Samstag, 3. März 2007

Weckruf

Ab und zu muss auch frau sich eine kleine Auszeit gönnen, und letztes Jahr habe ich da etwas besonders Entspannendes entdeckt: Thermenurlaub… Den ganzen Tag lang entweder im Hausanzug oder gar im Bademantel durch die Gegend laufen, Massagen, Maniküre, Pediküre, einfach alles, was ein weibliches Herz höher schlagen lässt. Und zusätzlich: klösterliche Ruhe. Es läutet nicht ständig das Telefon, niemand belästigt einen mit Gott-weiss-was, frau bekommt endlich mal genug Schlaf ab – perfekt! Die Therme, die ich mir ausgesucht habe, ist Bad Waltersdorf mit dem dazugehörigen Quellenhotel – sehr angenehm, da kaum Kinder dort sind, die lärmen, kreischen und im Pool herumpritscheln. Da sind mir die Senioren sehr viel lieber, auch wenn ich nach einer Woche genug vom Anblick von Krampfadern und Hängepos habe.

Auf alle Fälle genieße ich die Entspannung. Und da ich am nächsten Morgen zeitig (also um neun Uhr) eine Massage habe, gehe ich entsprechend früh schlafen, da ich ja ausgeruht sein möchte, damit ich die Massage besonders genießen kann. Irgendwann vor Mitternacht dämmere ich somit süß und selig dem Träumeland entgegen…. Ich liege also im Bett und schlafe meinen verdienten Schönheitsschlaf… Plötzlich schlägt mein Handy an, als Klingelton plärrt Meredith Brooks „I’m a bitch“ durch das Hotelzimmer. Mich reißt’s aus dem Bett. Völlig desorientiert lange ich nach dem verdammten Krachmacher und luge auf’s Display. Ulrich…

Ulrich ist eine Unibekanntschaft von mir – er war da einer meiner Vortragenden. Und da er nur drei Jahre älter ist und ein lustiger Typ obendrein, sind wir auch nach der Uni befreundet geblieben. Ich schau auf die Uhr – 1:30 Uhr - und denke mir „oh mein Gott, was ist passiert?“. Ich melde mich verschlafen „ja, bitte?“ und gähne herzhaft in’s Telefon. Auf der anderen Seite Ulrich „Ja servus, du, wir sitzen da grad nett bei mir beieinander und haben grad festgestellt, dass es so schad’ ist, dass du net da bist“ … Stimmt, in dieser Woche veranstaltet Ulrich ja zahlreiche „Freunde-zusammentrommel-Abende“, er hat mich ja auch eingeladen aber ich hab wegen meines Urlaubs abgesagt. „Mhm….“ – mehr ist um diese Uhrzeit nicht aus mir herauszubringen. „Ja und weißt du, direkt gegenüber von mir sitzt Alfons, dein zukünftiger Ehemann, und er möchte unbedingt mit dir telefonieren.“ Grummel… „ok, Ulrich, wie viel hast du getrunken?“ – „Nein, ich bin nicht betrunken, und der Alfons will unbedingt mit mir sprechen“ – ich gähne nocheinmal herzhaft – „kannst du mir bitte kurz die Caro geben?“

Caro ist eine meiner besten Freundinnen, und auch, wenn sie mir nicht erzählt hat, dass sie an diesem Abend bei Ulrich ist, weiß ich dennoch, dass sie da ist. Fünf Sekunden später flötet Caro ins Telefon „Hallo Mausimaus, du der Alfons ist ein ganz ein Lieber“ Allein beim Namen „Alfons“ hab ich einige Bilder, die durch meinen Kopf geistern, und keines dieser Bilder passt auch nur ansatzweise in mein Beuteschema. „Schatzl, hast du einen groben Blick auf die Uhr geworfen? Ich schlaf schon…“ – „Ja, das mag schon sein, aber er ist wirklich süß“ – „Gut, dann schnapp du ihn dir, have fun and use condoms“. „Naja, weißt, für mich ist er nix – aber für dich wäre er perfekt!“ – „Du, die Diana ist doch sicher auch da…“ – „Ja, freilich“ – „…dann soll die sich doch mit ihm beschäftigen – könnt’s mi bitte weiter schlafen lassen….“ Der Unterton in meiner Stimme wird flehentlich – Boshaftigkeit geht nur, wenn ich wach bin. Aber Caro ist nicht zu bremsen „Wart, ich schick dir ein Foto von ihm aufs andere Handy“. Dreißig Sekunden später piepst das zweite Telefon. Ich linse auf das Bild – ein dunkler Fleck auf dunklem Hintergrund, das Einzige, das ich erkenne, ist, dass Alfons dunkle Locken am Kopf hat. Ich grummle in das Telefon „Süße, du weißt schon, dass Alfons nicht mein Beuteschema ist sondern eher deins – ich steh’s mir nicht so auf Dunkelhaarige mit Glutaugen, ich mag lieber die Blonden, Blauäugigen…“ Caro zwitschert in das Telefon „du, wart mal kurz…“

Am anderen Ende eine Männerstimme „Gutten Takkk….“. Na leiwand, ein Scherzbold obendrein – Caro, ich bring dich um, und Ulrich gleich mit dazu! „Mhm….“ – ich versuche krampfhaft, nicht wach zu werden, bloß nicht zuviel reden oder die Augen aufmachen, sonst bin ich hellwach und kann mir für den Rest der Nacht den Schlaf in blasslila aufzeichnen… „Ja grüß dich, ich bin der Alfons“ – Ja, die Neuigkeit ist mittlerweilen bis zu mir durchgedrungen. „Mhm….“ – „Wieso bist du heute nicht zu Ulrich gekommen?“ – Verdammt, der Typ will wirklich eine Unterhaltung. Ich gähne demonstrativ in das Telefon (das muss er gehört haben) und murmle „Urlaub….“. „Hey, cool, wo bist denn hingefahren? Kann ich da auch hinkommen?“ Langsam werd’ ich unruhig – was soll der Scheiß? Aufwecken – ja, gut. Reden wollen – nojo… Besuchen kommen – vergiss’ es! Ein Gedanke schießt mir durch den Kopf – ich hab Caro wohl erzählt, wo ich hingefahren bin, aber die Gute hat sich das mit Sicherheit nicht gemerkt. Ich brumme also „frag die Caro, die weiß, wo ich bin“ ins Handy. Alfons stellt anscheinend die Frage ans Auditorium, wo ich zu finden bin. Caro jubelt im Hintergrund „ich weiß es, ich weiß es, sie ist im Hotel ‚Waldquelle’ in Bad Tatzmannsdorf“. Ich grinse still in mich hinein – auf meine Freundin und ihr schlechtes Gedächtnis ist in solchen Fällen einfach Verlass. Alfons fragt mich „Bist du wirklich im Hotel Waldquelle in Bad Tatzmannsdorf?“ Ich knurre ein kurzes „Yupp“ in den Hörer.

Alfons versucht tatsächlich, weiterhin eine Unterhaltung mit mir zu führen, und ich halte stur an meiner Taktik „nur nicht zuviel reden, vielleicht werd’ ich ja nicht richtig wach und kann dann weiterschlafen“ fest und bestreite – für Frauen absolut untypisch – den Großteil der Unterhaltung mit einem „Mhm….“. Irgendwann, nach einer guten halben Stunde, schaffe ich es endlich, dass ich den Typen abwimmle (auflegen hätte ja nichts gebracht, die Wahnsinnigen hätten ja wieder angerufen). Ich bin natürlich nun hellwach und liege bis vier Uhr morgens wach im Bett und frage mich „Warum? Und warum ich?“. Als am nächsten Morgen um halb acht Uhr der Wecker läutet, damit ich vor der Massage noch zum Frühstück komme, bin ich entsprechend gerädert und groggy. Zu meiner kleinen Genugtuung hat Caro ein wahnsinnig schlechtes Gewissen und als ich Ulrich um 14 Uhr anrufe, wecke ich ihn auch auf.

Einige Wochen später lerne ich Alfons tatsächlich kennen – als ich mich vorstelle, lacht er „du bist die Frau, die die ganze Zeit ins Telefon gestöhnt hat!“ Scherzerl, Bester, ihr habt mich aus den süßesten Träumen gerissen… Aber ja, er ist ein witziger, liebenswerter Kerl, halt überhaupt nicht mein Beuteschema (ich aber auch nicht seines) – er ist grob geschätzt zwei Köpfe größer als ich und wiegt – grob geschätzt – als Nasser rund die Hälfte von dem, was ich wiege. Aber ich unterhalte mich den Abend über köstlich mit ihm und stelle fest „vielleicht ist er nicht mein zukünftiger Ehemann, aber auf alle Fälle jemand, mit dem man höllisch viel Spaß haben kann“. Und finde die Telefongeschichte auf einmal gar nicht mehr so dramatisch.

Donnerstag, 1. März 2007

You can't hurry love

Die von mir sehr geschätzte und verehrte Angelika Hager, aka „Polly Adler“ hatte letztes Jahr einen genialen Satz in einer ihrer Kolumnen: „Am Ende des Tages gibt es nur eine Frage, und die lautet: kostet der Knabe Energie oder bringt er welche?“. Wieso ist es so wahnsinnig schwierig, sich zu verlieben? Warum nahezu unmöglich, sich in jemanden zu verlieben, der auch in einen selbst verliebt ist? Und warum gibt es trotzdem so viele Paare?

Ich lerne auf einer Party einen sehr netten Mann kennen. Wir unterhalten uns den ganzen Abend, lachen, tanzen, haben einfach Spaß miteinander. Und wir treffen uns sogar nach dieser Party in unregelmäßigen Abständen. Wenn er nicht bei mir ist, klopft mein Herz, ich schwärme von ihm und seinen unglaublich blauen Augen und male mir die Zukunft in den pastelligsten Farben aus. Wenn er bei mir ist… nun ja, dann ist es nett, aber irgendwie sprühen da keine Funken, die Knie werden nicht weich und ich bleibe weiterhin Herrin meiner Gedanken und finde sogar noch die Muße, seine Körpersprache zu analysieren. Bin ich verliebt in ihn?

Eines Tages kommt es, wie es kommen muss, und der Satz „ich mag dich, ich mag dich sogar sehr – können wir bitte Freunde sein“ kommt über seine Lippen. An dieser Stelle ein kleiner Tipp an die Männer: liebe Männer, ich weiß, in kitschigen Filmen wird dieser Satz verwendet und danach sind alle glücklich und zufrieden. Was euch anscheinend noch niemand gesagt hat (deshalb tue ich es hier): bei diesem Satz handelt es sich um reine Fiktion, und die Frau, die diesen Satz gesagt bekommt, wünscht sich in dieser Sekunde, dass ihr ihr stattdessen ein Messer in den Rücken rammt, das wäre nämlich ein humaneres Ende. Beziehungsweise wünscht sie sich ein Messer, um es in euren Rücken rammen zu können. Also am Besten für alle Beteiligten ist, ihr streicht diesen Satz aus eurem aktiven Wortschatz.

Ok, zurück zum Stück: bin ich nach diesem Satz verzweifelt, heart-broken und einfach schlichtweg am Ende? Nun ja, ich bin zugegeben sauer. Aber weniger, weil mir die potentielle Liebe meines Lebens durch die Lappen gegangen ist. Eher, weil ich ein bereits sicher geglaubtes Spielzeug nun doch nicht bekommen habe. Bin ich verliebt?

Eines anderen Abends laufe ich – zugegeben sehr betrunken – einem anderen Mann mit unglaublich blauen Augen (die blauen Augen häufen sich…) in die Arme und wie es in solchen Situationen gelegentlich unter Erwachsenen vorkommen mag, wache ich am nächsten Morgen nicht in meinem Bett und nicht in meiner Wohnung auf. Ich stelle fest, dass der Mann neben mir wohl sehr süß ist, aber die Situation ist irgendwie nicht „meine“, und so suche ich mein Heil in der Flucht – mit dem schalen Gedanken im Hinterkopf, dass ich sicher nicht die Erste und sicher nicht die Letzte gewesen bin, die auf diese Art und Weise seine Wohnung verlässt.

Einige Stunden später, als ich nicht mehr ganz so betrunken bin und mir nicht mehr so übel ist, rekapituliere ich die vergangenen Ereignisse und stelle fest, dass er ja eigentlich doch recht süß ist und dass der Start zugegeben nicht der verheißungsvollste ist, aber vielleicht ist er ja doch mein McDreamy… Ich investiere Unmengen an Energie, um den Kontakt wieder herzustellen, fiebere dann einem Date entgegen um hinterher festzustellen, dass ich ihn wohl nett finde, und er intelligent ist und er mich zum Lachen bringt, aber die Schmetterlinge erst wieder Stunden nach dem Date zu flattern beginnen – aber nicht währenddessen… Auch hier falle ich wieder kräftig auf die Schnauze. Bin ich verliebt?

Ja, natürlich bin ich verliebt. Aber nicht in den Mann, sondern vielmehr in die Idee, verliebt zu sein und von jemandem geliebt zu werden. Die Schmetterlinge im Bauch sind trügerische Verbündete, denn sie flattern erst, wenn’s eigentlich nichts mehr zum Flattern gibt und das vermeintliche Objekt der Begierde wieder außer Sichtweite ist. Und dennoch bin ich nicht bereit, auf die Stimme meines Körpers zu hören, sondern versuche Gefühle – sowohl bei ihm als auch bei mir - zu erzwingen. Und ich verschwende viel Energie (und natürlich auch Zeit) damit, mir diesen Mann in gewissem Sinne einzureden – der Kopf findet immer unendlich viele Gründe dafür, warum gerade eine bestimmte Person für uns „perfekt“ sein sollte (das finden auch oft Freunde – gebt es zu, ihr hasst den Satz „aber ihr würdet soooooooo toll zueinander passen“ genauso wie ich), leider ist aber der eigene Körper dann der Verräter, der nicht so mitspielt, wie er sollte.

Nüchtern betrachtet ist dieses Verhalten natürlich völlig kontraproduktiv. Und wenn ich mir einen gewissen gesunden Egoismus unterstelle, dann muss ich zugeben, dass ich mich mit dieser Vorgehensweise um das geilste aller Gefühle betrüge: dass mir ein Mensch den Atem, den Verstand und die Sinne raubt, dass mein Köper in seiner Gegenwart in Aufruhr ist, der Herzschlag beschleunigt, die Knie zittern, die Stimme stockt und ich mich hinterher dafür verfluche, dass ich keinen geraden Satz herausbekommen habe und insgeheim hoffe, dass es ihm ebenso ergangen ist und er deshalb meine vorübergehende Unzurechnungsfähigkeit nicht bemerkt hat. Das Tolle an richtiger Verliebtheit ist ja, dass man tagelang ohne feste Nahrung auskommt und trotz allem regelrecht high ist – sie schenkt also Energie. Wenn man aber nur in die Verliebtheit an sich verliebt ist, dann kostet sie sehr viel davon.

Es ist wie früher vor Weihnachten: auf die besten Geschenke muss man einfach warten. Umso schöner ist dann die Bescherung, wenn man das bekommen hat, was man sich immer erträumt und erhofft hat. In diesem Sinne verordne ich mir eine große Portion Geduld.

Montag, 26. Februar 2007

Forever young

Alle Jahre wieder komme auch ich in die Verlegenheit, dass ich meinen Geburtstag feiere. Da ich zu meinem Geburtstag beruflich ziemlich viel zu tun habe, findet die Feier immer einige Wochen nach dem Geburtstag statt, und es ist mittlerweile eine lieb gewonnene Tradition, dass ich anlässlich meines Ehrentages mit meinen Freundinnen essen gehe. Und damit es jedes Jahr eine Abwechslung gibt, überlege ich mir immer schon Monate im Voraus, wohin wir wohl gehen könnten, um einen schönen Abend zu verbringen. Das Lokal muss nämlich die folgenden Anforderungen erfüllen: es muss eine umfangreiche Cocktailkarte haben und da meine Freundinnen Naschkatzen sind, muss die Dessertkarte mehr als drei Speisen umfassen. Dieses Jahr habe ich das Lokal „Frank’s“ am Laurenzerberg ausgewählt – ein tolles Cocktailsortiment, eine noch beeindruckendere Nachspeisenkarte und das „dazwischen“ bietet auch für jeden Gaumen etwas, preislich auch im Bereich des leistbaren – einem schönen Abend steht somit nichts mehr im Wege.

Ein weiterer Vorteil vom „Frank’s“ ist, dass es fast direkt am Schwedenplatz liegt, und man damit nur zweimal umfallen muss, um im Bermudadreieck zu landen – mein Plan also ist: zuerst gut essen und ein paar Cocktails trinken und dann – Party!!!!! Vor allem, da ich die Wochen zuvor beruflich so eingespannt war, will ich es mal wieder so richtig krachen lassen, mit allem, was dazu gehört.

Zuerst aber das Abendessen – frau braucht ja schließlich eine gute Grundlage... Wir sitzen im Frank’s, studieren die Speisekarte rauf und runter und unterhalten uns über dies und das. Zuerst kauen wir die vergangenen Wochen durch und bringen unseren Klatsch und Tratsch auf den allerletzten Stand – wer im Freundeskreis ist frisch verliebt, wer ist frisch getrennt, und woran könnte es wohl liegen, dass sich ein Pärchen getrennt hat. Zusätzlich spielen wir unser Lieblingsspiel: wir beobachten die Gäste an den Nebentischen, versuchen zu erraten, wer wohl mit wem zusammen ist, ob es sich um das erste Date handelt oder ob sie schon länger zusammen sind, und worüber sie sich wohl unterhalten. Der Kellner bringt die erste Runde Cocktails, meine Freundinnen gratulieren mir nochmals – die Stimmung steigt.

In dieser Mädchenrunde bin ich am Papier die Älteste, die Jüngste ist fünf Jahre jünger als ich, aber ich hab mir über das Alter nie den Kopf zerbrochen, wir haben gemeinsam studiert, haben ähnliche Berufserfahrungen und haben immer noch den Kopf voller Flausen. Wir diskutieren, ob der Trend in Richtung „ältere Männer“, „gleichaltrige Männer“ oder „jüngere Männer“ geht, und einige sind der Ansicht, dass frau sich mittlerweile dem jüngeren Mann zuwenden sollte. Ich persönlich vertrete die Meinung, dass das Alter „passen“ sollte, und da ich in der Regel um rund 5 Jahre jünger geschätzt werde, als ich tatsächlich bin (ich bin in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts im Jahr des Tigers geboren – falls sich jemand die Mühe machen möchte um das nachzurechnen) habe ich auch kein Problem mit jüngeren Männern – es muss einfach für beide passen. Dadurch, dass ich jünger wirke, habe ich aus meinem tatsächlichen Alter noch nie ein Geheimnis gemacht, ganz im Gegenteil, ich finde es immer wieder witzig, wenn mich die Leute jünger schätzen und danach sehr verwundert sind, wenn ich mein wahres Alter oute.

In der Zwischenzeit beginnt meine Freundin Marlene von einem Arbeitskollegen zu schwärmen, den sie Freundin Diana vorstellen möchte. Diana lässt sich aber nicht wirklich von dem Angebot locken, ich denke mir ‚hey, der klingt ja ganz nett’ und sage zu Marlene „na, dann stell’ ihn mir doch vor!“. Marlene schaut mich an und sagt „du, der ist zu jung für dich“. Ich denke mir ‚naja, wie alt wird er dann sein – vielleicht 24, 25’ und frage „warum, wie alt ist er?“. Marlene antwortet „30“. Peng – die Ohrfeige sitzt. Ich beginne zu grübeln, warum ich auf einmal – wo doch der Trend am Tisch zuvor zum jüngeren Mann gegangen ist – mit 33 für einen 30jährigen zu alt sein soll... Aber egal, ich beschließe, wenn sie ihn mir nicht vorstellen will, dann soll sie sich den Typen ganz einfach auf den Bauch picken. Wir trinken weiter Cocktails, essen und plaudern, aber trotzdem ist die Stimmung bei mir nicht mehr dieselbe wie zuvor. Immer wieder frage ich mich „bin ich wirklich schon so alt?“.

Irgendwann, so gegen 23 Uhr, als der letzte Bissen vom Dessert verputzt ist, frage ich „und, Mädels, wie schaut’s aus? Gehen wir noch ins Marias Roses Tequila trinken?“ – mit dem Hintergedanken ‚da ist eine Disco, da kann man ein bissl shaken, und vielleicht lernt man ja wen netten kennen…’, immerhin ist ja mein Geburtstag, und ich möchte ja so richtig einen auf Party machen. Meine drei Freundinnen schauen mich mit verschlafenem Blick an und meinen unisono „ich bin schon so müde…. Ich möchte nur noch schlafen gehen….“

Blitzartig schießt mir durch den Kopf: mit zunehmendem Alter sinkt das Schlafbedürfnis, meine jungen Freundinnen sind hingegen völlig groggy und hören schon ihr Kopfkissen rufen. Somit habe ich quasi zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: da ich älter bin, brauch ich lang nimmer soviel Schlaf wie die Mädels und – ich schau noch lange nicht so alt aus, wie ich bin! Strahlend stelle ich fest, dass 33 eigentlich ein absolut geiles Alter ist, lache meine Freundinnen ob ihrer Antriebslosigkeit mit den Worten „Ihr seid’s doch Luschen!“ aus und zahle.

Und nächstes Jahr werde ich an meinem Geburtstag eine Kaffeejause für meine Mädels organisieren, damit sie rechtzeitig in die Federn kommen. Das Feiern wird ab dem nächsten Jahr den Großen überlassen.

Freitag, 23. Februar 2007

Gretchenfragen

Wer definiert, wann ein Paar ein Paar ist? Hängt es davon ab, wie oft man einander datet? Wie oft man miteinander telefoniert? Ob man sich küsst, Händchen hält oder miteinander schläft? Wann weiß man, dass man offiziell „vom Markt“ und mit jemandem "zusammen" ist?

Früher, in der Schule, war es einfach: da hat man während der Stunde einen Zettel zugeschoben bekommen, mit der Frage drauf „willst du mit mir gehen?“ und einem „ja“, einem „nein“ und einem „vielleicht“ zum Ankreuzen. Und wenn man „ja“ angekreuzt hatte, dann ging man mit dem Jungen, was soviel hieß, wie, dass man am Schulgang herumgeknutscht hat und miteinander Händchen gehalten hat. Wenn der Junge ganz besonders mutig war, hat er einen direkt gefragt und hat das mit dem Zettelchen ausgelassen – da war er dann ein wahrer Hero!

Für uns thirtysomethings ist die Sache nicht mehr so einfach: ab wann ist man liiert? Wenn man Sex and the City glauben mag, dann gibt es zur Beantwortung dieser Frage mehrere Möglichkeiten. These eins: Erst, wenn man das dritte gemeinsame Date überstanden hat, ist man ein Paar – selbst, wenn man nach dem ersten Date miteinander im Bett gelandet ist. These Nummer zwei besagt: man ist dann ein Paar, wenn man sich „exklusiv“ datet (also quasi „Dating-Monogamie“). These Nummer drei lautet: Solange er nicht „ich liebe dich“ gesagt hat, bist du frei wie ein Vogel. Bleibt immer noch die knifflige Problemstellung, wie man herausfindet, welcher These der Mann der Träume wohl Glauben schenken mag...

Nun ja, nachdem wir in good old Europe nicht alles kommentarlos importieren wollen, was sich die Amerikaner so ausdenken... versuchen wir es noch einmal: ab wann könnte man ein Paar sein?

Gerade zum Beginn, wenn alles noch so neu und so unbekannt ist und man den Anderen noch nicht so gut kennt und nicht einschätzen kann, ist man natürlich unsicher. Einerseits möchte man der ganzen Welt entgegenjubilieren „ich bin verliebt“ und „dieser Mensch gehört nun fix zu mir“, andererseits hat man Angst, dass sich der Andere dadurch eingeengt und unter Druck gesetzt fühlt, man legt jedes Wort auf die Goldwaage und hofft, dass man sich nicht den entscheidenden Faux-pas geleistet hat und am Ende des Tages doch wieder alleine dasteht.

Die heutige Zeit ist aber auch – beziehungstechnisch betrachtet - kompliziert und verwirrend: one-night-stands, more-night-stands, Affären, Sexbeziehungen und Kuschelfreundschaften (was immer das sein mag), kombiniert mit einer zunehmenden Beziehungsmüdigkeit aller Beteiligten und der Tatsache, dass man doch an lieb gewonnenen Gewohnheiten hängt und die eigene Freiheit nicht beschneiden lassen möchte – selbst, wenn man jemanden öfters als einmal datet, hat frau immer noch das Gefühl, Single zu sein. Es kann aber andererseits auch nicht der Fall sein, dass man erst dann offiziell Ex-Single ist, wenn man die Wohnungsschlüssel getauscht, die Familie des Anderen kennen gelernt hat oder überhaupt zusammenzieht. Wo ist der missing link geblieben?

Andererseits: ist es überhaupt relevant, dass ich das Prädikat „Freundin/Lebensabschnittspartnerin/Frau von XY“ aufgedrückt bekomme? Sind wir Frauen es so gewohnt, uns über fixe Beziehungen zu definieren, dass wir dabei ganz übersehen, dass wir eigenständige Persönlichkeiten sind? Bin ich ohne meine „bessere Hälfte“ unvollkommen oder gar fehlerhaft?

Ich denke, der Wunsch, sich offiziell als Teil einer „Beziehung“ zu deklarieren ist darin begründet, dass wir Menschen immer auf der Suche nach Sicherheit sind. Und es klingt einfach „fixer“, wenn ich von einem Mann behaupten kann „das ist mein Freund“ und ihm damit ein imaginäres Brandzeichen aufdrücke, als wenn ich sage „ich date jemanden regelmäßig“ oder „ich schlafe mit jemandem“. Andererseits sehe ich, dass diese Sicherheit, die eine „fixe Beziehung“ bietet, eine trügerische ist. Auch in einer deklarierten festen Beziehung bin ich nicht davor gefeit, dass der Mann an meiner Seite mich belügt, mich betrügt oder einfach eines Tages feststellt, dass wir uns auseinander entwickelt haben. Der Begriff „Beziehung“ befreit nicht davor, dass beide täglich an dieser Beziehung arbeiten. Und wenn man erkannt hat, dass man einen Menschen nicht mittels eines Begriffes an sich ketten kann, ist es eigentlich auch unerheblich, ob man für sich selbst sagt „ich bin Single“ oder „ich habe einen Freund“.

Abgesehen davon: als ich 17 war, hatte ich einen Freund. Jetzt mit 30+ finde ich diesen Begriff für mich nicht mehr wirklich passend. Und mir rollen sich – metaphorisch gesprochen – die Zehennägel auf, wenn ich jemanden als den „Lebensabschnittspartner“ von jemandem anderen vorgestellt bekomme – das ist irgendwie nichts Halbes und nichts Ganzes, schlichtweg, weil es die Trennung, die mit größtanzunehmender Wahrscheinlichkeit kommen wird (wenn schon die Scheidungsquote in Großstädten bei über 50 % liegt, wie hoch ist dann die Trennungsquote unter Paaren, die nicht den Gang zum Standesamt beschreiten?) quasi vorwegnimmt und somit in sich schon den Hang zur selbst erfüllenden Prophezeiung hat (denn wenn man annehmen würde, dass es ewig hält, könnte man ja die Eheschließung wagen). Ich habe somit für mich beschlossen, dass ich – solange niemand mit Kniefall und Tiffany-Ring um meine Hand anhält – auf Begriffsdefinitionen schlichtweg pfeifen werde.

Mittwoch, 21. Februar 2007

Lasterhaftes

Jeder Mensch hat seine kleine, individuelle Schwäche, um die er nicht herumkommt. Für den Einen sind das Zigaretten, ein Anderer kann auf sein Bier oder sein Achterl Rotwein nicht verzichten. Ein Dritter sammelt nach wie vor Klein-Bahnen. Ich teile mein Laster mit vielen anderen Frauen: Schuhe...

Der praktisch denkende Teil der Menschheit (= Männer) sieht Schuhe als das, wozu sie ursprünglich gedacht waren: ein Schutz für die Füße, einerseits vor Verletzungen, andererseits vor Nässe und Kälte. Und der praktische Mensch findet auch mit 5 Paar sein Auslangen, ein Paar schwarze Schuhe, ein Paar braune, ein Paar Sneakers, Hausschuhe und vielleicht noch Sandalen oder ähnliches für den Sommer. Die Schuhwahl wird nach folgenden Kriterien getroffen: passt der Schuh, drückt er wo, ist er bequem und schaut er so ähnlich aus wie das Paar, das ich stattdessen entsorge?

Wenn Frauen Schuhe kaufen, dann drücken sie meistens (vor allem seitdem die Modeindustrie uns eingeredet hat, dass Schuhe spitz zulaufen müssen), bequem sind sie nur, wenn man sitzt, und nein – unsere Schuhe schauen alle anders aus. Selbst wenn wir 5 Paar schwarze Pumps haben, können wir sie blind voneinander unterscheiden, und jedes dieser 5 Paar hat seine persönliche Daseinsberechtigung. Abgesehen davon – verglichen mit einem Herrenschuh bekommt man verdammt wenig Leder für verdammt viel Geld... Objektiv betrachtet sind Damenschuhe für die Frauen das reinste Verlustgeschäft – und doch sind wir ihnen verfallen, warum bloß ist das so?

Wenn Frauen Schuhe kaufen ist es wie bei der Partnersuche: man kann nicht einfach losgehen und sagen „so, heute wird’s was“, sondern frau muss sich mit der Bereitschaft, sich zu verlieben, auf die Suche begeben – wenn man sich nicht verliebt, dann geht man wieder alleine nachhause. Aber manchmal, wenn es Liebe auf den ersten Blick ist...

Spätestens seit Sex and the City sind Manolo Blahniks in aller Munde (und alle Modelle, die in der Serie gezeigt wurden, waren spätestens am Tag nach der Ausstrahlung ausverkauft). Männer schütteln den Kopf, wenn in der Serie der Preis für ein Paar silberfarbene Peep-toe Stilettos mit 485 USD beziffert wird. Frauen bekommen dabei glänzende Augen. Ich persönlich muss zu meiner großen Schande gestehen, dass ich noch keine Manolos in meinem Schuhschrank beherberge – der Wille wäre ja da gewesen, aber dummerweise (oder muss ich sagen: zum Glücke meiner Kreditkarte) gibt es in Wien keine zu kaufen, ich habe mir aber fest vorgenommen, beim nächsten London- oder New York-Trip in einen der beiden Manolo-Blahnik Stores, die es gibt, zu pilgern, damit diese Schuhsünde bald behoben ist.

Ich habe dafür ein anderes Paar von einem der Schuhgötter zuhause im Karton schlummern – ein Paar silberfarbene Fesselriemchensandalen von Jimmy Choo, rund 11 cm Absatzhöhe (man kann diese Schuhe nur tragen, wenn man Taxi fährt – gehen ist unmöglich), Kostenpunkt damals rund 500 EUR, bis jetzt zweimal getragen, jeder Schritt eine Qual – ich liebe sie... Ergattert habe ich die guten Stücke im Internet, und auch wenn man sie so vorher nicht probieren kann und quasi die Katze im Sack kauft (und auch ein Umtausch wäre quasi unmöglich – wobei: diese Wunderteile wieder hergeben ist ebenso unmöglich) - ich konnte ihnen einfach nicht widerstehen. Oder ein Paar knallrote Lackheels (Peep-toe) von Hugo Boss in Schlangenlederoptik, auch gute 11 cm hoch aber – im Gegensatz zu anderen Schuhen – bequem wie Hausschuhe und auch absolut bürotauglich, auch wenn der rote Farbton immer ein bisschen anrüchig wirkt... Und verglichen mit den anderen Schuhen mit 230 EUR geradezu ein Schnäppchen. Da verliebt man sich gleich noch ein kleines bisschen mehr in sie.

Was zieht mich so magisch zu diesen Schuhen hin? Warum gebe ich ein Vermögen für sie aus, wenn ich sie im normalen Alltag doch nie tragen werde, jedes Kopfsteinpflaster ein Verletzungsrisiko birgt und jedes Lüftungsgitter potentiell das Ende meiner Lieblinge bedeuten könnte? Vielleicht liegt es an diesem Cinderella-Feeling, welches schöne Schuhe vermitteln. Sie machen mich größer, machen die Beine länger und lassen mich einfach weiblicher erscheinen. Der Gang verändert sich, wenn frau Heels trägt, die Hüfte wiegt mehr und man kann sich nicht mehr so rasch und großspurig bewegen - mit den Trippelschrittchen wirkt man automatisch wie eine Prinzessin. Mit diesem Trick hat auch schon Marylin Monroe gearbeitet, ihr Gang wurde besonders wippend, weil ihr Schuster den Absatz eines Schuhes um einen halben Centimeter kürzte (und sie somit immer ein bisschen schief ging).

Vielleicht ist es auch die Tatsache, dass Heels einfach ein jedes Outfit veredeln, und frau auch mit einer Jeans und einem simplen T-Shirt blitzartig zur Königin werden kann - und der Neid unserer Geschlechtsgenossinnen ist uns sicher, was kann es schöneres geben? Dasselbe Outfit, mit Ballerinas (unendlich bequem, zugegeben...) und man zählt beinahe in die Birkenstock-Schlapfen-Kategorie (obwohl Birkenstocks auch sehr bequem sind, und dank Heidi Klum mittlerweile schon Kultstatus haben).

Liebe Männer, ich weiß, es ist schwierig zu verstehen, was in Sachen „Schuhe“ in uns Frauen vor sich geht. Mein Tipp: versucht gar nicht, es zu verstehen – akzeptiert es einfach. Nehmt es als einen Teil unserer persönlichen Schrulligkeit, in die ihr euch damals verliebt habt. Zieht keine Grimassen, wenn wir mit dem siebten Paar dunkelblaue Pumps auftauchen – lobt stattdessen unseren Jagderfolg (dunkelblaue Pumps sind in freier Wildbahn kaum aufzutreiben). Und lasst euch gelegentlich zu dem Kompliment „Heute trägst du wieder besonders schöne Schuhe“ hinreißen - wir werden euch dafür dankbar sein und euch eure Carrera-Rennbahn nicht ausreden...

Sonntag, 18. Februar 2007

Das tote Pferd

Eine Weisheit der Dakota-Indianer sagt: Wenn du entdeckst, dass du ein totes Pferd reitest, steig ab. Wann ist der Zeitpunkt gekommen, an dem man einen Kampf besser aufgibt? Wann sollte man Hoffnung begraben? Nicht umsonst heißt es ja „die Hoffnung stirbt zum Schluss“.

Wir Menschen neigen ja oftmals dazu, uns einige Situationen ‚schönzureden’. „Wirst sehen, im Job wird es bald bergauf gehen“, „dein Mann liebt dich von ganzem Herzen, wieso sollte er dich betrügen“, „das wird schon wieder“, „seine Ehe ist unglücklich, er wird sicher seine Frau für dich verlassen“ – solange wir nicht vor vollendete Tatsachen gesetzt werden, schützt uns ein bisschen Zweifel vor der grausamen Wahrheit. Und vielleicht hoffen wir ja auch, dass sich unser Problem, wenn wir einmal drüber geschlafen haben, von selbst in Luft auflöst. Leider tun dies Probleme in der Regel nicht, und irgendwann muss man sich damit auseinander setzten, und je länger man das Problem vor sich herschiebt, umso schmerzhafter wird diese Auseinandersetzung. Von dieser Seite her betrachtet wäre es sinnvoller, das Pflaster mit einem schnellen Ruck abzuziehen. Auf einer Zeitreihe betrachtet wächst die Hoffnung, je mehr Zeit man investiert.

Wenn man jemanden am Abend kennen gelernt hat und ihm die Telefonnummer gibt und er ruft nicht an, dann denkt man sich „Idiot“ und lässt die Sache auf sich beruhen. Hat man jemanden aber schon ein paar Mal getroffen und das Gefühl gehabt, dass Sympathie im Spiel ist, dann beginnt man zu hoffen, dass da vielleicht „mehr“ draus werden könnte. Und viele Frauen sind dann Meisterinnen im Erfinden von Gründen, warum er keine Zeit hat. Das wäre doch mal quasi ein Geheimtipp an die Herren: ruft im Bedarfsfall eure beste Freundin an und sagt ihr, dass ihr eine gute Begründung für dies-und-das braucht, sie wird euch sicher nicht im Stich lassen. Aber zurück zum Thema: in diesem Fall überlegt frau schon ziemlich lange, ob das Pferd nun tot ist oder nur schläft. Und verwendet Unmengen an Ressourcen, hauptsächlich in Form von neuen Klamotten, neuem Make-up und horrend vielen Handy-Gesprächsminuten, um diese Frage zu beantworten. Je nachdem, wie geduldig die Frau ist und wie süß der Mann, dauert es zwischen ein paar Tagen und einigen Wochen, bis sie dem Pferd den Totenschein ausstellt.

Aber eines Tages, da kommt McDreamy des Weges und sie lebten glücklich und zufrieden… Tun sie das wirklich? Irgendwann ist er nicht mehr so aufmerksam und sie beginnt zu hoffen, dass das nur eine Phase ist. Die Abende im Büro werden länger und die Geschäftsreisen werden häufiger, und sie hofft immer noch, dass in der Beziehung alles in Ordnung ist. Wenn er eines Tages seine Koffer endgültig packt und geht, steht sie vor den Scherben ihrer Beziehung und fragt sich, wie das nur hatte geschehen können. Die Hoffnung hat über einen langen Zeitraum den latenten Schmerz narkotisiert und sobald das Betäubungsmittel abrupt abgesetzt wird, treten die Schmerzen umso stärker auf.

Wann zahlt es sich aus, um etwas zu kämpfen? Nun, um eine noch nicht begonnene Beziehung zu kämpfen, wird die Mühe nicht lohnen: vielleicht findet er uns nett, aber halt nicht nett genug. Gefühle kann man weder herbeiwünschen noch erzwingen. Vielleicht muss man ab und zu einen Schritt zurück machen und aus etwas mehr Entfernung betrachten, ob alle Initiative nur von einer Seite gekommen ist. Wenn dem so ist, dann sollte man das Pferd vielleicht sanft entschlafen lassen.

Auch in einer bestehenden Beziehung sollte man überlegen: kämpfen beide um diese Beziehung oder verlangt einer vom anderen die Totalaufgabe seiner selbst, um die Beziehung aufrecht zu erhalten. Wenn mein Partner einen langen Forderungskatalog vorlegt, für den ich mich in alle Richtungen verbiegen muss, um ihn zu erfüllen, dann sollte man sich vielleicht überlegen, ob man dem toten Pferd gerade frisches Heu und einen neuen Sattel gekauft hat. Denn – wenn man alle Veränderungen wie gewünscht mitgemacht hat – ist man dann noch die Person, in die sich der Partner verliebt hat?

Ich will nun aber auch nicht propagieren, dass man sofort bei einem Anzeichen von Schwierigkeiten die Flinte ins Korn werfen soll – um etwas zu kämpfen ist gut und wichtig, sonst fällt es einem ja ohne Anstrengung in den Schoß und hat somit keinen oder nur geringen Wert. Man sollte aber im Kampf ab und zu innehalten und sich fragen „kämpfe ich noch für mich oder kämpfe ich schon gegen mich?“. Versuche ich, ein totes Pferd zu reiten?

Und wenn alle Stricke reißen, dann kann man ja immer noch zu dem Pferd gehen, es anstupsen und fragen „Du, Pferd, lebst du noch?“

Mittwoch, 14. Februar 2007

Rituale

Manchmal, wenn die Welt um mich herum zu toben beginnt, gibt es mir ein Gefühl der Sicherheit, wenn ich mich hinter einigen Ritualen verstecken kann. Diese Rituale vermitteln mir dann das beruhigende Gefühl, dass ich die Situation, mag sie noch so chaotisch, unbekannt und neu sein, gelassen, soverän und mit Ruhe meistere. Rituale sind quasi die ruhige Insel, auf die man sich bei Bedarf flüchten kann.

Man kann diese Rituale auch gerne mit einem kleinen bisschen Aberglauben gleich setzen. Gut, an die Sache mit den schwarzen Katzen glaube ich nicht, einfach, weil ich zwei Exemplare zuhause sitzen habe und die so oft um mich herumlaufen, dass ich einfach nicht mitzählen kann, ob die Katze nun von links oder von rechts gekommen ist und ob ich jetzt Glück oder Pech habe. Aber ich gehe nicht unter Leitern durch (ich hab es mal gemacht und habe mich dabei sehr, sehr unwohl gefühlt), ich hebe Geld auf, wenn ich es auf der Straße finde, und wenn es sich nur um ein Centstück handelt. Ich wünsche mir etwas, wenn ich ein Auto mit einer Nummerntafel sehe, wo die gleiche Ziffer dreimal hintereinander draufsteht, ich freue mich über ein positives Tageshoroskop und wenn mir ein Rauchfangkehrer über den Weg läuft, halte ich einen Knopf an meiner Kleidung solange fest, bis ich einen Briefkasten oder einen Hund sehe. Ich tue also mein Möglichstes, um das Gefühl zu haben, dass ich von positiver Energie – gutem Juju – umgeben bin.

Bei all den Ritualen muss man aber aufpassen, damit man nichts durcheinander bringt – Juju ist eine komplizierte Sache: bei einem Polterabend zerschlägt man Porzellan, denn „Scherben bringen Glück“, aber kein Glas, denn „Glück und Glas, wie leicht bricht das“. Manchmal sind sich die unterschiedlichen Autoren auch nicht einig, denn einige behaupten, man muss ein Hufeisen mit der Öffnung nach unten aufhängen, damit das Glück auslaufen und sich somit verteilen kann, wohingegen andere meinen, die Öffnung muss nach oben zeigen, damit das Glück nicht verloren gehen kann. Und ist Freitag, der 13. nun ein Glücks- oder ein Unglückstag? Wer ist der Herr über all diese Juju-Regeln, wer hilft uns, all dies nicht durcheinanderzubringen und somit großes kosmisches Unheil anzurichten? Denn ich bin mir sicher, auch beim Juju gilt die alte Juristenregel „Unwissenheit schützt vor Strafe nicht“.

Trotz aller Rationalität in unserem Leben drücken wir also Freunden die Daumen, wenn sie eine Prüfung haben oder unsicher sind, ob sie etwas schaffen, wir klopfen auf Holz, um ein Unglück nicht herbeizurufen, wir freuen uns, wenn wir vierblättrigen Klee finden ohne ihn suchen zu müssen und achten darauf, dass wir keine Spiegel zerbrechen, damit wir keine sieben Jahre Pech haben. Wir sorgen dafür, dass wir immer gutes Juju um uns haben.

Gibt es auch ein Single-Juju? Kleine Rituale, die uns Singles das Gefühl vermitteln, dass wir die Situation um uns herum doch im Griff haben? Ein kleines bisschen Liebeszauber, um das Universum gnädig zu stimmen? Oder zählt auch dies nur in die Kategorie „purer Aberglaube“? Und ist es statistisch erwiesen, dass die Sechser im Lotto an Singles gehen, denn „Glück im Spiel, Pech in der Liebe“? Nun ja, Lotto spiele ich schon seit ewigen Zeiten nicht mehr – hauptsächlich weil ich regelmäßig darauf vergesse – von daher habe ich kein Glück im Spiel, das Liebesglück sollte mir damit wohl sicher sein. Oder zählt dies nur, wenn man tatsächlich spielt und verliert?

Ich persönlich habe mein Dating-Juju, ein fixes Ritual, das ich vor Dates durchlaufe, das mir das Gefühl vermittelt „ich sehe toll aus, ich bin eine hinreißende Frau, und wenn das nicht reicht, dann war er nicht mein Mr. Right“. Die Nervosität wird dadurch vor dem Date nicht weniger – mir schlägt trotz Allem das Herz mindestens bis zum Hals. Und ich kann auch nicht behaupten, dass mir mein Dating-Juju bis jetzt viel gebracht hätte (sonst wäre ich wohl nicht mehr Single), aber es beruhigt mich etwas - meine Dates würden mit Sicherheit nicht anders verlaufen, wenn ich mein Dating-Juju mal auslassen würde (und es ist extrem zeitaufwendig: duschen, Haare fönen, Gesicht peelen, Feuchtigkeitsmaske, Maniküre, Pediküre, sorgfältig schminken und mindestens dreimal umziehen). Aber ich würde mich mit Sicherheit so fühlen, als ob ich unter einer Leiter durchgegangen wäre. Und würde alles als „böses Omen“ deuten, was mir auf dem Weg zum Date passiert. Mit meinem Dating-Juju im Rücken bin ich am D-Day sehr geneigt, jeden noch so klitzekleinen Hinweis als Zeichen des Universums zu deuten, dass es mir heute gnädig gestimmt sein wird und somit der Abend ein voller Erfolg werden wird.

Wenn ich dann in dem Lokal ankomme, stelle ich meistens fest, dass mein Date anscheinend kein vor-Date-Ritual durchläuft. Ein Mann würde nie auf die Idee kommen, sich wie eine Frau für ein Date aufzubrezeln. Er überlegt sich nicht, mit welchem Outfit er am attraktivsten aussieht, er zieht einfach Jeans und ein T-Shirt an. Ja, vielleicht duscht er vorher, aber die Rasur muss von in der Früh reichen, bzw lässt er einen verwegenen drei-Tage-Bart stehen. Vielleicht liegt es ja auch daran, dass der Mann das Date gar nicht als Date klassifiziert und somit gar kein Dating-Juju benötigt. Oder Männer sind einfach von vornherein die cooleren Knochen, die Juju als Weiberding abstempeln und die dem Schicksal offen ins Gesicht lachen...

Als vorsichtiger Mensch bin ich somit geneigt zu glauben „hilft’s nix, so schad’ts nix“. Wer weiß, wie mein Leben aussehen würde, wenn ich mich nicht um mein Juju kümmere. Vielleicht wäre es besser, vielleicht aber auch schlimmer. Und soviel Mut zum Risiko bringe ich dann doch nicht auf, dass ich meine kleinen Alltagsrituale einfach in den Wind schieße. Find a penny, pick it up, all day long you'll have good luck…

Sonntag, 11. Februar 2007

Be my Valentine...

Alle Jahre wieder, so sicher wie das „Amen“ in der Kirche, kommt er am 14. Februar, der zweitliebste Feiertag der Floristen nach dem Muttertag: der Valentinstag. Eigentlich war Valentin der Bischof von Terni, der heimlich Liebespaare nach dem christlichen Glauben getraut hat und sie mit Blumen beschenkt hat. Die von Valentin geschlossenen Ehen sollen dabei besonders glücklich gewesen sein. Soweit, so liebenswert. Das war leider nicht im Sinne des damaligen Establishments – vor allem, weil Valentin auch römische Soldaten getraut hat, die damals unverheiratet bleiben mussten – und so erging es ihm wie damals einigen seiner Zeitgenossen: er wurde enthauptet. Und allem Anschein nach hat er nach seinem Tode einige Wunder bewirkt, weswegen er zur Ehre der Altäre erhoben wurde. Soweit, so kirchengeschichtlich.

Ich erinnere mich noch an die „früheren“ Valentinstage in meinem Leben. Da haben meine Mutter und ich von meinem Vater immer Blumen geschenkt bekommen (das macht der Beste aller Väter übrigens immer noch – danke, Dad!) – was mich immer sehr gefreut hat. Als Teenie dann, als man schon einen Freund hatte, haben alle Freundinnen und andere missgünstige Wesen darauf gelauert, ob „er“ wohl mit Blumen vor der Schule stehen würde um mich abzuholen. Wenn nicht, war ich tagelang das Gesprächsthema in den Pausen und der Ruf war ruiniert. Es war also wichtig, am Valentinstag Blumen zu bekommen.

In der festen Beziehung hing der Himmel zu Beginn ohnehin ständig voll Rosen, egal ob Valentinstag oder nicht. Wenn die erste Verliebtheit dann abgekühlt ist, und der Alltag Einzug gehalten hat, fragt man sich, warum der Mann an unserer Seite nur noch am Valentinstag daran denkt, dass er mal Blumen mitbringt, und noch einige Zeit später denken wir zurück an die Zeit, als wir zum Valentinstag überhaupt noch Blumen bekommen haben. Der Valentinstag wird zunehmend bedeutungsloser.

Während bei mir der Valentinstag mehr und mehr zum non-event wird, kommt ein neuer Trend über den großen Teich geschwappt: der Valentins-Hype, und plötzlich wird es unendlich wichtig, dass man an diesem Tag möglichst viele Karten erhält – nicht die selbstgebastelte Variante, wie’s in den Staaten üblich war, sondern die selbstgekaufte – und alle möglichen Frauenzeitschriften reden uns ein, dass wir zum Valentinstag unbedingt rosenrote Fesselriemchensandalen (natürlich peep-toe) tragen müssen. Ich mein’ – hallo? Ich liebe Fesselriemchen, vor allem, wenn sie peep-toe sind, aber ab Mai, sicher nicht im Februar… Fast-Dating Agenturen veranstalten am Feiertag der Verliebten Speed-Datings, frei nach dem Motto „vielleicht wachen Sie am Valentinstag alleine auf, aber Sie müssen sicher nicht alleine schlafen gehen“. In nahezu allen Restaurants gibt es die romantische Candlelight-Dinner-Gruppenromantik-Veranstaltung, und ein „normaler“ Tisch ist an diesem Tag überhaupt nicht zu bekommen. Einige Lokale veranstalten Valentins-Parties, wo bei der Deko mit rosenroten Herzluftballons nicht gegeizt wird. Die Werbung redet uns ein, dass wir die Kreditkarten zu diesem Anlass besonders glühen lassen müssen, um dem Menschen, den wir lieben, zu beweisen, wie teuer er uns ist. Der Handel schickt Dankesgebete zum hl. Valentin, dass es gelungen ist, die Verkaufsflaute zwischen Weihnachten und Ostern endgültig abzuschaffen.

In mir drängt sich die Frage auf: sind wir wirklich nur Lemminge, die alles, was aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten kommt, kommentar- und widerspruchslos kopieren? Oder – noch trauriger – sind wir mittlerweile solche Konsumtrottel geworden, dass wir nur noch an die Liebe glauben, wenn unser Liebster für uns ein mittleres Vermögen ausgegeben hat? Müssen wir Singles uns als „Menschen zweiter Klasse“ fühlen, weil wir am romantischsten Tag des Jahres keine Verabredung haben?

Ich persönlich glaube: wenn ich einen Feiertag benötige um mich daran zu erinnern, dass in meine Beziehung Romantik gehört, dann ist die Romantik aus dieser Beziehung in Wahrheit schon lange verschwunden. Wenn ich glaube, teure Liebesbeweise notwendig zu haben, dann lasse ich eigentlich meine Zuneigung erkaufen. So betrachtet sollte man den Valentinstag wohl eher als „Romantiktodestag“ titulieren, bzw als den „Truth-day“ betrachten, an dem man erkennt, ob die Romantik schon vor langer Zeit gestorben ist.

Ich fände es viel schöner, wenn Paare jeden Tag aufs Neue feststellen, dass gerade heute wieder einer ihrer persönlichen Valentinstage ist, den sie nur mit einer besonderen Person teilen.

… und wenn ich unbedingt der Meinung bin, dass mein Leben Mitte Februar besser wird, wenn ich Blumen dubioser Herkunft in meiner Wohnung stehen habe, dann gehe ich einfach in die Blumenhandlung und kaufe sie mir selbst.

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