nach Wohlsein streben, so wie er selbst, der hat kein Glück im nächsten Leben. Wer andre Wesen schont, die auch nach Wohlsein streben, so wie er selbst, der findet Glück im nächsten Leben.

Ich komme zu dem Schluss: es muss sich um schlechtes Karma handeln. Da ich mir in diesem Leben keiner Schuld bewusst bin, die diese Strafe des Universums rechtfertigen würde, gibt es nur eine mögliche Erklärung: ich muss aus meinen vorangegangenen Leben eine unglaubliche Karmaschuld mit mir herumschleppen. Wahrscheinlich war ich irgendwann mal Massenmörder, und die öffentliche Vierteilung war noch nicht genug Strafe. Demütig stelle ich fest, dass mir wohl nichts anderes übrig bleiben wird, als jeden Tag eine gute Tat zu begehen und zu hoffen, dass ich im nächsten Leben kein Regenwurm werde und dass ich in rund 5 Leben die letzte Karmaschuld abbezahlt haben werde…

Ich finde Karma echt scheiße!

Dienstag, 30. Januar 2007

Bilderauswahl

Ein lieber Freund ist mit einer Frage an mich herangetreten: warum haben rund 80 % aller Frauen im Singlebörsenprofil Partyfotos? Soll das signalisieren: Ich bin eh nicht alleine, ich hab super viele Freunde… Tja, warum wohl, begann ich zu grübeln…

Vielleicht geht’s einigen von euch so wie mir: ich mache um jeden Fotoapparat einen riesengroßen Bogen. Weniger, weil ich so hässlich bin (gut, vielleicht hab ich mich im Laufe der Jahre einfach an den Anblick gewöhnt, wäre möglich…), sondern vielmehr, weil ich auf Fotos absolut schrecklich aussehe (finde ich zumindest). Da pappen die Haare immer platt am Kopf, ich schneide gerade eine unpassende Grimasse oder habe einen Gesichtsausdruck, wo ich mich hinterher frage, was ich gerade in dieser einen Sekunde gedacht haben mag… Wobei ich das Phänomen nicht verstehe, mit einem Spiegel hab ich zB überhaupt kein Problem. Für mich ist es daher immer etwas schwierig, wenn mich jemand fragt „hey, kannst mir ein Foto von dir schicken?“ – einfach wegen der simplen Begründung: Leute, i hab keins… (zumindest keines, auf dem ich wie ein Mensch aussehe…) Von diesem Standpunkt aus betrachtet denke ich mir mal, wenn man schon auf so Großfestlveranstaltungen geht, dann sind da immer Unmengen von Partyfotografen, und am nächsten Tag stehen die Bilder unbarmherzig im Internet. Ein Click, und das Ding ist auf der Festplatte gespeichert, ein weiterer Click, und das Bild hängt schon im e-mail. Praktisch, oder? Soviel zu These Nummer eins – Partyfoto, weil Fotografieverweigerer.

These Nummer zwei wäre schon etwas wissenschaftlicher: Forscher haben herausgefunden, dass Frauen einen Mann anziehender finden, wenn er von einer anderen Frau angelächelt wird (ich nehme mal an, das funktioniert umgekehrt genauso). Das macht evolutionstechnisch betrachtet durchaus Sinn: wenn ihn eine andere Frau anlächelt, dann hat sie schon etwas Nettes, Liebenswertes an diesem Mann gefunden. Das heißt, er ist es durchaus wert, dass man einen zweiten Blick auf den Kerl wirft. Die Chance, dass er ein Prinz ist und kein Frosch, ist damit erhöht, man braucht nicht soviel Zeit auf die Partnersuche verwenden und kann sich gleich an das Wichtigste aus Sicht von Mutter Natur machen. Ob Mutter Natur gefunden hat, dass lächelnde Männer besser die Wohnhöhle bewachen können als grimmig dreinschauende? Nein, ich denke sicher völlig falsch.

Vielleicht hängt da auch ein bisschen Neid dahinter, so nach dem Motto „die lächelt ihn an, also muss er nett sein – den will aber ich!“. Oder – etwas boshafter, aber auch möglich – „die scheint ihn zu mögen, ob ich ihr den wohl ausspannen kann?“ (wen das Ganze detaillierter interessiert, der möge die Geschichte hier https://science.orf.at/science/news/146919 nachlesen - da sind auch Fotos dabei, wo man selbst überprüfen kann, wen man attraktiver findet – funktioniert aber nur für Frauen). In dem Sinne, liebe Leute: am Besten Fotos mit andersgeschlechtlichen Freunden ins Singleprofil hängen und euch von denen anhimmeln lassen – sollte vom wissenschaftlichen Standpunkt aus die Chancen erhöhen, dass ihr als attraktiver empfunden werdet. Das ist doch mal was ganz Neues: nicht schön saufen, sondern schön lächeln – ist doch viel netter und macht am nächsten Tag keine Kopfschmerzen.

These Nummer drei beleuchtet das Problem von einer anderen Seite: warum stellen Frauen Fotos von sich und einer anderen Frau ins Netz? Soll das die Fantasie anregen, in etwa nach „Süßer, uns gibt’s im Doppelpack“? Ich persönlich denke, dass der Grund hiefür wesentlich simpler gestrickt ist.

Ich erinnere mich an eine Ö3-Comedy aus dem vorigen Jahr: der Singlepodcast für Frauen. Eine Stimmenimitatorin hat Fiona Swarovski imitiert, und diese hat Tipps zum Aufriss gegeben. Natürlich macht man sich zuvor besonders hübsch zurecht, frau möchte ja schließlich die Blicke der Männer auf sich ziehen. Dazu benötigt man aber unbedingt weibliche Begleitung, deshalb sollte frau eine Freundin dazu überreden, sie zu begleiten – aber nur, wenn die Freundin um etliches unattraktiver ist als man selbst. Neben dieser Freundin wirkt man selbst dann wie der Lottohauptgewinn… (wer Interesse am gesamten podcast hat, bitte hier https://oe3.orf.at/comedy/stories/93841/ nachhören). Das Ganze kann man natürlich auch via Internet spielen – einfach ein Foto von sich selbst und der Freundin (wobei: ob das eine wirkliche Freundin ist, wenn man sie so missbraucht…) hinstellen, und hoffen, dass die Männer denken „hey, die Kleine ist ja ein Hauptgewinn, wenn ich mir so anschaue, was da noch alles herumläuft…“. Nicht nett, ich weiß…

Aber vielleicht sollen Partyfotos wirklich nur signalisieren: ich bin gerne unterwegs, ich bin leutselig und es gibt Menschen, die mich mögen – da ich selbst nur ungern fotografiert werde, werde ich diese Beweggründe wohl nicht herausfinden…

Sonntag, 28. Januar 2007

Was Frauen wollen

Wonach suchen wir Frauen, wenn wir uns nach einem neuen Lebensabschnittspartner umsehen? Softie oder Macho? Wollen wir nach dem ersten Date ein „ich liebe dich“ ins Ohr geflüstert bekommen oder wollen wir drei Monate darauf warten? Wollen wir angerufen werden oder rufen wir lieber selbst an? Ein guter Freund hat unlängst zu mir gemeint „Ihr Frauen seid doch oxymoronische Wesen“. Seitdem grüble ich darüber nach, ob er wohl Recht hat, oder ob es am klassischen Sender-Empfänger-Problem liegt, dass Männer uns Frauen nicht verstehen bzw uns für widersprüchlich erachten.

Aus einigen Gesprächen mit verschiedenen Männern glaube ich herausgefunden zu haben, dass viele Männer nach dem Binärprinzip funktionieren: 0 oder 1, ja oder nein, ganz oder gar nicht. Wir Frauen sind da in der Regel vielschichtiger, wir funktionieren nach dem „ja, aber…“ Prinzip.

Das „ja, aber…“ Prinzip ist in Wahrheit sehr simpel aufgebaut. Ja, wir sind unabhängig und eigenständig, aber er soll uns trotzdem die Türe aufhalten und uns in den Mantel helfen. Ja, wir sind emanzipiert und in der Lage, den ersten Schritt zu tun, aber wir erwarten trotzdem, dass er uns anspricht bzw als Erster anruft und somit sein Interesse signalisiert. Ja, wir sind starke Amazonen und wollen aber trotzdem wie eine Prinzessin behandelt werden. Und auf das alles wollen wir ihn nicht hinweisen müssen, sondern wir möchten, dass er uns von sich aus so behandelt.

Wenn uns nun aber so ein Mann über den Weg läuft, und uns wie eine Königin behandelt, uns auf Händen trägt und frau mit ihm über alles sprechen kann, was sie bewegt, dann ist für den Mann das nächste Problem im anrollen: er ist der wundervollste Mensch auf der Welt, weil er ständig ein offenes Ohr für uns hat und für jede kleine Sorge einen wundervollen Rat weiß. Er ist fortan unser allerbester Freund, den wir aufrichtig lieben, und wir fragen uns, warum ausgerechnet dieser unglaubliche Mann noch immer Single ist… Und freuen uns, dass wir Harry’s These aus „Harry und Sally“ widerlegt haben, der ja gemeint hat „Männer und Frauen können nicht miteinander befreundet sein – der Sex kommt ihnen immer dazwischen“.

Wollen wir also einen Mann kennen lernen, ihm tief in die Augen sehen und danach in Susi-und-Strolch-Manier einen Teller Spaghetti mit ihm teilen? Für einige Frauen ist das vielleicht erstrebenswert und der gelebte Gipfel der Romantik. Mir persönlich wäre das viel zu langweilig. Wenn ich die Wahl habe zwischen McDreamy, der wohl an mir interessiert ist, sich aber nicht für und nicht gegen mich entscheiden kann, oder O’Malley, der mich offen vergöttert, der bereit ist, mich auf Händen zu tragen und der mir jeden Wunsch von den Augen ablesen wird und mir nie in meinem Leben Leid zufügen wird, warum würde ich mich trotz allem für McDreamy entscheiden? Warum würde ich die sichere Bank zugunsten der Ungewissheit aufgeben?

Es liegt vielleicht daran, dass ich nicht auf ein Podest gehoben werden möchte, auf dem ich dann stehe und angehimmelt werde. Ich möchte erstens das Gefühl haben, dass auch ich um diese Beziehung gekämpft habe und dass sie mir nicht untätig in den Schoß gefallen ist. Weiters möchte ich wissen, dass ich mich an meinem Partner reiben kann, dass er nicht alles, was ich sage oder tue kommentarlos hinnimmt. Ich will an ihm und mit ihm wachsen und mich weiter entwickeln. Er soll mir Flügel verleihen und mir dennoch einen sicheren Boden bieten. Und wenn wir im Kino in einem Schnulzenfilm sitzen, freue ich mich, wenn ich in seinem Augenwinkel eine Träne glitzern sehe, selbst wenn er hinterher beschwören wird, dass ihm ein Brösel vom Popcorn ins Auge gefallen ist. Ich möchte, dass der Mann an meiner Seite das Potential hat, dass ich ihn jeden Tag von neuem entdecke, dass das, was gestern gegolten hat, heute um 180° anders ist. Er soll meine Neugierde auf ihn jeden Tag von neuem entfachen und mir jeden Tag das Gefühl geben, dass ich ihn wieder ein kleines Stückchen mehr erobert habe.

Bin ich damit widersprüchlich? Vielleicht nicht unkompliziert und einfach in der Handhabung, aber mit Sicherheit nicht langweilig und berechenbar. Und macht es nicht den Reiz in der Liebe aus, dass da immer etwas Unvorhergesehenes kommen mag?

Somit kann ich den Männern nur folgenden Rat mitgeben: wenn eure Angebetete eine Romantikerin ist, dann seid ihr Strolch. Wenn ihr hingegen dieses Prinzessinnen-Gen fehlt, und sie eine richtige Drama-Queen ist, dann gebt ihr dieses Gefühl der Dramatik. Seid einfach ein bisschen widersprüchlich…

Samstag, 27. Januar 2007

Feste feiern...

Ein, zweimal im Jahr kommt es vor, dass ich am Morgen mit einem kleinen Lied auf den Lippen erwache: „Ich wach auf am Nachmittag, der Sodbrand ist enorm. Ja, gestern war ich wieder gut in Form… Im Gaumen sitzt der Beelzebub, das Aug’ ist dunkelrot, die Hypophyse spielt das Lied vom Tod… Und während ich mich übergeb’, schwör’ ich mir ferngesteuert – sofern den Tag ich überleb – es wird nie mehr gefeiert…“

Himmel, ist mir vielleicht schlecht… Ich liege im Bett, versuche mich zu orientieren und mache halb besinnungslos eine kurze Bestandsaufnahme: der Kopf nimmt jede Lageänderung sehr krumm und kommentiert dies mit einem dröhnenden Schmerz. Der Magen heult mit den Wölfen, und der Geschmack im Hals… da gibt es ja den geflügelten Spruch „als ob ein Hamster dort verreckt wäre“. Das war kein Hamster, das war ein Hamster samt seiner gesamten Sippschaft, sie waren alle räudig und ihr Todeskampf muss lange und sehr bitter gewesen sein. In diesem Augenblick überlege ich mir, wie vorteilhaft nun eine Beziehung wäre: ich könnte jammern und würde bemitleidet, ein lieber Mensch kocht mir pausenlos Kamillentee und besorgt Zwieback, damit ich was zum Bröseln habe und reicht mir liebevoll die Großpackung Kopfschmerztabletten bzw den Putzeimer… Wir Singlefrauen haben es da unendlich schwieriger – Mitleid redet uns nur das Spiegelbild zu, den Kamillentee bekommen wir gar nicht, weil wir ihn erst besorgen müssten (ebenso den Zwieback), die Kopfschmerztabletten sind im höchsten Regal in der Wohnung (und mit dem Restalkoholgehalt klettern gehen? Ganz schlechte Idee…) und die Haare sollte frau sich sicherheitshalber mit einem Haarband zurückstreifen, denn da ist niemand, der sie im Fall des Falles aus dem Gesicht halten könnte… Aber Probleme sind dazu da, um sie zu lösen (aber lieber nicht in Alkohol), stellt sich die Frage: wie bin ich in diese Situation gekommen?

Ein besonders lieber Mensch in meinem Leben feiert Geburtstag. Und wie es sich für so einen Anlass gehört, geht man feiern, in unserem Fall in ein stylishes Weinlokal in der Innenstadt. Die Runde wird größer, alles nette Menschen, mit denen man schon viel Zeit verbracht hat und viel gefeiert hat. Man sitzt beieinander, plaudert, trinkt ein Gläschen, plaudert, trinkt ein Gläschen… Einige von uns haben Geschenke mitgebracht, die das Geburtstagskind auspacken darf. Geschenk auspacken, Geburtstagskind hochleben lassen, anstoßen, trinken, Geschenk herumreichen, bewundern, kurz einen Schluck trinken, Geschenk weiterreichen, wieder trinken. Das Tageshighlight unter den Geschenken war ein kleiner Stress-Ball. Diese Dinger sind sehr praktisch, weil man munter auf sie einschlagen kann, ihnen unpassende Namen geben kann und einfach die geballte Wut an ihnen auslassen kann. Das ist doch gelebte political correctness! Dieser Stress-Ball ist noch dazu sehr putzig und sieht aus wie „Barba-Mama“ von den Barbapapas. Wir reichen Barba-Mama reihum, und da wir schon einiges an Wein intus haben, ist die Assoziation nahe, dass dieser Stress-Ball eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Beckenbodentrainer hat.

Vom Beckenbodentrainer ist es nur noch ein kurzer Weg, um auf das Thema Dildos und Vibratoren zu kommen, inklusive Vor- und Nachteile der einzelnen Modelle. Die Männer am Tisch beginnen von ihrer wilden Jugend zu erzählen und auf wie vielen Bartresen sie im Laufe ihres Lebens schon gestrippt haben, die Stimmung steigt von Glas zu Glas und das Niveau sinkt unaufhaltsam. Mein Sitznachbar bemerkt mein Bettelarmband, das unter Anderem von einem entzückenden Paar Handschellen geziert wird und fragt mit einem bedeutungsvollen Grinsen im Gesicht, ob diese Handschellen wohl auf eine gewisse Neigung hinweisen. Da ich schon gut eine Flasche Wein intus habe, bekommt mein Nachbar für diese Frage keine gescheuert, sondern die Antwort „das soll mich jeden Tag an meine Wünsche erinnern, die ich mir noch erfüllen möchte“. Er zwinkert mir bedeutungsvoll zu und meint „solltest du bald mal ausprobieren – ist sehr schön…“

Die Runde wird kleiner und kleiner und wir sind mittlerweile bei den One-night-stand Erfahrungen gelandet und den Vor- und Nachteilen einiger Sexpraktiken. Das Thema macht durstig, wir trinken eifrig weiter. Die Oenologen unter uns meinen, dass es eigentlich ein Verbrechen ist, was wir mit den guten Tropfen da machen, in dem Zustand, in dem wir uns befinden, wäre es doch wesentlich sinnvoller, den Wein aus dem Tetrapack zu vernichten – wir sind ohnehin nicht mehr in der Lage, einen Unterschied zu schmecken. Wenn schon untergehen, dann teuer und mit Stil, beschließen wir – und kippen noch ein Achterl. Jemand ordert Zigarren für den Tisch, ich maule, wie sehr ich doch den Geruch von Zigarren hasse, der Zigarrenraucher meint „und, schon mal gekostet?“. Nein, natürlich nicht, und mit etwas weniger Alkohol im Blut wäre mir bewusst gewesen: bloß nicht auch noch rauchen, denn nur trinken bringt Kopfschmerzen am nächsten Tag, aber Alkohol in Kombination mit Rauchen, das führt zu einer zweitägigen Übelkeit, die durchaus biblische Ausmaße annehmen kann. Aber die Vernunft ist vor rund 2 Stunden bewusstlos geworden, also…

Irgendwann stellen wir fest, dass die Sperrstunde schon lange überschritten ist, die Zigarren ausgepafft sind und endlich der Wein soweit dezimiert ist, dass man den Rest getrost stehen lassen kann, ohne das Gefühl zu haben, etwas Wesentliches verpasst zu haben. Wir verlassen schwankend das Lokal und suchen uns den nächsten McDonalds, um noch etwas Festes zu uns zu nehmen. Irgendwann zwischen einem Bissen McChicken und einigen Pommes fällt mir ein, dass ich am nächsten Morgen zeitig aufstehen muss (die Erkenntnis kommt wahrhaftig spät) und suche mir ein Taxi, das mich nachhause bringt.

Zuhause geht mir – metaphorisch gesprochen – ein Teil des Abends nochmals durch den Kopf. Ich falle wie tot ins Bett und wache am nächsten Morgen wie gerädert auf. Mir ist übel, mir ist schwindlig, der Kopf tut weh, der Mundgeruch könnte als chemischer Kampfstoff gelten. Und dieser Durst! Das wird zwei Tage dauern, bis ich da „Brand aus“ melden werde können. Ich suhle mich in meinem Elend und überlege: ob es das wohl wert war? Soviel Leid, ich werde Tage brauchen, um mich davon wieder rückstandsfrei zu erholen. Also, seien wir ehrlich! Ganz ehrlich? Aus tiefster Überzeugung: ja!!! Das war es absolut wert!

Mittwoch, 24. Januar 2007

Tage wie dieser...

Es gibt so Tage, die haben schon von Beginn an nicht den Funken einer Chance, „unser“ Tag zu werden. An diesen Tagen häufen sich schon von Anfang an große und kleine Alltagskatastrophen, sodass frau geneigt ist, an ihrem Karma zu zweifeln.

Meistens beginnen diese Tage mit einem Blick in den Spiegel und der Feststellung „Bad-hair-day“. Alle Versuche, die Biester dazu zu überreden, sich doch noch bändigen zu lassen, scheitern. Fluchend steht man im Badezimmer und überlegt, wie die Situation noch gerettet werden kann. All die tollen Vorschläge, die in den diversesten Frauenzeitschriften für diesen Notfall propagiert werden, stellt man in dieser Sekunde fest, sind zwar fürs Fotoshooting recht nett anzuschauen, aber absolut nicht alltagstauglich (schon mal Frauen mit Kappen in Büros gesehen? Beim Gang durch die Kantine würden die Kollegen einen anstarren wie einen rosa Elefanten…). In diesem Fall bleibt nur übrig, die Haare zähneknirschend irgendwie am Kopf festzutuckern und das Beste aus der Situation zu machen.

Mit dem vergeblichen Versuch, die Haarpracht doch noch irgendwie zu stylen, vergeudet man natürlich wertvolle Zeit, die gerade in der Früh ohnehin immer viel zu knapp bemessen ist. Natürlich hat gerade an diesem Tag die Bluse, die man anziehen wollte, einen Fleck, und mit der Alternativbluse sieht das Outfit nicht halb so edel aus wie geplant (wobei – mit der Frisur…) . Es ist kein Frühstück mehr im Haus, beim Schminken gelingt der Lidstrich auch nicht so wie sonst, die Strumpfhose hat eine Laufmasche… Gehetzt stürzt man 10 Minuten später als gewohnt aus dem Haus, auf dem Weg zur Straßenbahn bemerkt man, dass man das Handy zuhause liegen gelassen hat, umdrehen ist aber auch nicht mehr möglich, weil man gerade zum Sprint in Richtung Straßenbahn angesetzt hat (merke: der Satz „Männern und Öffis läuft man nicht nach“ hat etwas sehr wahres, vor allem, wenn frau in Heels zum Sprint ansetzt…).

Keuchend und schwitzend sitzt man nun in der Straßenbahn, die Mitfahrenden starren einen an, als ob man der personifizierte „fliegende Holländer“ ist, natürlich nerven kreischende Schulkinder und rempelnde Pensionisten, und der Geruch in der Straßenbahn war auch schon mal besser…

Die U-Bahn danach ist gesteckt voll, der Garfield-Cartoon in der U-Bahn-Zeitung ist von der superlangweiligen Sorte, und das Tageshoroskop für den Wassermann meint „Unter dem Jupiter-Einfluss sind Streitigkeiten unter den Kollegen vorprogrammiert. Erledigen Sie Ihre Arbeit penibel und gehen Sie Ihrem Chef besser aus dem Weg.“ Na super, hätt’ nicht irgendwas in Richtung „Trotz widriger Umstände wird der Tag besser, als er begonnen hat – seien Sie zuversichtlich!“ drin stehen können. Oder „Auch wenn Sie sich heute nicht rasend toll finden, lächeln Sie Ihre Umgebung an, Ihr Lächeln wird von einer sympathischen Person erwidert werden“? Nein, natürlich nicht, ich hasse es, wenn die Sterne Recht haben.

Im Büro begrüße ich die Kollegen mit einem lauen „Guten Morgen, könnte einer von euch mir bitte den Kaffee über die Hose schütten, damit ich meine Tageskatastrophe hinter mir habe und es nur noch besser werden kann?“. Der Boss ist an diesem Tag natürlich blendend gelaunt, das Telefon läutet ständig wegen Nichtigkeiten und die Kollegen nerven. Ein rascher Blick auf die Tagesspeisekarte der Kantine – war ja eh klar…

Aber wozu hat man Freunde? Liebe Freunde, die sofort verstehen, wie schrecklich es mir geht, die mir Mut zusprechen, mich mit einem Witz aufmuntern und mir erklären, dass ich trotz allem auch heute kein hässliches Entlein bin, sondern der strahlende Schwan. Ach ja, blöd, das Handy liegt zuhause und die Telefonnummern sind dort eingespeichert (verdammte moderne Technik, wo ist die gute alte Zeit geblieben, als wir noch ordentliche Terminkalender hatten, wo alle Adressen eingetragen waren und wir vor allem die Telefonnummern noch auswendig gewusst haben…).

Aber es gibt ja immer noch das e-mail, doch ein „Hoch!“ auf die moderne Technik! Ok, erstes mail „Hallo meine Schöne! Puh, wenn ich den heutigen Tag ohne Verletzung überstehe, kann ich mich glücklich schätzen, bis jetzt ist einfach alles schief gegangen und es ist einfach nur furchtbar“, dann die rhetorische Frage an diesem Tag „Und, how’s life treatin’ you?“. Zweites mail, andere Freundin „Hallihallo, fängt dein Tag heute auch so bescheiden an? Bei mir ist heute alles so furchtbar“. Drittes mail, diesmal an den besten Freund „Hi mein Schatz! Heute läuft alles schief und die Welt ist einfach nur furchtbar zu mir – kannst du mich bitte, bitte etwas aufmuntern?“ So, die mails sind draußen, jetzt kann ich mich zurück lehnen und die Welle an Mitgefühl erwarten, die in den nächsten Minuten über mich hinwegschwappen wird und meine verletzte Seele streicheln wird.

Hach, Freundin 2 hat schon geantwortet – click – nein, verflixt, es ist der Abwesenheitsassistent, stimmt, die ist ja diese Woche auf Urlaub… Freundin 1 antwortet zwischenzeitig auch „Hallo mein Engel! Mein Auto ist heute früh nicht angesprungen und ich bin zu spät zu meiner Besprechung gekommen. Die Werkstätte hat mir mitgeteilt, dass es ein gröberer Schaden ist und ich mit einer happigen Reparatur rechnen muss. Und ich muss am Nachmittag noch zu meinem Lieblingsklienten…“ – Ach, der geht’s auch nicht besser als mir. Genau genommen geht’s ihr sogar noch schlechter, und ich fühl mich nun mies, weil ich sie angesudert habe und nicht die treue Freundin war, die wie ein Fels in der Brandung hinter ihr steht… Vom besten Freund keine Antwort – eh klar, Männer… Am Ende dieses Tages kommt ein mail von ihm, mit den Worten „Sorry, war den ganzen Tag in einem Besprechungsmarathon – Notfall, you know. Tut mir leid für dich, dass dein Tag so schlimm war.“

Ich beginne zu überlegen: warum gibt es Tage, an denen es bei jedem schief läuft? Hat sich das Universum an diesem Tag gegen die Menschheit verschworen? Ist Unglück in Wahrheit magnetisch und zieht sich gegenseitig an? Ist der Zufall doch nicht normalverteilt, sondern tritt gehäuft auf? Es ist doch schlimm genug, wenn einer einen furchtbaren Tag hat, um das kosmische Gleichgewicht nicht ins Wanken zu bringen, muss jemand anders im Freundeskreis doch zum Ausgleich einen super guten Tag haben, damit er mir durch meinen schlimmen Tag durchhelfen kann. Aber nein, wir sind alle nur zur Unterhaltung des höheren Wesens über uns da – wir müssen wohl lernen, mit dieser Situation umzugehen.

Ich rufe hiermit den „armes-Hascherl-des-Tages-Contest“ aus. Jeder darf mitmachen, und derjenige, der die meisten Punkte hat, muss von allen anderen bemitleidet werden – diese haben absolutes Suderverbot. Ich biete 50 Punkte für den Bad-hair-day, 10 Punkte für den Fleck auf der Bluse, 20 Punkte, weil ich kein Frühstück hatte, 10 für das miese Tageshoroskop und 20 für das grausliche Kantinenessen. Wer bietet mehr?

Dienstag, 23. Januar 2007

Small world

Wie oft ist es schon vorgekommen: man lernt einen x-beliebigen Menschen kennen, kommt ins plaudern und stellt plötzlich fest, dass man einen oder mehrere gemeinsame Bekannte hat. Der Satz, der in diesem Fall wohl am häufigsten bemüht wird, ist „die Welt ist doch ein Dorf…“.

Genau genommen ist die Welt eine „small world“, wie der Psychologe Stanley Milgram in den 60er Jahren herausgefunden hat. Er hat untersucht, wie oft man einen Brief weiterschicken muss, um ihn von Person A zu Person B zu befördern. A hatte dabei die Anweisung, wenn er B nicht kennt, dann soll er den Brief jemanden schicken, von dem er denkt, dass er B kennen könnte. Milgram wollte in seinem Experiment die Zwischenschritte zählen, die der Brief benötigt, um zu seinem Empfänger zu gelangen. Und es waren erstaunlich wenige Zwischenschritte, die man benötigt, um zwei völlig unbekannte Menschen miteinander zu vernetzen – genau genommen sind es im Durchschnitt 6.

Nun sind wir aber normale Durchschnittsmenschen und keine höheren Mathematiker oder Psychologen. Wir finden diese Info somit witzig und fragen uns: was kann ich damit anfangen?

Nein, wir beginnen nicht mit Prominenten – das ist nämlich viel zu einfach. Jeder kennt wen, der wen kennt, der einen Promi kennt. Und es würde jeden erstaunen, wie wenige Zwischenschritte man benötigt, um z. B. den mächtigsten Mann der Welt zu erreichen (mein persönlicher Bush-Faktor ist 4, was ich für mich schon als sehr bedenklich empfinde).

Nein, ich spreche vom gelebten Alltagsleben: 6 Schritte, um jeden Menschen auf der Welt zu erreichen. Und wenn es nur 6 Schritte benötigt, um mit jedem Menschen auf der Welt vernetzt zu sein, dann muss es entsprechend weniger sein, um jeden Wiener zu erreichen. Grad innerhalb einer Altersgruppe sind die Menschen sehr stark miteinander vernetzt, und auch, wenn diese Netzwerke „lose“ sind, so sind diese losen Verbindungen oft die effektivsten.

Die meisten Jobs werden z.B. auf diese Weise vermittelt. A trifft B im Supermarkt/in der Bar/am Fußballplatz und erzählt ihm, dass er einen neuen Job sucht. B fällt ein, dass ihm C erzählt hat, dass in dessen Firma eine Stelle frei geworden ist und ruft C am nächsten Tag an – der Job ist vermittelt, bevor er noch ausgeschrieben worden ist.

Auch das ist ja alles schön und gut zu wissen, aber sofern man grad nicht auf der Jobsuche ist, wird man auch mit dieser Information relativ wenig anfangen können. Gut, dehnen wir das Denkmodell auf einen Bereich aus, der doch für jeden (besonders für die Singles unter uns) interessant ist: 6 Schritte, und man hat den persönlichen McDreamy an der Angel. Nur 6 Kontakte aktivieren und man hat die Liebe des Lebens gefunden – warum damit noch kein Partnerinstitut inseriert hat…

Lustigerweise kommt man ja auch erst im Nachhinein drauf, wie nahe man seiner Liebe die ganze Zeit über gewesen ist – wieder ein Beweis dafür, dass das Universum eine sehr subtile Art von Humor hat. Der süße Kerl mit den eisblauen Augen, den frau in der Bar aufgerissen hat – tja, seine Schwester ist die Arbeitskollegin meiner Cousine. Die große Liebe meines besten Freundes? Die Studienkollegin seiner Sandkastenfreundin. Der Flirt auf der letzten Party? Der beste Freund eines Studienkollegen… Die Liste lässt sich beliebig lang fortsetzen.

Und es wäre ja auch unendlich praktisch: man wird von jemanden vorgestellt, der beide kennt und beide mag (damit wird automatisch signalisiert „wenn ich ihn/sie nett finde, wirst du ihn/sie garantiert auch mögen“), wird ein bisschen gelobt (oder „schöngeredet“), vielleicht weiß der Kuppler auch ein paar Gemeinsamkeiten – stundenlanger Gesprächsstoff wäre quasi garantiert.

Wie stellt man’s aber intelligenterweise an? Sicher, man könnte bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Bemerkung fallen lassen, dass man gerade auf Partnersuche ist. Die Freunde werden das im besten Fall auf Dauer als lästig empfinden, bei Familienfeiern wird man als „schwer vermittelbar“ belächelt. Wenn’s ganz schlimm kommt, rechnet einem die Urstrumpftante vor, wie laut die biologische Uhr schon tickt und gibt den weisen Rat, dass frau nicht so wählerisch sein soll, bevorzugterweise mit dem beliebten Spruch „bist haglich, bleibst übrig“. Im Office ist man mit solchen Aktionen sehr rasch das Gesprächsthema bei Kopier- und Faxgeräten, in der Kantine dreht man sich nach einem um und man wird das Gefühl nicht los, dass da hinter dem Rücken getuschelt wird… Wobei man grad am Arbeitsplatz den stille-Post-Effekt nicht unterschätzen darf, und aus „XY ist grad auf Partnersuche“ wird über „XY ist grad verlassen worden“ sehr rasch „XY hat eine böse Scheidung hinter sich“, weil „XY hat seine Frau betrogen“ – autsch, Bumerang… Und in Wahrheit sehr, sehr unpassend (das Leben ist definitiv einfacher, wenn man das Privatleben nicht mit ins Office nimmt).

Somit habe ich auch keine Lösung für dieses Problem. Mir bleibt aber die Hoffnung, dass der Eine oder Andere beim Lesen dieser Zeilen vielleicht denkt „na ja, für mich ist sie vielleicht nichts, aber ich kenn da wen…“

Montag, 22. Januar 2007

Friends don't let friends dial drunk

Ich glaube, jeder ist schon einmal in dieser Situation gewesen: das erste Date in einem netten Lokal, man unterhält sich, lacht viel, hält Augenkontakt, die Körpersprache des Gegenüber signalisiert "yepp, find' dich nett" und die Zeit verrinnt im Fluge. Wenn man - so wie ich - Anhänger der "altmodischen" Variante ist, dann kommt beim Aufbruch aus dem Lokal nicht das berühmte "zu dir oder zu mir?".

Nein, man geht nervös aus dem Lokal raus, und fragt sich, ob man wohl zum Abschied einen Kuß bekommen wird oder das keusche Wangenbussi. Diese 30 bis 45 Sekunden sind spannungsmäßig nicht zu überbieten, vielleicht tun wir uns deshalb immer wieder diesen Adrenalinstoß an. Meistens ist es so, dass in diesen letzten paar Sekunden das Schweigen unerträglich laut wird (ich nehme an, meine Begleitung stellt sich die selben Fragen wie ich - ich weigere mich zu glauben, dass ihm in dieser Situation "ob ich noch den Ankick vom Spiel darenn' " durch den Kopf geht). Also nimmt frau allen erdenklichen Mut zusammen und schneidet sich den folgenden Satz aus den Rippen: "und, sehen wir uns wieder?" Fünf kurze Wörter, die über Sein oder Nichtsein, Himmelhochjauchzend oder zu Tode betrübt, Hoffnung oder Resignation entscheiden.

Meine Begleitung dreht sich zu mir um, lächelt mich an (dieses Lächeln....) und sagt "ja, sehr gerne, ruf' ma uns z'samm." Ich bekomme ein Bussi auf die Wange (also zwar kein richtiger Kuß, aber immer noch besser als dieses Küßchen-Küßchen), ich lächle strahlend, drehe mich um und gehe. Nun nur nicht umdrehen, nur nicht umdrehen... Einfach den Eindruck vollendeter Coolness erwecken und dabei das Herz bis zum Hals schlagen spüren. Yesssssss!!! Wir werden uns wiedersehen!!! Er hat das Date genauso genossen wie ich und wir werden uns bald zusammenrufen und das nächste Date vereinbaren. Die Schmetterlinge fliegen Achterbahn im Bauch und der Himmel ist trotz der späten Stunde rosarot und hängt voller Geigen...

Am nächsten Tag in der Früh gilt der erste Gedanke beim Erwachen natürlich ihm und dem bald kommendem zweiten Date. Gleichzeitig ebbt die Wirkung der Endorphine ein bißchen ab und der Skeptiker in mir wird ebenfalls wach. 'Wir hätten uns ausmachen sollen, wer wen anruft und wann...' Ich schicke den Skeptiker weit von mir weg - ich bin verliebt, ich bin glücklich und er ist verrückt nach mir - er wird bald anrufen...

Spätestens zu Mittag meldet sich der fiese, miese Skeptiker wieder zu Wort und flüstert mir 'na, bis jetzt hast ja noch nicht viel von deinem Traumprinzen gehört' zu. Der Optimist, der gestern anscheinend mit der rosaroten Brille schlafen gegangen ist und sich seither geweigert hat, das Ding abzunehmen, ist überzeugt 'er ist ja schließlich auch ein cooler Typ, er wird nicht sofort anrufen, sondern wird mich ein bißchen zappeln lassen'.

Am nächsten Morgen ist die Verliebtheitseuphorie einem leisen Kater gewichen. Soll ich etwa anrufen? Am zweiten Tag nach dem Date? Nein, da wirke ich, als ob ich klammern wollte, und kein Mann mag es, wenn frau klammert. An diesem zweiten After-date-day beginnt der Kampf mit dem inneren Schweinehund. Ich versuche, meinen Impulsen und Wünschen (Handy rausnehmen und anrufen! Sofort! Ich muß unbedingt diese Stimme wieder hören) nicht nachzugeben sondern bleue mir mein Mantra ein "Geduld du haben mußt, dann ein Yedimeister aus dir werden wird." Das Telefon läutet in dieser Zeit natürlich immer noch nicht...

Je nach innerer Einstellung und Unterstützung guter Freunde (die Frauen meinen da immer "es ist ihm sicher was dazwischen gekommen, er muß sein Leben erst so umgestalten, damit du drin Platz hast", die Männer "naja, es war ja noch nix zwischen euch, also vergibst du dir nix, wenn du anrufst") bringe ich für 10 bis 14 Tage die Kraft auf, ihn nicht anzurufen. Spätestens aber 2 Wochen nach dem Date (das ich bis dahin in Gedanken 1.000 mal wieder durchlebt habe - auch Kakteen können ja schließlich von Luft leben) halte ich es nicht mehr aus und ich wähle die Nummer, die ich in den vergangenen zwei Wochen auswendig gelernt habe, Ziffer für Ziffer...

Es klingelt... das schöne, altmodische tut-tut, kein Welcomesound, der meine Nervosität irgendwie beruhigen könnte. Eine kurze Panikattacke schwappt in mir hoch 'ich hätte die Rufnummernunterdrückung aktivieren sollen - was, wenn er sieht, wer anruft und nicht abhebt' - 'sei keine Lusche' schieb ich den Gedanken von mir... in der Sekunde hebt er ab. Blablabla, ja, hatte viel zu tun, blablabla, ja, wollt nur fragen, wie's dir geht, blablabla... Mir rennt die Zeit davon, denn nur die wenigsten Männer telefonieren ebensogern wie ich, also schneid ich mir wieder einen Satz aus den Rippen (wobei da auch schon mindestens eine Niere dabei ist) "ja, ich wollt nur fragen, wir haben doch beim letzten Treffen gemeint, wir unternehmen mal wieder was, wie schauts aus bei dir, hast Zeit und Lust was zu unternehmen?". Ja klar, gerne, nur in den nächsten zwei Wochen schauts a bissl schlecht aus (ich wußte es, er hat nur zuviel Streß gehabt und hat sich genau deshalb nicht gemeldet! Hah, Skeptiker, kusch und Hundeplatz!), "ruf' ma uns z'samm..." - aufgelegt...

Da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor... Was macht frau in dieser Situation? Das, was jede Frau macht - sie bespricht das Telefonat mit der besten Freundin. Diese sieht die Situation genauso wie ich "naja, Interesse muß da sein, sonst hätt er ja auch 'nein' sagen können...". Genauso seh ich das auch - ein 'nein' kostet schließlich grad am Telefon nix! Und "es ist gut möglich, dass er im Moment viel zu tun hat, erinner dich, als wir in der Situation waren, da wären wir mit einem Date auch überfordert gewesen..." Ja, meine beste Freundin, sie ist die allerklügste und allerweiseste Frau, die ich kenne... Am nächsten Tag wird sicherheitshalber noch eine mail-Umfrage im Freundeskreis gestartet, und alle sind sich einig "wenn er kein Interesse gehabt hätte, dann hätte er dir das gesagt" - somit wird die Hoffnung wieder für eine zeitlang genährt...

... es ist wohl überflüssig, dass ich hier und jetzt erwähne, dass er nicht mehr angerufen hat. Ich beginne darüber nachzudenken: warum hat er nicht beim ersten Date beim Abschied gesagt "Du, war ein total netter Abend, aber ich möchte dich doch nicht mehr wiedersehen" oder "in nächster Zeit habe ich viel um die Ohren - ich werde mich eher nicht bei dir melden" oder "ich find dich total nett, aber du bist einfach nicht mein Typ". Oder wenn er es mir schon nicht ins Gesicht sagen kann, dass er mir wenigstens am Telefon absagt, sodass ich dieses Weichei dann immerhin aus tiefster Seele für das nicht vorhandene Rückgrat verachten kann...

In diesem Sinne, liebe Männer: Frauen wollen angerufen werden. Ihr habt ihre Telefonnummer? Benutzt sie! Alles, worauf sie länger als zwei Tage nach dem Date warten muss, wird von ihr als Verstoß gegen die Menschenrechtskonvention gewertet. Und glaubt mir, die besten Freunde von eurem Date werden in dieser Zeit wie die Hunde leiden, weil sie euer Date wieder und wieder vorgekaut bekommen und jeden Satz analysieren müssen. Sie werden euch dafür zutiefst hassen. Und - sind wir doch ehrlich - niemand möchte von wildfremden Menschen gehaßt werden... Ist doch so wahnsinnig schlecht für das eigene Karma und das Ego...

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